Heiserkeit – Stimme weg was tun?
Heiserkeit ist definiert durch eine Beeinträchtigung der Stimme, bei welcher sich der Klang und die Lautstärke verändert. Dies kann bis zur Stimmlosigkeit führen, sodass nur noch ein Flüstern möglich ist. Aber was tun, wenn die Stimme weg ist?
Um die Ursachen zu verstehen, muss man sich erst einmal klarmachen, wie Stimme eigentlich entsteht.
Diese wird im Kehlkopf gebildet, genauer an den sogenannten Stimmlippen mit den Stimmbändern. Beim Sprechen spannen sich bestimmte Kehlkopfmuskeln an und straffen die Stimmlippen. Vorbeiströmende Luft bringt diese dann zum Schwingen, dadurch entstehen dann die Töne.
Heiserkeit ist eines der häufigsten Symptome in der Medizin, jeder leidet in seinem Leben mehrmals darunter. Meist heilt die Stimmstörung innerhalb weniger Tage ab, sollte sie länger als vier bis sechs Wochen bestehen oder tritt zusätzlich Atemnot auf, muss ein Arzt aufgesucht werden, da zum Teil bedrohliche Erkrankungen dahinter stecken können.
Ursache
Die mit Abstand häufigste Ursache für Heiserkeit ist ein Infekt der oberen Luftwege (banale Erkältung, Grippe, grippale Infekte), in der Regel handelt es sich dabei um virale Infektionen. Ist der Kehlkopf mit betroffen (Laryngitis), können die Stimmbänder durch die Entzündung und der daraus resultierenden Schwellung nicht mehr frei schwingen und es kommt zu dem typischen Stimmverlust. Die Tonlage verändert sich auch, weil die Schleimhäute der Resonanz-Räume mit entzündet sind. Hierzu gehören die Nasenneben- und Stirnhöhlen sowie die Lungen und Bronchien.
Meist liegen gleichzeitig ein rauer, kratziger und trockener Hals mit entsprechenden Räusperzwang, Husten und Schnupfen vor. Diese Heiserkeit ist meist harmlos und verschwindet in aller Regel ohne weitere Therapie. Bei Kindern kann es als Komplikation zum Pseudokrupp (Laryngitis subglottica) kommen, scharfe Atemgeräusche (Stridor) und bellender Husten sind wegweisend.
Ähnlich entsteht die Heiserkeit durch akute Überbeanspruchung der Stimme, z.B. nach einem Konzert oder Fußballspiel. Eine Schutzmaske, auch die FFP2-Maske, erfordert lauteres Sprechen, um überhaupt verstanden zu werden. Ebenso führt das Einatmen von Tabakrauch, Feinstaub und anderen Emissionen, sehr kalter oder trockener Luft zu gleichen Symptomen. Grund ist die Austrocknung der schützenden Schleimschicht, die Geschmeidigkeit gewährleisten und Infektionen verhindern soll. Auch dabei kommt es zu einer Entzündungsreaktion mit den gleichen Folgen wie bei einer Erkältung.
Bei Rauchern ist das zusätzliche Anschwellen in der Nähe der Stimmbänder (“Reincke-Ödem“) typisch. Dauert die Belastung der Stimme an, vor allem bei den sprechenden Berufen wie z.B. Lehrer, Erzieher oder Sänger, kann die Heiserkeit über lange Zeit hinweg bestehen. In einigen Fällen versuchen sich die Stimmbänder der Belastung anzupassen und bilden reaktiv so genannte Sänger- oder Schreiknötchen aus. Diese sind absolut gutartig und verschwinden oft unter konsequenter Stimmschonung.
Als endogene Faktoren führen eine Schilddrüsenunterfunktion (durch das sogenannten Myxödem), eine Schilddrüsen-Struma (durch mechanische Verdrängung) oder physiologische Vorgänge im Alter (die Spannung der Stimmbänder lässt nach, „Greisenstimme“) zur Heiserkeit. Sehr gefährlich ist die Heiserkeit durch Allergien. Dabei schwillt der Rachenraum zu, was nicht selten zu teilweise lebensgefährlicher Luftnot führen kann. Es handelt sich um einen absoluten medizinischen Notfall. Davon abzugrenzen ist die Pseudoallergie durch Medikamente.
Der Stimm-Apparat kann auch die Magensäure geschädigt werden, wenn das Sekret im Verlauf der Reflux-Krankheit aus dem Magen in die Speiseröhre und bis in den Rachenraum gelangt.
