Bewegungstherapie: Wirksame Ansätze für Rehabilitation und Heilung

Um es gleich vorweg zu nehmen: eine einheitliche Definition für den Begriff der Bewegungstherapie habe ich nicht gefunden.

Deshalb versuche ich mich diesem Begriff zu “nähern” in dem ich einfach mal verschiedene Betrachtungen anstelle.

Zuerst könnten wir zwei Unterschiede feststellen:

1. Man bewegt sich selbst

2. Man wird bewegt

Bei Möglichkeiten findet man in der Therapie vor allem im Bereich der Physiotherapie (in seiner früheren Form Krankengymnastik genannt) mit seinen unterschiedlichen Behandlungsmethoden.

Physiotherapie hat im wesentlichen das Ziel, Krankheiten vorzubeugen oder Gesundheit und Fitness im Anschluss an durchlebte Erkrankungen sowie notwendige Operationen wieder herzustellen.

Jeder Bewegungstherapie geht eine physiotherapeutische Untersuchung voraus, die Funktionsstörungen hinsichtlich Schmerzempfinden, allgemeiner Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer sowie Durchblutung und Stoffwechsel lokalisiert.

Auf dieser Grundlage entsteht ein Trainingskonzept und / oder Behandlungskonzept, das Patienten in die Lage versetzt, nach durchlebter Erkrankung selbstständig und körperlich leistungsfähig den Alltag zu meistern.

Was bewirkt Bewegungstherapie?

Im Verlauf der Heilung nimmt die Belastbarkeit des Patienten nach und nach zu: Eine effektive, stufenförmige Bewegungstherapie unterstützt diesen Prozess Schritt für Schritt mit passgenauen Anforderungen, ohne zu überfordern.

Nach einer Knieoperation zum Beispiel kann die Therapie bereits im Krankenbett starten, etwa mit einfachen Trainingsgeräten, die aus dem Liegen die Beweglichkeit des operierten Beines sanft anstoßen. Angeleitetes Gehen an Stützen und späteres Trainieren und Belasten folgen.

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Therapeutische Effekte werden hier erreicht durch:

• Aktivieren geschwächter Muskulatur,
• Funktionsverbesserung funktionsbeeinträchtigter Gelenke,
• Dehnen von Sehnen, Muskeln, Gelenkkapseln
• angeleitetes Trainieren der Koordination,
• Fördern der Durchblutung sowie Entstauung,
• Setzen von Reizen auf Atmung, Herz-Kreislaufsystem und Stoffwechsel.

Was ist Teil von Bewegungstherapie?

Nur ein gut informierter Patient kann aktiv mitarbeiten: Der Therapeut klärt über die Erkrankung, die durchzuführenden Programme und die Verwendung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen und Prothesen auf.

Meist startet eine Bewegungstherapie mit passiven Maßnahmen: Nicht der Patient selbst, sondern der Therapeut führt die Bewegungen aus, so dass das Eigengewicht des jeweiligen Körperteils gemindert bzw. über besondere Lagerung entlastet wird. Erst wenn der Heilungsprozess den Punkt minimierten Schmerzes erreicht, darf aktiv bewegt und belastet werden.

Anwendungsgebiete von Bewegungstherapie

Bewegungstherapie ist sinnvoll bei:

• Einschränkungen der Beweglichkeit und Bewegung,
• Koordinationsproblemen und Lähmungen,
• Instabilitäten von Wirbelsäule und Gelenken,
• Schmerzen,
• Durchblutungsstörungen,
• Stoffwechselstörungen (Stoffwechselerkrankungen),
• Herzerkrankungen und Kreislauferkrankungen,
• Lungenerkrankungen und Bronchialerkrankungen.

Unterschiedliche Therapieansätze

Die Bobath-Therapie hat sich als wirksame “Kindertherapie” erwiesen, denn sie knüpft an natürliche Bewegungsmuster der Entwicklung so nahtlos wie möglich an. Auch nahes Umfeld wie Eltern oder andere vertraute Personen sowie Kuscheltiere und Spielzeuge werden in die Behandlung einbezogen.

Auch die Vojta-Therapie bringt gute Erfolge bei kleinen Patienten: Bestimmte Punkte werden durch Berührung gereizt und lösen so bestimmte Bewegungsabläufe wie reflexartiges Drehen oder Kriechen und Krabbeln (aus unterschiedlichen Ausgangspositionen) aus.

Neurologisch erkrankte Erwachsene profitieren ebenfalls von den genannten Verfahren. Die Therapie stimuliert so genannte Propriozeptoren (Bewegungsfühler) sowie Gleichgewichtsreaktionen und Reflexe und sorgt so für eine Steigerung der Aktivität. Spastiker erfahren die Hemmung krankheitstypischer Bewegungsmuster, die nach und nach durch gesunde Haltungs- und Bewegungsabläufe ersetzt werden.

PNF schließlich (die propriozeptive, neuromuskuläre Fazilitation) schult die Wahrnehmung des Patienten, der sich auf das Wiedererlernen von Alltagstätigkeiten wie etwa selbstständigem Essen, Trinken oder Gehen konzentriert. Der PNF-Therapeut unterstützt außerdem dabei, überlebenswichtige, dem Gesunden selbstverständliche Fähigkeiten wie Atmen und Schlucken nach und nach zu optimieren.

Manuelle Therapien erreichen, dass der Bewegungsapparat wieder normal funktioniert und belastet werden kann. Neben dem Setzen von mechanischen Reizen werden Schmerzen über Mobilisationsübungen im schmerzfreien Bereich gelindert, die Beweglichkeit gesteigert sowie die gelenkumgebende Muskulatur entspannt bzw. gekräftigt. Traktionsbehandlungen (dosierter Zug) entlasten schmerzende Gelenke.

Nach Unfällen oder Operationen stehen aufbauende Funktionstrainings an medizinischen Geräten (auch Krankengymnastik am Gerät oder Medizinische Trainingstherapie genannt) im Vordergrund, die von Physiotherapeut und Patient gemeinsam abgestimmt werden. Gerätetrainings verfolgen das Ziel, Muskel- und Koordinationsschwächen auszugleichen und die Beweglichkeit zu verbessern. Auch Atmung, Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System profitieren. Man unterscheidet zwischen Geräten wie CPM-Schienen, die Gelenke passiv in Bewegung halten, Trainings mit Gewichten zur aktiven Stärkung der Muskelkraft oder auch elektronischen Geräten, die z. B. helfen, die Rückenmuskulatur bei chronischen Erkrankungen wieder aufzubauen.

Spezielle Atemtherapien haben sich bei schweren Erkrankungen wie etwa Mukoviszidose als segensreich erwiesen: Der Physiotherapeut leitet den Patienten an, seine Atembewegungen zu ökonomisieren, die Beweglichkeit des Brustkorbes zu verbessern oder sich psychisch zu entspannen.

Kosten der Bewegungstherapie

Ärztlich verordnete Therapien werden nach den Bestimmungen der jeweiligen Kostenträger wie Krankenkasse, Unfallversicherung oder Haftpflicht abgerechnet.

Doch nicht alle möglichen Leistungen der Bewegungstherapie (wie z. B. Entspannungstherapie oder Yogatraining) werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt; bei schweren Fällen lohnt es sich jedoch, den behandelnden Arzt auf eine Sonderverordnung anzusprechen.

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Beitragsbild: pixabay.com – Mohamed-hassan