Durst – Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
Durst bedeutet Trockenheit (in der Kehle) und ist eines der Grundbedürfnisse vieler Lebewesen. Auch handelt es sich um eine Empfindung, welche den Drang auslöst, etwas zu Trinken.
Normale Trinkmengen sind abhängig von dem Geschlecht, Alter und dem Gewicht, jedoch sind sie beim Erwachsenen mit circa zwei bis drei Litern anzugeben. Der größte Teil wird dabei über Getränke aufgenommen, lediglich circa ein Viertel über die Nahrung. Gesteuert wird die Empfindung „Durst“ über das zentrale Nervensystem.
Spezielle Rezeptoren im Gehirn sind in der Lage, die “Dicke des Blutes” zu messen. Ist das Blut eingedickt, wird über zentrale Schaltkreise ein Flüssigkeitsdefizit signalisiert und Durst ausgelöst.
Zur Eindickung des Blutes kommt es nicht nur durch reduzierte Trinkmengen und die Wasserverluste über den Urin, sondern auch über das Schwitzen und über die Atmung. Ein physiologisch gesteigertes Durstempfinden entsteht daher auch zum Beispiel bei vermehrtem Schwitzen (unter anderem bei Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit oder durch Sport) oder im Rahmen einer Hyperventilation (also einer schnellen Atmung, zum Beispiel bei Infekten oder körperlichen bzw. seelischen Stress).
Doch nicht nur Flüssigkeitsmangel selber führt zu einer Durstempfindung, sondern auch ein relativer Salzüberschuss. Beides führt nämlich zu einer erhöhten Osmolarität, welches die eigentliche Messgröße für die Rezeptoren darstellt. Über diesen Mechanismus wirkt zum Beispiel ein erhöhter Salzkonsum zu Durst und Wassereinlagerungen (“Salz bindet Wasser”) und kann so einen Bluthochdruck begünstigen.
In der Regel geht jedoch ein Flüssigkeitsdefizit mit einer erhöhten Salzkonzentration einher, jedoch sind beide Regulationswege wichtig, um einige Erkrankungen und deren Therapie besser Verstehen zu können. Neben der oralen Flüssigkeitsaufnahme stehen dem Körper noch einige andere Kompensationsmechanismen zur Verfügung. Eine wichtige Rolle spielt dabei das antidiuretische Hormon (ADH oder Vasopressin).
Dieses wird bei einer erhöhten Osmolarität aus der Hypophyse ausgeschüttet und mit dem Blut zu dem Erfolgsorgan, der Niere, transportiert. In den Sammelrohren bindet das Hormon an seinen Rezeptor und sorgt für eine Veränderung von wassertransportierenden Kanälen im Epithel. Dadurch wird vermehrt Wasser rückresorbiert und die Osmolarität sinkt wieder in Richtung Normalwert (das Blut wird also “dünner”). Aber auch die Niere selber ist in der Lage, über spezifische Osmorezeptoren den Flüssigkeitshaushalt zu überprüfen.
Bei Flüssigkeitsmangel wird das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) aktiviert und letztendlich als Zielhormon das Aldosteron ausgeschüttet. Dieses Hormon steigert ebenfalls die Wasserrückresorption. Dies erfolgt dadurch, dass vermehrt Natrium rückresorbiert wird. Da dem Natrium in der Regel freies Wasser folgt (es wird über den Mechanismus der Osmose ein Konzentrationsausgleich angestrebt), kommt es zu einem Anstieg der intravasalen Flüssigkeit. Es gibt noch viele weitere Mechanismen, diese sind jedoch weniger relevant in Ausmaß und Klinik.
Kann ein vorhandener Flüssigkeitsmangel nicht kompensiert werden und wird auch keine Flüssigkeit zugeführt, so kommt es zu der so genannten Exsikkose (Austrocknung).