Häufiges Beispiel ist Heiserkeit und Reizhusten durch die Einnahme von ACE-Hemmern (z.B. Ramipril). Diese Nebenwirkung tritt bei ca. 20 Prozent der Patienten unter Therapie auf und wird leider oft im klinischen Alltag übersehen. Bei einem Wechsel der Wirkstoffklasse verschwinden die Symptome vollständig.
Bei langandauernder Heiserkeit, vor allem bei älteren Männern mit Risikofaktoren wie Nikotin- und Alkoholkonsum, muss auch an einen Kehlkopfkrebs gedacht werden. Betrifft dieser die Stimmlippen, kommt es schon sehr früh zur Heiserkeit. Durch die frühe Symptomatik ist die Prognose entsprechend gut.
Rachen-Malignome ohne Stimmbandbeteiligung werden nicht selten erst nach Metastasierung in die Halslymphknoten entdeckt, die Prognose ist ungünstig. Nach Operationen im Halsbereich, vor allem nach Schilddrüsen-Operationen, muss auch an eine Lähmung der Kehlkopfmuskeln (Recurrensparese) gedacht werden. Dies führt zu einer Störung der Stimmlippenbeweglichkeit und somit zur Stimmschwäche und Heiserkeit. Bei einer beidseitigen Recurrensparese kommt es zusätzlich zu starker Atemnot.
Zentrale Lähmungen des Kehlkopfs treten nach Schlaganfall, Gehirnblutungen oder Vagus-Störungen auf. Neben Heiserkeit und Stimmschwäche sind Schluckbeschwerden typisch. Seltene Ursachen sind mechanische Belastung (Unfällen, Verätzungen, Verbrühungen oder Fremdkörperaspiration), Intubations-Granulome (nach Langzeitbeatmung, Notintubation), eine Tuberkulose oder Sarkoidose im Halsbereich, hereditäres Angioödem (durch C1-Esterase-Mangel), berufliche Belastung mit reizenden Arbeitsstoffen (Berufskrankheit), Polypen (z.B. durch Infektionen mit Papillomaviren), Diphtherie (Krupp) und Epiglottitis (durch Impfungen gegen Diphtherie und Haemophilus influenza als Auslöser der Epiglottitis in Deutschland nahezu verschwunden).
Seelische Schwankungen, insbesondere psychische Erkrankungen, wirken sich ebenfalls auf die Stimme aus. Sind wir depressiv, sinkt die Muskelspannung, wodurch die Stimme nicht nur schwächer, sondern auch tiefer klingt. Stress verursacht das Gegenteil, weil die höhere Muskelspannung in den Sprech-Organen die Stimme anhebt.
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Diagnose
Der Arzt begutachtet zunächst den Rachenraum und den Kehlkopf mit einem Laryngoskop. Die Technik erlaubt auch die Entnahme verdächtigen Gewebes, das auf maligne Entartungen hin untersucht werden kann. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall (Sonographie), MRT (Magnetresonanz-Tomographie), CT (Computer-Tomographie) liefern weitere Hinweise auf die Ursache. Mit mikrobiologischen Abstrichen können Krankheitserreger identifiziert werden.
Konnte trotz intensiver und vollständiger Diagnostik keine Ursache für die Heiserkeit gefunden werden, muss als Ausschlussdiagnose auch an eine psychogene Entstehung gedacht werden.
Therapie
Oft hilft es schon, wenn die Lebensumstände auf die Beschwerden eingestellt werden. Alle Maßnahmen, die die Stimme schonen, können die Heiserkeit bessern. Infektionen bekämpft der Arzt mit fiebersenkenden und schmerzstillenden Medikamenten (ASS, Ibuprofen) sowie Antibiotika. Dem Schutz der Schleimhäute dienen Lutschtabletten, die das Sekret auf den Epithelien stabilisieren.
Bewährt haben sich Kombinationen mit Xanthan, Carbomeren, Hyaluronsäure. Anwendungen mit Heilpflanzen wie Salbei, Thymian und Kamille bieten sich als nebenwirkungsfreie Alternativen an, ebenso wie homöopathische Präparate. Atem-Therapie und Sprech-Training können zur Schonung des Sprech-Apparates beitragen. Dann können sich Sängerknötchen durchaus zurückbilden.
Gegen die Reflux-Krankheit verordnet der Schulmediziner Säureblocker. Liegen Krebserkrankungen der Heiserkeit zugrunde, sind Operationen notwendig sowie eine Chemotherapie und Bestrahlung.
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Beitragsbild: 123rf.com – iakovenko
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 15.11.2022 aktualisiert und ergänzt.