Testosteronwerte – Verständlich Erklärt
Testosteron ist ein männliches Geschlechtshormon und kommt sowohl im männlichen wie auch weiblichen Körper vor. Beim Mann wird es zum größten Teil in den Leydigzellen im Hoden (ca. 95%) und in der Nebennierenrinde (ca. 5%), bei Frauen hauptsächlich in der Nebennierenrinde (ca. 98%) produziert.
Die Bestimmung des Testosteronwerts erfolgt über die Blutabnahme. Diese sollte am Morgen zwischen 8.00 Uhr und 10.00 Uhr vorgenommen werden, da Testosteron einem zirkadianen Rhythmus unterliegt und morgens in der höchsten Konzentration ausgeschüttet wird.
Die Normwerte für den Testosterongehalt sind abhängig vom Alter und dem Geschlecht des Patienten.
Normwerte beim Mann
Bei einem männlichen Neugeborenen liegt der Normwert zwischen 5,27 und 11,8 pg/ml (Picogramm per Milliliter). In der zweiten bis siebten Lebenswoche reduziert sich der Gehalt dann auf 4,04 bis 8,46 pg/ml und später bis zum 7. Lebensjahr auf Werte unter 0,29 pg/ml. Nach Vollendigung des 7.Lebensjahres steigt der Testosteronspiegel wieder an und zwischen dem 18. und 39. Lebenjahr sollte er zwischen 8,8 und 27,0 pg/ml liegen. Mit dem 40. Lebensjahr baut sich der Testosteronspiegel wieder ab (zwischen 40. und 59. Jahren liegt er bei 7,2-23,0 pg/ml) und liegt ab dem 60. Lebensjahr bei Werten zwischen 5,6 und 19,0 pg/ml.
Der erhöhte oder erniedrigte Testosteronwert bei Männern
Liegt bei einem Mann ein erhöhter Testosteronspiegel vor, kann dies auf verschiedene Erkrankungen wie eine Regulationsstörung der Hormonproduktion aufgrund eines genetischen Defektes (z.B. Androgen-Rezeptor-Defekte oder Androgenresistenz), Tumore, die hormonell aktiv sind (Tumore im Hoden oder in den Nebennieren), eine Schilddrüsenüberfunktion, eine zusätzliche Zufuhr von Testosteron oder eine Leberzirrhose hinweisen.
Einem niedrigen Testosteronwert bei Mann können Erkrankungen wie ein primärer oder sekundärer Hypogonadismus, Leberzirrhosen, Unterernährung oder ein Abusus von Drogen und Medikamenten zu Grunde liegen.
Entscheidend ist das Gleichgewicht zwischen Testosteron und Östrogen, das auch der männliche Organismus produziert. In diese diffizile Balance spielen Umweltbelastungen durch Kunststoffweichmacher hinein. Pthalate und Bisphenole sind sogenannte „Disruptoren“, die an Östrogenrezeptoren binden. Diese effektive, verstärkte Östrogen-Wirkung mindert die Fertilität. Kunststoffweichmacher im Mikroplastik sind hier zu einem immensen Problem geworden, zumal die mikroskopisch kleinen Partikel auch im Hoden gefunden wurden:
– Plastik und in der Atemluft und in Organen– Unsere Körper werden zu Plastik
Normwerte bei der Frau
Bei Frauen ist der Testosteronwert lebenslang erheblich niedriger als beim Mann. Folgende Richtwerte können hierbei angenommen werden:
In der ersten Lebenswoche liegt der Testosteronwert bei weiblichen Neugeborenen bei bis zu 9,74 pg/ml. Bis zum 7.Lebensjahr reduziert sich dieser Wert auf Werte unter 0,34 pg/ml. In der Zeit zwischen dem 8.ten und 17. Lebensjahr pendelt der Testosteronspiegel zwischen 0,55 pg/ml und 2,12 pg/ml. In der frühen Adoleszenz lassen sich Werte bis zu 2,57 pg/ml feststellen, ab dem 40. Lebensjahr nimmt der Testosteronspiegel wieder ab, bis er ab dem 60. Lebensjahr unter 1,55 pg/ml liegt.
Weitere Themen: Bilirubin – Blutdruckwerte – Nierenwerte – Urinuntersuchung – FSH Blutwerte
Der erhöhte oder erniedrigte Testosteronwert bei Frauen
Für einen erhöhten Testosteronwert können bei einer Frau folgende Erkrankungen und Umstände verantwortlich sein: Das Adrenogenitales Syndrom, eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselkrankheit, die zu einem Mangel an Aldosteron und Cortisol führt; ein androgenproduzierendes Nebennierenkarzinom; ein testosteronproduzierender Tumor oder ein Tumor oder Zysten an den Eierstöcken (Eierstockkrebs); ein Großwuchs der Nebenniere (Nebennierenhypertrophie); eine Überfunktion der Schilddrüse oder eine Leberzirrhose. Aber auch eine verfrühte Pubertät, eine Schwangerschaft oder das Klimakterium können für einen erhöhten Testosteronwert verantwortlich sein.
