Arterielle Verschlusskrankheit verständlich erklärt

Die arterielle Verschlusskrankheit (AVK) kennzeichnet Störungen im arteriellen Blutkreislauf, die zu einer Minderdurchblutung verschiedener Körperbereiche (hauptsächlich der unteren Extremität = Beine) und damit verbunden zu zum Teil lebensbedrohlichen Erscheinungen führen.

Die AVK zählt zu den häufigsten Volkskrankheiten (auch in Deutschland) und zeigt sich z.B. in Europa bei ca. drei Prozent und in ostasiatischen Ländern bei ca. 16 Prozent der Bevölkerung.

Zusätzlich weist die Erkrankung eine altersabhängige Geschlechts-spezifität auf. Während Männer bereits vermehrt in jungen Jahren eine AVK ausbilden, ist dies bei Frauen vor der Menopause (Ausbleiben der Regelblutung, meist nach dem 40. bis 45. Lebensjahr) eher selten zu beobachten.

Mit zunehmendem Alter gleicht sich die Inzidenz beider Geschlechter an, ab dem 65. Lebensjahr ist kein Unterschied mehr feststellbar. Da hauptsächlich die Beine mit ihrer peripheren Gefäßversorgung betroffen sind, spricht man meist auch von einer pAVK (= periphere arterielle Verschlusskrankheit).

Die AVK verläuft schleichend und langsam und wird zu den chronischen Erkrankungen gezählt. Die Gefäße des menschlichen Organismus sind aus drei Anteilen aufgebaut, der inneren Intima, der in der Mitte gelegenen Media sowie der äußeren Adventitia. Das Aussehen ähnelt einem Rohrsystem mit innen (im Lumen) verlaufendem Blutstrom.

Ursachen

Die Ursachen für eine AVK sind vielfältig. Mit über 95 Prozent trägt eine Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose) die Hauptverantwortung für die Entstehung. Daneben fördern vor allem entzündliche Prozesse oder auch genetische Veranlagungen den geminderten Blutfluss.

Begünstigend wirken vor allem Diabetes mellitus, die Hyperlipoproteinämie, die chronische arterielle Hypertonie (über Jahre andauernder Bluthochdruck), der Genuss von Nikotin, Übergewicht, eine falsche Ernährungsweise, Bewegungsmangel sowie psychischer und physischer Stress.

Durch die genannten Faktoren wird die Struktur der Gefäßwände in Mitleidenschaft gezogen. Zuerst ist die Intima betroffen, an der es durch die vermehrte Einlagerung von Bindegewebszellen zu einem Ödem (Schwellung) kommt. Im Verlauf lagern sich Fette an, die die Bildung von arteriosklerotischen Plaques fördern und auf Dauer zu einer zunehmenden Einengung des Lumens führen.

Bleiben die Ablagerungen unbehandelt, wird das Gewebe im Bereich der Verkalkungen nur noch schlecht mit Sauerstoff versorgt, es droht die Nekrose mit Zelluntergang. Langzeitfolge ist der völlige Verschluss des Gefäßes durch Thromben.

Arten einer AVK

Die AVK wird, ihrem Verlauf entsprechend, in vier Schweregrade eingeteilt.

Stadium I kennzeichnet eine verminderte Durchblutung (Durchblutungsstörungen), die jedoch nur nach schwerer Belastung zu Beschwerden führt und nur durch eine Angiographie erkennbar ist.

Bereits in Stadium II kommt es zur sogenannten Claudicatio intermittens, der Schaufensterkrankheit. Durch die mangelhafte Sauerstoffversorgung fällt das normale Gehen schwer und führt nach wenigen Schritten (ca. 200 Meter) zu Schmerzen in der betroffenen Region, wodurch der Betroffene stehen bleibt. Nach einer kurzen Erholungsphase lassen die Beschwerden nach, so dass der Gang erneut für einige Schritte fortgesetzt werden kann.

In Stadium III kommt es auch in Ruhephasen zu Schmerzen, dies zeigt sich vor allem nachts im Bereich der Waden.

