Wenn ein Medikament länger als 10 Jahre auf dem Markt ist, verliert der Hersteller das Patent und andere Firmen können ihre Version davon (meist günstiger) auf den Markt bringen. Um diesem Verlust vorzubeugen, wird gern rechtzeitig vor Ablauf der Frist ein neues Produkt herausgebracht, dass natürlich in irgendeiner Weise “verbessert” wurde. Wobei diese Verbesserung nicht unbedingt zu Gunsten des Patienten sein muss. Oder aber eine andere Firma hat den Wirkstoff übernommen und ein neues Präperat “drumherum gebastelt”, dass Ihr Arzt Ihnen nun zum Wechsel vorschlägt.
Es ist jedoch mehr als ratsam, eine Umstellung von einem alten Medikament auf ein Neues genau zu überdenken. Wenn Sie das gewohnte Produkt gut vertragen und es Ihnen hilft, ist es unwahrscheinlich, dass dieses neue Medikament besser ist als das alte (bewährte) Medikament. Es könnte leider eher so sein, dass der Hausarzt (dem man vertraut), für diese „Neueinstellung“ auf das neue Präparat von der Pharmaindustrie bezahlt wird. Sehr oft gibt es auch keinen Hinweis, dass die neuen Substanzen in irgendeiner Form besser sind als vergleichbare alte Präparate.
Dies ist nicht nur meine persönliche Meinung – sondern das fanden die Forscher der Deutschen Medizinischen Gesellschaft in Berlin heraus, wie ich im Deutschen Ärzteblatt las (www.aerzteblatt.de/int/archive/article/122468).
Sie verfolgten zwischen 2009 und 2010 39 Neueinführungen auf dem deutschen Pharmamarkt und mussten dabei feststellen, dass in den Sicherheitsstudien und Wirksamkeitsstudien diese neuen Substanzen nur mit Plazebo oder Zuckerpillen verglichen wurden – und nicht mit den schon auf dem Markt befindlichen Alternativen.
Zur Information: Es gibt in der Tat keine gesetzlichen Vorschriften seitens der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), nach denen ein neues Medikament gegen ein bereits auf dem Markt befindliches Produkt getestet werden müsste. Und darum finden solche Prüfungen nur in Ausnahmefällen statt. Abgesehen davon, dass die EMA auch nur mit Vorsicht zu genießen ist, da diese “Europäische Zulassungsbehörde wegen Betrugs angeklagt” wurde.
Die Scheu ist verständlich, denn es besteht die große Chance, dass das neue Präparat weniger wirksam und vielleicht sogar mit mehr Nebenwirkungen behaftet ist als das alte, etablierte Medikament. Doch trotz dieser Informationslücke pushen Pharmavertreter und Ärzte immer wieder aufs Neue die sogenannten großen „Durchbrüche“ auf dem Medikamentenmarkt, nicht zuletzt, weil eine nette, fette Belohnung seitens der Pharmaindustrie die Verschreibungswilligkeit der Ärzte ankurbelt. Ohne diese „begleitenden Maßnahmen“ blieben von den „Durchbrüchen“ höchstens nur noch „Einbrüche“ übrig.
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Beitragsbild: pixabay.com – padrinan
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