Herzkreislauferkrankungen sind in den Industrienationen neben Krebs die häufigsten Todesursachen. Doch die Zahl der Herzinfarkte ist seit rund zwei Jahrzehnten rückläufig. Während Menschen in Ländern mit mittlerem Durchschnittseinkommen wie Russland oder Brasilien immer häufiger erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck oder Übergewicht haben und in der Folge auch immer häufiger Herzinfarkte erleiden, geht die Herzinfarktrate in den Industrieländern nachweislich stetig zurück.
Warum dies so ist, wollen Forscher nicht nur theoretisch diskutieren. Eine Gruppe der Londoner UCL Medical School um Sarah Hardoon hat über den Zeitraum von fast 20 Jahren über 10.000 britische Beamte beobachtet, um dem Phänomen weiter auf den Grund zu gehen. Ziel der Untersuchung war, den Einfluss der unterschiedlichen bekannten Risikofaktoren für Herzinfarkte auf die rückläufige Infarktrate zu beurteilen. Während der Versuchslaufzeit von rund 20 Jahren ging die Herzinfarktrate jährlich um durchschnittlich 6,5 Prozent zurück.
Insgesamt ist das Risiko dabei um 74 Prozent gefallen. Erschienen ist die Studie im Juni 2011 im European Heart Journal (Hardoon et al., 2011, European Heart Journal) und bestätigt viele Vermutungen über das verbreitete Herzleiden.
Betrachtet wurden fünf typische Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen: Rauchen, Cholesterinwerte, Übergewicht, Blutdruck und Ernährung, sowie das geschlechts- und altersspezifische Risiko. Dabei zeigte sich deutlich, dass das Aufgeben des Rauchens, ein gesunder systolischer Blutdruck, weniger Nicht-HDL-Cholesterin und mehr HDL-Cholesterin im Blut die Herzinfarktrate senken. Der positive Einfluss des Verzehrs von frischem Obst und Gemüse war im Versuch ebenfalls messbar.
Den wichtigsten Beitrag von rund einem Drittel des beobachteten Rückgangs des Herzinfarktrisikos soll allerdings der niedrige Level an Nicht-HDL-Cholesterin leisten. Das mit den Cholesterinwerten ist allerdings so eine Sache. Die Studienlage ist dort “schwierig”. Mehr dazu lesen Sie auch in meinem Report: Die Cholesterin-Lüge. Auf jeden Fall würde ich nicht den Schluß ziehen wollen wegen (angeblich) zu hoher Cholesterinwerte sogenannte Cholesterinsenker einzunehmen.
Die Reduzierung des Rauchens und Ernährung üben gemäß der Hardoon-Studie den kleinsten Einfluss aus (sechs und sieben Prozent). Dem widersprechen andere Studien, die zum Beispiel zeigen, dass die Zahl der Infarkte ein Jahr nach Einführung von Rauchverboten zunächst um 17 Prozent, nach drei Jahren sogar 36 Prozent sanken.
Wenig überraschend steht ein erhöhter Body Mass Index (BMI) der Abnahme des Herzinfarktrisikos entgegen. Daher könnte mit der Bekämpfung von Übergewicht das Herzinfarktrisiko noch weiter zurückgehen.
Insgesamt konnte anhand der in der Studie betrachteten Faktoren mehr als die Hälfte (56%) des Rückgangs der Herzinfarkte erklärt werden. Dabei fiel der Einfluss der Risikofaktoren bei Männern wie Frauen gleich stark aus.
Untersucht wurden die klassischen Risikofaktoren des Herzinfarkts. Allein die drei altbekannten Faktoren Bluthochdruck, niedriges HDL-Cholesterin und Rauchen machen 65 Prozent des gesamten Risikos aus und verstärken sich gegenseitig. (Keil et al., 1998, European Heart Jornal).
Psychische Probleme wurden außen vor gelassen
Andere Faktoren, die in den letzten Jahren immer häufiger für Herzkrankheiten verantwortlich gemacht werden, wie Leistungsdruck, Stress oder Depressionen, wurden in der Studie nicht beurteilt.
So kann zum Beispiel laut wissenschaftlichen Untersuchungen eine Depression nicht nur einen Herzinfarkt begünstigen, sondern auch das Risiko eines Folgeinfarktes deutlich erhöhen oder dafür sorgen, dass die Krankheit einen schwereren oder sogar tödlichen Verlauf nimmt. Aus diesem Grund gilt die Depression inzwischen als Risikofaktor für Herzleiden, wie der Kardiologe Karl-Heinz Ladwig der Technischen Universität München in einer Veröffentlichung von Dezember 2010 ausführlich berichtet (Ladwig, 2010, Bundesgesundheitsblatt).
Generell würden negative Gefühle ähnlich schwerwiegend für die Herzgesundheit sein wie Bluthochdruck. Andere Mediziner sehen den Einfluss von Stress und emotionalen Problemen sogar noch stärker.
Fazit
Mit der aktuellen Veröffentlichung der Londoner Forscher ist nun einmal mehr gezeigt, dass die Prävention gegen Herzleiden ein enormes Potential hat und jeder für seine Herzgesundheit selbst einiges tun kann. Menschen müssen weiterhin darüber aufgeklärt werden, welchen Einfluss ihr Verhalten auf die Gesundheit ihres Körpers hat und wie sie ihre Lebensqualität bis ins hohe Alter erhalten können.
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