Symptome
Typische Symptome sind ein trockener Mund, Konzentrationsstörungen bis hin zur Demenz, Kollapsneigung und Sehstörungen. Im Verlauf kann es durch die reduzierte Durchblutung und die gestörte “Spülung” der Harnwege zu Nierenschäden kommen, welche im schlimmsten Fall in einem akuten Nierenversagen münden. Klinische Hinweise geben die trockenen Schleimhäute und stehende Hautfalten (dabei wird eine Hautfalte, z.B. am Handrücken, abgehoben und losgelassen. Bei Dehydration bleibt diese wegen mangelnder Hautspannung stehen). Besonders gefährdet sind ältere Menschen, da diese ein reduziertes bis hin zu gar keinem Durstgefühl mehr aufweisen, gleichzeitig aber für die folgenden Symptome (vor allem der Verwirrtheit) besonders anfällig sind.
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Ursachen
Aber auch einige Erkrankungen können zu einem erhöhten Durst führen. Ist dieses Empfinden unphysiologisch (also nicht durch normale körperliche Umstände zu erklären) spricht der Mediziner von einer Polydipsie. Pathologische Trinkmengen (ungefähr mehr als vier Liter pro Tag) sollten ärztlich abgeklärt werden, um schwerwiegende Ursachen auszuschließen. Die Polydipsie liegt wegen der erhöhten Flüssigkeitsaufnahme in der Regel zusammen mir einer Polyurie (einem vermehrten Wasserlassen) vor. Ein pathologisch vermindertes Durstgefühl ist abgesehen vor der Altersadipsie selten.
Die häufigste Ursache für eine Polydipsie ist ein Flüssigkeitsverlust, welcher mit vermehrtem Durstgefühl einhergeht und entsprechend durch vermehrtes Trinken ausgeglichen wird. Oft liegen akute Infekte des Magen-Darm-Trakts (Gastroenteritis) vor, welche durch Erbrechen und Durchfall zu dem Flüssigkeitsdefizit führen. Solche Infekte können leicht zu einer Exsikkose führen, da durch die Übelkeit oft nicht ausreichend Flüssigkeit getrunken werden kann. Aber auch vermehrtes Schwitzen (zum Beispiel im Rahmen eines fieberhaften Infektes oder bei Tumorerkrankungen) sowie bei Flüssigkeitsverlusten anderer Äthiologie (vor allem bei Blutungen oder bei Verbrennungen größeren Ausmaßes) kommt es zu Durst mit folgender Polydipsie.
Diagnostisch ist meist schon die Anamnese wegweisend, selten sind zusätzliche Laboruntersuchungen notwendig. Symptomatisch wird mit Flüssigkeit (je nach Vermögen oral oder intravenös) therapiert. Zusätzlich steht die Therapie der Grundkrankheit mit im Vordergrund.
Ebenfalls nicht selten manifestiert sich ein Diabetes mellitus (die Zuckerkrankheit) durch eine Polydipsie mit Polyurie. Dies erklärt sich daraus, dass der überschüssige Blutzucker ab dem Erreichen der Nierenschwelle (das ist meist ab einem Blutzuckerwert von über 200 mg/dl der Fall) über die Nieren ausgeschieden wird. Da Glucose osmotisch wirksam ist, reißt sie freies Wasser mit sich.
Die teilweise starken Flüssigkeitsverluste führen wiederum zu einem ausgeprägten Durstgefühl. Die Diagnose eines Diabetes mellitus wird mittels Blut- und Urinzuckermessungen sowie bei Unsicherheit mit einem oralen Glukose-Toleranztest gesichert. Die Therapie ist anfangs diätetisch. Reicht dies nicht aus, kommen Medikamente (z.B. Metformin oder Sulfonylharnstoffe) oder Insulin zum Einsatz.
Auch ein stärkerer Alkoholkonsum kann zu starkem Durst führen. So hemmt Alkohol direkt die Ausschüttung von dem antidiuretischen Hormon. Somit wird weniger Wasser in den Sammelrohren der Niere rückresorbiert und es kommt zu einer Harnflut. Die Osmolarität im Blut steigt und es kommt zu dem bekannten “Nachdurst”. Dieser kann lediglich durch eine begleitende Wasserzufuhr während des Alkoholkonsums gemildert werden. Aber auch alkoholtoxische Schäden im Bereich des zentralen Nervensystems führen zu Störungen im Wasserhaushalt (durch verschiedene Mechanismen, unter anderem durch reduzierte ADH-Ausschüttung sowie durch Leberschäden und Nierenschäden).
