Dass Männer und Frauen in vielen Dingen unterschiedlich sind, ist kein Geheimnis. Und auch, dass sich der weibliche und der männliche Körper in Organismus und Stoffwechsel unterscheiden, ist bekannt. Dies wird jedoch bei der Einnahme von Medikamenten häufig völlig vernachlässigt.
Schon in der Dosierung von Medikamenten gibt es Unterschiede: So arbeitet zum Beispiel der Magen-Darm-Trakt der Frau langsamer und bildet weniger Magensäure, weshalb ein Medikament nicht so schnell angedaut wird und im Vergleich zum männlichen Stoffwechsel erst später in die Blutbahn gelangt. Zudem ist das Körpergewicht von Frauen vergleichsweise geringer, weshalb die im Beipackzettel empfohlene Wirkmenge deutlich zu hoch ausfallen kann, da sich diese Angaben nach dem männlichen Gewicht richten.
Vor allem Frauen, die mit der Pille verhüten, sollten beachten, dass ihr veränderter Hormonhaushalt Einfluss auf die Abbau-Geschwindigkeit von Wirkstoffen in ihrem Körper nimmt. Zum Beispiel wird Paracetamol wesentlich schneller bei Anwenderinnen oraler Kontrazeptiva (Pille) abgebaut, weshalb die Wirkung auch früher nachlässt als bei Männern.
Da Frauen einen höheren Fettanteil haben, werden fettlösliche Medikamente besser gespeichert. Dies kann eher zu Überdosierungen entsprechender Wirkstoffe führen. Wasserlösliche Substanzen hingegen wirken bei Frauen schlechter als bei Männern.
Allerdings betrifft das Problem der kürzeren Wirkdauer von Medikamenten nicht nur Frauen, die die Pille einnehmen. Generell reagiert das weibliche Enzymsystem schneller, weshalb viele Substanzen rascher als beim Mann ausgeschieden werden, zum Beispiel das bei Herzschwäche eingesetzte Mittel Digoxin oder auch Kortisonpräparate wie die Substanz Methylprednisolon. Da das Hormonsystem der Frau grundsätzlich Schwankungen des gesamten Stoffwechsels unterlegen ist, wirken manche Mittel sogar an einigen Tagen stärker und an anderen Tagen schwächer.
Doch nicht nur in der Wirkdosis gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Grundsätzlich wirken manche Substanzen im weiblichen Organismus deutlich anders als im männlichen Körper. Bei Frauen reagiert das Reizleitungssystem des Herzens empfindlicher auf bestimmte Arzneimittel, wie Antiarrhythmika zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, Antibiotika, Psychopharmaka und manche Heuschnupfenmittel.
Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen können paradoxerweise bei Frauen sogar als Nebenwirkung Herzrhythmusstörungen auslösen. Das Mittel Flecainid, das hier zur Behandlung eingesetzt werden kann, wirkt bei Frauen wiederum signifikant schneller und stärker als beim Mann.
Manche Herzmedikamente können im weiblichen Organismus Tachykardien auslösen, also das Herz gefährlich schnell schlagen lassen. Die vielfach angepriesene Acetylsalicylsäure hingegen (z. B. Aspirin/ASS), beugt bei Männern einem Herzinfarkt deutlich besser vor, als bei Frauen. Auch einige Substanzen zur Behandlung von Herzmuskelschwäche (z. B. Bisoprolol) wirken bei Frauen nicht so gut wie bei Männern, zudem sollten cholesterinsenkende Mittel geringer dosiert werden als beim Mann.
Manche Schmerzmittel, die opiumähnliche Substanzen enthalten, können bei Frauen stärker wirken als bei Männern. Benzodiazepine (Schlaf- und Beruhigungsmittel) wirken wiederum bei Frauen verhältnismäßig schlechter, da sie schneller abgebaut werden und auch Antidepressiva (z. B. Imipramin) wirken bei ihr weniger gut als beim Mann. Im Gegensatz dazu wird das Medikament Zidovudin gegen HIV im weiblichen Körper langsamer verstoffwechselt, hat also eine längere Wirkdauer. Die Wirkung weiterer Medikamente zur Behandlung der Immunschwäche (Protease-Inhibitoren) ist sogar abhängig vom Monatszyklus der Frau.
Um Arzneimittel also grundsätzlich richtig zu dosieren und korrekt anzuwenden, sollte vor der Einnahme von Medikamenten in jedem Fall der Rat eines fachkundigen Arztes oder Apothekers eingeholt werden.
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Beitragsbild: pixabay.com – Matvevna
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