Ein niedriger Testosteronspiegel bei einer Frau kann hingegen folgende Ursachen haben:
Primäre Gonadeninsuffizienz (Präpubertär; Postmenopause); Nebenniereninsuffizienz; Unterernährung; eine medikamentöse Therapie mit Antiandrogenen, Östrogenen oder Anabolika oder die Einnahme von Anabolika.
Messgrößen für den Testosteronspiegel
In verschiedenen Laboratorien werden unterschiedliche Messgrößen für den Testosteronwert genutzt. Am häufigsten sind die Angaben in pg/ml (Millionstel Gramm pro Milliliter), in ng/ml (Nanogramm pro Milliliter) oder mmol/l (Millimol pro Liter).
Die Umrechnung der einzelnen Werte in ein anderes Messsystem ist ein kompliziertes Verfahren und bringt meist keine vergleichbaren Ergebnisse. Die beste Möglichkeit die Werte zu vergleichen ist die Nutzung eines “Laborwerte-Visualisierers”.
Dieser errechnet eine Prozentzahl, die die Lage aller Werte innerhalb des Normbereiches angibt, unabhängig von Zahlenwerten und Einheiten.
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Der Rückgang der Testosteronspiegel bei Männern
Jetzt kommt ein brisanter Punkt. Der Rückgang des durchschnittlichen Testosteronspiegels in der männlichen Bevölkerung und die Anpassung der Referenzwerte sind gut dokumentierte Phänomene – es weiß aber kaum jemand etwas dazu.
Wir haben im Wesentlichen zwei “Probleme”:
Erstes Problem: Langfristiger Rückgang der Testosteronspiegel
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die durchschnittlichen Testosteronspiegel bei Männern im Laufe der Zeit gesunken sind. Eine oft zitierte Studie von Travison et al. (2007) analysierte Daten von Männern in den USA über mehrere Jahrzehnte und fand heraus, dass die Testosteronwerte bei Männern im gleichen Alter in den 1980er Jahren höher waren als in den 2000er Jahren. Andere Studien aus verschiedenen Ländern bestätigen diesen Trend.
Die gleiche Studie von Travison et al. zeigte, dass der Rückgang etwa 1% pro Jahr beträgt. Das bedeutet, dass der Testosteronspiegel bei einem 50-jährigen Mann im Jahr 2004 etwa 17% niedriger war als bei einem gleichaltrigen Mann im Jahr 1987.
Eine weitere Studie die ich finden konnte zeigt, dass die Testosteronspiegel bei Männern zwischen 1982 und 2002 deutlich mehr gesunken sind als es allein durch das Altern zu erwarten wäre. Diese Abnahme war sogar bei Männern festzustellen, die im Beobachtungszeitraum nicht an Gewicht zugenommen haben, was darauf hindeutet, dass der Rückgang nicht ausschließlich durch den Anstieg des BMI (Body Mass Index) erklärt werden kann.
Daten aus dem Jahr 2020 deuten darauf hin, dass selbst bei jüngeren Männern (im Alter von 15 bis 39 Jahren) ein deutlicher Rückgang der Testosteronspiegel zu verzeichnen ist. Diese Abnahme könnte auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen sein, darunter veränderte Lebensgewohnheiten, erhöhte Belastung durch Umweltgifte, Veränderungen in der Ernährung und einen Rückgang der körperlichen Aktivität.
Zweites Problem: Anpassung der Referenzwerte
Das Labor-Referentwerte “angepasst” werden ist bekannt. Beim Blutdruck oder den Cholesterinwerten können wir ein Lied davon singen. Aber auch beim Testosteron!
Aufgrund des beobachteten Rückgangs (den ich unter Punkt 1 beschrieben habe) haben einige medizinische Fachgesellschaften und Labore die Referenzwerte für Testosteron nach unten angepasst. Offiziell heißt es, dass sei auch eine Reaktion auf die erhöhte Sensitivität und Präzision moderner Messmethoden, die niedrigere Testosteronspiegel genauer erfassen können. Aha.
Einige Labore und medizinische Institutionen haben den unteren Grenzwert für normalen Testosteronspiegel herabgesetzt. Dies bedeutet, dass Männer, die früher als Testosteron-defizient (Hypogonadismus) eingestuft worden wären, nun innerhalb des „normalen“ Bereichs liegen.
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Beitragsbild: pixabay.com – DarkoStojanovic