Medikamente sind eine typische Ursache des ärztlich induzierten Durstes. An vorderster Stelle steht die Gruppe der Diuretika, also der wasserausschwemmenden Medikamente, welche zum Beispiel bei Bluthochdruck, Ödemen und Herzinsuffizienz eingesetzt werden. Ein Durstgefühl imitieren können vor allem Medikamente mit anticholinergen Nebenwirkungen (z.B. Antidepressiva und Neuroleptika), da diese zu einer ausgeprägten Mundtrockenheit durch Hemmung des Parasympathikus (einem Teil des vegetativen Nervensystems) führen können. Aber auch viele andere Medikamente können für ein überdurchschnittliches Durstempfinden ursächlich sein.
Deutlich seltener ist der Diabetes insipidus. Der Mediziner unterscheidet eine zentrale von einer renalen Form. Bei der zentralen Form wird durch eine Störung im Bereich der Hypophyse (z.B. durch einen Tumor oder als Folge einer Durchblutungsstörung) das antidiuretische Hormon vermindert synthetisiert oder ausgeschüttet. Bei der renalen Form (welche noch wesentlich seltener ist) wird ausreichend ADH produziert, aber es kann an den Sammelrohren der Niere seine Wirkung nicht entfalten. Die Ursache ist meist ein Rezeptordefekt an den Wasserkanälen (den so genannten Aquaporinen).
Typischerweise scheiden bei beiden Formen die Erkrankten große Mengen Urin aus (bis zu 20 Liter pro Tag sind möglich), welcher durch die fehlende ADH-Wirkung kaum konzentriert ist. Dies wird auch diagnostisch im so genannten Durstversuch getestet. Dabei darf der Betroffene keine Flüssigkeit zu sich nehmen, scheidet aber bei diesem Krankheitsbild weiterhin hohe Mengen an unkonzentriertem Urin aus. Da die Patienten durch den Durstversuch nicht unerheblich gefährdet sind, sollte dieser nur unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden. Therapeutisch steht ADH als Nasenspray zur Verfügung. Bei der renalen Form ist eine kausale Therapie kaum möglich, daher liegt der Schwerpunkt bei der adäquaten Flüssigkeitssubstitution.
Seltenere Ursachen für übermäßigen Durst sind zum Beispiel Elektrolytstörungen (vor allem die Hyperkalzämie), das Cushing-Syndrom (eine Erkrankung, welche mit erhöhten Cortisonspiegeln im Blut einhergeht), Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion (hier vor allem der primäre Hyperparathyreoidismus, welcher zu einem erhöhten Calciumspiegel im Serum führt) und Nebennierenerkrankungen (zum Beispiel der Morbus Addison mit meist autoimmunbedingter Nebenniereninsuffizienz). Ein subjektives Durstgefühl kann auch durch Erkrankungen oder Situationen ausgelöst werden, welche mit einer trockenen Mund- oder Rachenschleimhaut einhergehen (zum Beispiel die banale Erkältung, trockene Heizungsluft, der systemische Lupus erythematodes oder das Sjögren-Syndrom).
Diagnose
Ist nach gründlicher Diagnostik keine Ursache zu finden, handelt ist wahrscheinlich um eine psychogene Polydipsie. Diese kann antrainiert bzw. erlernt sein (zum Beispiel bei Kindern) oder im Rahmen von Verhaltens- und Persönlichkeitsstörung auftreten.
Aber auch bei Essstörungen (zum Beispiel bei der latenten Anorexie oder Bulimie) kommen ausgeprägte Durstgefühle oder eine Polydipsie als Nahrungssubstitut vor. Um eine psychogene Polydipsie von einem Diabetes insipidus abzugrenzen, kommt der Durstversuch zum Einsatz. Bei einer psychogenen Ursache kommt es während des diagnostischen Tests zu einer Erhöhung der Osmolarität im Urin, da kompensatorisch vermehrt antidiuretisches Hormon ausgeschüttet und somit durch Wasserrückresorption der Urin konzentriert wird.
Therapie
Therapeutisch sind unter anderem Psycho- und Verhaltenstherapie sinnvoll.
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Beitragsbild: pixabay.com – cocoparisienne