Was bedeuten erhöhte Amylasewerte?

Mit dem Begriff Amylase wird ein Enzym gekennzeichnet, welches, vereinfacht dargestellt, dafür sorgt, dass Kohlenhydrate im Organismus verwertet werden können. Die Produktion dieses speziellen Proteins findet vor allem in der Bauchspeicheldrüse (Pankreasamylase) sowie in den Mundspeicheldrüsen (Ptyalin) statt.

Daneben finden sich die Enzyme u.a. auch in den Eierstöcken oder der Lunge, wo sie jedoch für den menschlichen Körper keine nennenswerte Funktion besitzen. Im Zusammenhang mit der Amylase wird meist auch die Lipase genannt. Beides sind Enzyme der Bauchspeicheldrüse, die die Verdauung der aufgenommenen Nahrung unterstützen. Die Lipase wird zur Aufspaltung von Nahrungsfetten ausgeschüttet.

Die Physiologie des Menschen unterscheidet zwei Amylase-Typen.

Die α-Amylase (Alpha-Amylase) spaltet durch Hydrolyse Stärke (z.B. Amylose, Amylopektin) in kleinere Oligosaccharide (Mehrfachzucker, der aus bis zu neun Monosacchariden besteht) oder Disaccharide (Zweifachzucker). Dieses Enzym wirkt im Inneren des Moleküls (durch Spaltung von alpha-1,4-glykosidischen Bindungen), weshalb es auch als Endoenzym (Endoglykosidase) gekennzeichnet wird.

Im Gegensatz dazu kann die β-Amylase (Beta-Amylase) Moleküle nur von außen beeinflussen (trennt Verbindungen vom Ende her ab), weshalb es sich hierbei um ein Exoenzym handelt.

Beim Kauen aufgenommener Nahrung wird aus den drei paarig angelegten Speicheldrüsen (Ohr, Unterkiefer und Unterzunge) Speichel sezerniert, welcher verschiedene Bestandteile aufweist, u.a. auch α-Amylase. Diese bewirkt bereits im Mund einen Abbau der Stärkebestandteile.

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Das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) besitzt sowohl endokrine als auch exokrine Funktionen. Während der endokrine Anteil sich um die Ausschüttung von Insulin und Glukagon kümmert, ist die exokrine Funktion für der Bildung und Verteilung des Pankreassaftes verantwortlich. Der Pankreassaft ist ein Gemisch unterschiedlicher Hydrolasen (spezielle Enzyme, die der reversiblen Spaltung von Molekülen dienen, unter Verwendung von Wasser), welche bei neutralem pH-Wert eine nahezu vollständige Verdauung von Nahrungsbestandteilen bewirken können. Zu diesen Hydrolasen zählen Lipase und Amylase.

Im Magen findet bereits eine Vorverdauung der aufgenommenen Nahrung statt. Über spezielle Mess- und Kontrollstellen ist der Organismus in der Lage zu erkennen, um welche Nahrungsbestandteile es sich handelt. Hierdurch wird der Bedarf an verschiedenen Enzymen ermittelt, die für die weitere Verarbeitung dieser Nahrungsbestandteile notwendig sind. Die Bauchspeicheldrüse gibt nach erhaltenem Signal die benötigte Menge an Enzymen in den Dünndarm ab, wodurch es zu einer Aufspaltung in verwertbare Anteile kommt, die so über die Darmwand in die Blutbahn aufgenommen werden können.

Eine Bestimmung des Amylase-Wertes ist angezeigt, wenn der Verdacht einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse oder auch einer Speicheldrüse der Mundhöhle vorliegt. Neben der Kontrolle des Blutbildes lässt sich dieser Wert auch im Urin bestimmen, da ein gewisser (geringer) Prozentsatz der Amylase über das Blut zu den Nieren gelangt und so zur Ausscheidung kommt. Die festgelegten Normwerte sind geschlechtsunspezifisch, können jedoch durch die jeweils gewählte Messmethode, die Temperatur sowie den vorliegenden pH-Wert beeinflusst werden. Der Referenzbereich für die Gesamt-Amylase im Serum liegt zwischen 28 und 100 U/l (Units / Einheiten pro Liter – Maß für die Enzymaktivität). Für das Pankreas gelten Werte zwischen 13 und 53 U/l, für die Speicheldrüsen Werte unterhalb 47 U/l. Im Urin gelten Amylase-Werte bis zu 460 U/l als physiologisch.

Ein zu niedriger Amylase-Wert hat keinerlei negative Bedeutung für den Organismus. Und auch eine Erhöhung der Amylase-Konzentration im Blut muss nicht zwangsläufig auf eine Erkrankung hindeuten, weshalb für eine gesicherte Diagnose immer noch weitere Untersuchungen und Laborauswertungen erfolgen müssen.

Eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis, Mumps) führt zu einer Erhöhung der Speichel-Amylase, die Amylase der Bauchspeicheldrüse bleibt unverändert. Sowohl die akute als auch die chronische Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) verursachen eine erhöhte Amylase-Aktivität. Bei einem akuten Nierenversagen ist die ausgeschiedene Urinmenge deutlich reduziert bzw. vollständig eingestellt, was sich u.a. ebenfalls an einem deutlich erhöhten Amylase-Wert zeigt. Eine Verlegung der Gallenwege, zum Beispiel durch Gallensteine, führt zu Abflussstörungen (Cholestase, Gallenstau), wodurch die Amylase-Konzentration ansteigt. Weitere Ursachen, die zu einer gesteigerten Amylase-Aktivität führen können, sind unter anderem das Pankreaskarzinom, genetische Faktoren, der Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch, Alkoholkrankheit) oder auch Operationen im Bauchraum.

Verschiedene Medikamente (zum Beispiel gegen Halsschmerzen) sind Amylase-haltig, was den physiologischen Referenzbereich kurzfristig beeinflussen kann.

Ein erhöhter Amylase-Wert ist nicht unmittelbar ein Grund zur Sorge, sollte jedoch immer weiter ärztlich abgeklärt werden, um mögliche Organstörungen frühzeitig erkennen zu können oder diese ausschließen zu lassen.

Vielleicht noch interessant zu wissen, ist vielleicht auch die Tatsache, dass die Industrie Amylase unter anderem bei der Produktion von Geschirrspülmitteln einsetzt, um stärkehaltige Speisereste besser lösen zu können. Für den menschlichen Organismus scheint dies jedoch nicht von Bedeutung zu sein.

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Beitragsbild: KI generiert