GFR Werte – Glomeruläre Filtrationsrate
Die in Höhe der unteren Rippen beidseits der Wirbelsäule liegenden Nieren (Niere = ren) besitzen für den menschlichen Organismus lebenswichtige Funktionen. Pro Tag scheiden beide Organe zusammen gut 1,4 Liter Urin aus.
Sie dienen, neben der Aufrechterhaltung des Wasserhaushaltes, vor allem der Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen und von Giftstoffen. Die Nieren regeln den Blutdruck, die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die Zusammensetzung des Urins sowie des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes. Bedingt durch die vielfältigen Aufgaben können sich bereits kleine Störungen in diesem System durch deutliche Beschwerden bemerkbar machen.
In den Glomeruli (feine Gefäßknäuel in der Niere, welche der Ultrafiltration dienen) wird, über einen passiven Prozess, ein proteinarmer Primärharn aus dem Blut abfiltriert, lebensnotwendige Stoffe werden anschließend wieder rückresorbiert. Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ist eine der wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Die Ermittlung der GFR erfolgt mithilfe der Inulin- und Kreatinin-Clearance (Clearance = Maß für die Entgiftungsleistung der Nieren). Beide Bestandteile werden sowohl im Blutplasma als auch im 24-Stunden-Sammelurin bestimmt.
Durch die GFR lässt sich das pro Zeiteinheit von den Glomeruli filtrierte Volumen in ml/min berechnen. Gut zehn Prozent des renalen Blutflusses (1 l/min) werden filtriert, dies entspricht einer GFR von ca. 120 ml/min. Dieser Wert ist keine feste Konstante, er kann im Verlauf des Tages um bis zu einem Drittel schwanken.
Die passive Filtration ist abhängig vom hydrostatischen Druck in den Kapillaren, von der Anzahl der Kapillaren in den Glomeruli sowie der Leitfähigkeit der Filter. Der hydrostatische Druck (Druck, der innerhalb einer ruhenden Flüssigkeit durch Einfluss der Gravitationskraft entsteht) wiederum ist gekoppelt an den arteriellen Blutdruck. Zusätzlich spielt das Lebensalter eine wesentliche Rolle. Mit Erreichen der Volljährigkeit (18 bis 20 Jahre) besitzt die GFR ihren höchsten Wert (um die 120 ml/min), ab dem 35. Lebensjahr sinkt sie wieder ab (ab dem 70. Lebensjahr liegt der Wert bei gemittelt 75 ml/min).
Ist die Glomeruläre Filtrationsrate zu hoch, liegt dies meist an Faktoren, die den Berechnungswert unter Umständen „verfälschen“ können. So zeigt sich eine erhöhte GFR u.a. bei Menschen mit zu geringer Muskelmasse, bei Unterernährung oder auch bei Menschen mit Amputationen. In allen Fällen ist die Plasmakonzentration erniedrigt, was Einfluss auf die Berechnung hat.
Die Glomeruläre Filtrationsrate wird vor allem dann bestimmt, wenn der Verdacht einer Niereninsuffizienz (akut oder chronisch) besteht. Sämtliche Funktionen der Niere sind beeinträchtigt. Ohne ausreichende Therapie kann das weitreichende Folgen für den Organismus haben. Von einer chronischen Form sprechen Mediziner, wenn die GFR über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten unterhalb von 60 ml/min liegt.
Bei einer Niereninsuffizienz zeigt sich vielfach ein schlecht zu kontrollierender Blutdruck mit Neigung zu Blutdruckspitzen (Bluthochdruck). Der ausgeschiedene Urin ist meist heller als bei gesunden Menschen und kann schäumen (Hinweis auf vermehrte Eiweiße) oder auch Blutbestandteile aufweisen. Betroffene lagern das nicht ausscheidbare „Wasser“ im Körper ein, es bilden sich Ödeme im Bereich der Haut und Unterhaut. Langfristig kommt es zu Störungen im Elektrolyt- und somit auch im Säure-Basen-Haushalt.
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Es droht die Blutarmut (Anämie), da auch die Produktion der Erythrozyten vermindert ist. Typische Anzeichen sind Müdigkeit, Schwäche, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme, Juckreiz der Haut sowie Brennen oder Stechen der Muskulatur (vor allem der unteren Extremitäten).
Mithilfe der Glomerulären Filtrationsrate lässt sich die Niereninsuffizienz in fünf Stadien (I – V) einteilen.
In Stadium I ist die GFR kaum vermindert, sie ist kleiner als 120 ml/min und größer als 90 ml/min. Alle Blutwerte sind normal, es kann zu einer erhöhten Ausscheidung an Eiweißen (Proteinurie) kommen. Zum Teil bilden sich erste Ödeme, ansonsten treten keine oder kaum Beschwerden auf.
Auch in Stadium II (GFR zwischen 90 und 60 ml/min) lassen sich kaum Symptome beobachten. Neben der Blut- und Urinkontrolle kann hier vor allem die Sonographie Aufschluss über eine veränderte Niere bringen.
In Stadium III ist die Glomeruläre Filtrationsrate soweit vermindert (zwischen 60 und 30 ml/ min), dass sich deutliche Anzeichen einer Nierenschwäche zeigen. Es kommt zu Bluthochdruck, rascher Ermüdbarkeit, Leistungsabfall und leicht zunehmenden Ödemen. Urin und Blut weisen eine erhöhte Konzentration an Giftstoffen auf.
Die GFR von Stadium IV liegt zwischen 30 und 15 ml/min. Dies deutet auf eine hohe Schädigung von Nierenzellen hin. Durch die stark herabgesetzte Filtrationsleistung kommt es zu einer deutlich ausgeprägten Symptomatik mit Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Knochen- und Muskelschmerzen sowie Juckreiz der Haut.
Bei einer GFR unterhalb von 15 ml/min (Stadium V) ist die Nierenfunktion weitgehend geschädigt. Der Körper wird regelrecht „vergiftet“, wodurch es zu Verwirrtheitszuständen, Kreislaufproblemen, Herzrhythmusstörungen bis hin zu einer Bewusstlosigkeit kommen kann. Ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem als primäre Therapie die Dialyse zum Einsatz kommt, um den Körper wieder zu „entgiften“.
Eine verminderte Glomeruläre Filtrationsrate stellt, neben der Gefahr einer Niereninsuffizienz, einen hohen kardiovaskulären Risikofaktor dar. Je weiter der Wert absackt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
weitere Themen sind: Eiweißwerte im Blut – Eiweißwerte im Urin – Bilirubinwerte
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Beitragsbild: pixabay.com – DarkoStojanovic