Stadium IV kennzeichnet den langsamen Verfall des Gewebes mit Nekrosen und drohendem Verlust der betroffenen Region. Je nach Lokalisation des Verschlusses werden der periphere Typ (Bereich Unterschenkel und Fuß), der Oberschenkel- und der Beckentyp unterschieden. Dabei wird zusätzlich die Ausdehnung der Gefäßveränderung berücksichtigt (kurz-, langstreckig, an mehreren Orten gleichzeitig oder isoliert, beginnender oder vollständiger Verschluss).

Die AVK stellt sich in vielfältiger Form dar und lässt sich bei verschiedenen Erkrankungen finden. Neben der klassischen pAVK zählen hierzu vor allem die juvenile arterielle Verschluss-krankheit (vermehrtes Wachstum von Intimazellen bei jungen Menschen), Morbus Raynaud (Gefäßverschluss durch entzündliche Prozesse), die Thrombangiitis obliterans (entzündliche und degenerative Veränderungen von kleinen Gefäßen), die Mönckebergsche Krankheit (Arteriosklerose der Media) sowie die durch einen Diabetes verursachte Polyneuropathie, bei der es trotz Verschluss zu keinen Empfindungen (Schmerzen) kommt.

Symptome

Die Symptomatik der Verschlusskrankheit ist zum Teil abhängig vom Erkrankungsbild. Nahezu 50 Prozent der Gefäßeinengungen verlaufen lange beschwerdefrei, auch ein Einhalten im Fortschreiten ist möglich.

Bei den übrigen 50 Prozent treten Schmerzen und Krämpfe mit Erreichen des zweiten Stadiums auf. Die Haut weist infolge der Minderperfusion eine blasse Färbung (Blässe) im betroffenen Areal auf, Wunden heilen schlecht bzw. nicht mehr ab oder neigen zu Geschwüren.

Der Verlauf ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Schwarzfärbung (Nekrose), meist im Bereich der Zehen beginnend und danach am Unterschenkel aufsteigend. Das Gewebe ist unwiederbringlich zerstört und muss entfernt werden. Neben der Anamnese, Inspektion und Palpation (mit Ermittlung des Pulsstatus) stehen dem Arzt vielfältige Untersuchungsmethoden zur Verfügung.

Diagnose

Hier können die Dopplersonographie, die Angiographie (Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel) sowie Röntgenaufnahmen oder eine CT vom Skelett genutzt werden. Verschiedene Testmethoden (z.B. Ratschow-Test) dienen der Sicherung der Diagnose. Bei frühzeitiger Erkennung eines drohenden Verschlusses kann mithilfe geeigneter Medikamente eine Lyse der Ablagerungen erfolgen.

Durch das medikamentös verdünnte Blut können diese verkleinert und an der Gefäßwand gelockert werden. Auch ein Verzicht auf Noxen, die Umstellung von Ernährungsgewohnheiten, sportliche Aktivitäten und eine Gewichtsreduktion können die Therapie unterstützen.

Ab Stadium III ist ein operativer Eingriff unumgänglich. Hierbei kann mit einem feinen Katheter die Verkalkung gelöst werden. Gefäßwandschwächen werden über einen Stent (netzförmiges Implantat, welches von innen wie eine Stütze das Gefäß offenhält) ausgeglichen. In schweren Fällen muss der betroffene Gefäßabschnitt durch ein geeignetes Gefäß aus einer anderen Körperregion oder durch eine Prothese ersetzt werden (= Bypass-OP).

Liegt bereits eine Nekrose vor, wird diese Region entfernt, um ein Fortschreiten zu Verhindern (= Amputation). Dabei kommt es (je nach Ausdehnung) zum Verlust von Zehen, vom Vorfuß, Fuß oder Unterschenkel bis hin zum Oberschenkel. Und nicht immer kann der Verlauf hierdurch unterbrochen werden (etappenweise Amputation bis hin zum Verlust der gesamten Extremität).

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Beitragsbild: fotolia.com – 7activestudio

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 12.06.2012 aktualisiert.