Struma – Der Kropf: Ursachen, Verlauf, Diagnose und Therapie der Schilddrüsenvergrößerung
Jede Form einer Schilddrüsenvergrößerung wird als Struma (auch Kropf) bezeichnet. Dabei spielen Ursachen, Auslöser oder Konsistenz der Schilddrüse keine Rolle. Die Prävalenz in Mitteleuropa beträgt 30 Prozent, damit gilt die Struma hier als häufigste endokrine Störung. Frauen leiden rund vier Mal häufiger an Strumen als Männer. Der Schwerpunkt des Auftretens liegt zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr.
Eine Struma kann sich in verschiedenen Formen präsentieren, wobei exogene (von außen wirkende) und endogene (von innen wirkende) Ursachen unterschieden werden können.
Funktional unterscheidet man eine:
- euthyreote Struma (normale Hormonproduktion)
- eine hyperthyreote Struma (erhöhte Hormonproduktion) und
- eine hypothyreote Struma (reduzierte Hormonproduktion)
Die Veränderungen werden mit den Begriffen Struma diffusa (Vergrößerung betrifft das gesamte Organ) und Struma nodosa (Nodus / Nodulus = Knoten) beschrieben.
Für eine reibungslose Funktionsfähigkeit ist die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) auf die tägliche Zufuhr von durchschnittlich 200 μg Jodid angewiesen.
Besonders in Phasen hohen Hormonbedarfs (z.B. während der Pubertät oder der Schwangerschaft) benötigt der Organismus regelmäßige Jodaufnahmen. Ein Jodmangel (als Hauptverursacher einer Struma) führt zu einem Abfall des Hormons Thyroxin (T4) und einem leichten Anstieg von Trijodthyronin (T3), daneben zeigt sich eine Hyperplasie (Vergrößerung durch Zunahme der Zellzahl) der Schilddrüse.
Auch kann es zu einer TSH-vermittelten (Thyreotropin, Hormon der Hypophyse, fördert Hormonproduktion, Hormonausschüttung und Wachstum der Schilddrüse) Hypertrophie (Vergrößerung durch Zunahme des Zellvolumens) des Organs kommen.
Weitere exogene Ursachen können verschiedene Medikamente oder strumigene Nahrungsbestandteile sein.
Zu den endogenen Ursachen zählen unter anderem Immunthyreopathien, Zysten, Entzündungen (Thyreoiditis), Tumoren, die Akromegalie, Hypophysenadenome, extrathyroidale oder systemische Erkrankungen (z.B. Parasiten, Sarkoidose, Lymphome), Enzymdefekte oder eine Schilddrüsenhormonresistenz.
Eine Sonderform stellt die Struma maligna dar. Hierbei handelt es sich um vier verschiedene, bösartige Entartungen der Schilddrüse, deren Verlauf zum Teil lebensbedrohlich ist.
Je nach Verursacher zeigt sich ein unterschiedliches klinisches Bild mit unterschiedlichen Symptomen:
Dabei kann es zu einzelnen, isolierten Beschwerden oder aber einer Kombination vieler Symptome kommen. Die Struma gilt nicht als isolierte Erkrankung, sie ist ein Symptom, welches weitere Beschwerden verursacht. Eine Hypothyreose ist gekennzeichnet durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit, trockene Haut, gesteigertes Kälteempfinden, Obstipationen (Verstopfungen) und Gewichtzunahme. Die Hyperthyreose vermittelt das genaue Gegenteil.
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Betroffene leiden unter Hitzewallungen (Schweißausbrüche, auch bei kalten Temperaturen), Nervosität, Herzrasen oder Herzklopfen, Diarrhoe (Durchfall), leichter Erregbarkeit sowie einem Gewichtverlust trotz andauerndem Appetit und Zufuhr großer Nahrungsmengen. In einigen Fällen lässt sich der (besonders für Morbus Basedow typische) Exophthalmus (Hervortreten der Augäpfel) feststellen.
Je weiter die Vergrößerung der Schilddrüse voranschreitet, desto eher besteht die Gefahr der Einengung von Luft- und Speiseröhre (Organ ist unmittelbar vorgelagert, drückt bei Größenzunahme auf die Hohlorgane).
Eine bösartige Wucherung macht sich meist erst im fortgeschrittenen Stadium durch Beschwerden bemerkbar (Größenzunehmen sind relativ rasch zu beobachten). Dabei können regionale Lymphknoten vergrößert sein oder der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Nervus recurrens (Stimmbandnerv) in Mitleidenschaft gezogen sein, was sich durch zunehmende Heiserkeit bemerkbar macht.
Bei der Diagnostik wird durch Inspektion und Palpation die vorliegende Organvergrößerung ermittelt.
Grad 0 kennzeichnet eine nicht sichtbare oder tastbare Vergrößerung.
Bei Grad Ia ist die Schilddrüse tastbar,
bei Grad Ib zusätzlich bei überstrecktem Kopf auch sichtbar.
Ab Grad II ist die Vergrößerung auch bei entspanntem Hals zu erkennen,
Grad III steht für ein ausgedehntes Wachstum mit Beteiligung von Nachbarstrukturen und weiteren Einschränkungen (z.B. Luftnot). Die Sonographie stellt das Organ dar und lässt zusätzliche Veränderungen, Zysten oder Geschwüre erkennen. Unter Sicht kann auch eine Gewebeprobe zur Zelldifferenzierung entnommen werden. Das Blutbild wird vor allem auf Hormonaktivitäten, Entzündungswerte oder eventuelle Antikörper untersucht. Bei sichtbaren Knoten oder Zysten kann zusätzlich eine Szintigraphie erfolgen (z.B. Darstellung von heißen oder kalten Knoten). Bei Verdacht einer Streuung werden zusätzlich Röntgenbilder, eine CT oder eine MRT durchgeführt.
Die Therapie wird kausal gewählt. Ein Jodmangel als Ursache kann durch die Einnahme Jodid-haltiger Medikamente behandelt werden, zusätzlich dienen jodreiche Nahrungsmittel (z.B. jodiertes Speisesalz, Fisch). Hierdurch kann das Organ sich wieder verkleinern. Die Überfunktion an Hormonen kann durch dämpfende Medikamente in den Griff bekommen werden, umgekehrt unterstützt die orale Hormongabe einen Mangel.
Meist sind diese Therapien sehr langwierig oder erfolgen bis zum Lebensende, da sich das Organ nicht mehr selbständig regulieren kann. Weitere Maßnahmen sind Bestrahlung (Radio-Jod-Therapie) oder Operation (subtotale oder totale Exzision). Bei Entfernung des Organs erfolgt im Anschluss eine lebenslange, medikamentöse Behandlung zum Ausgleich der fehlenden Hormone. Ein einmal gebildeter Exophthalmus kann sich nicht wieder zurückbilden.
Insgesamt weisen die meisten Strumen eine sehr gute Heilungstendenz sowie Prognose auf, dies gilt auch für viele tumoröse Entartungen, mit Ausnahme der anaplastischen und follikulären Karzinome. Hier zeigt sich vermehrt eine verkürzte Lebenserwartung.
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Beitragsbild: pixabay.com – Mohamed_hassan