Hildegard von Bingen ist seit langer Zeit in der römisch-katholischen Kirche als Heilige angesehen worden. Nun ist sie offiziell von Papst Benedikt in den Heiligenkalender aufgenommen worden. Dies entspricht zwar noch nicht einer vollständigen Heiligsprechung, aber diese kommt eher einer reinen Formalität gleich. Für die Fans von Hildegard war sie sowieso immer “heilig”.

Grund für diese Ansicht ist ihr interessante Werk in vielen Bereichen des Lebens, das Hildegard zu einer außergewöhnlichen Person ihrer Zeit machte. Sie lebte zu einer Zeit, wo es keinerlei Naturwissenschaften etc. gab (ca. 1098 bis 1179). Die Medizin beruhte auf esoterischen und teils abergläubischen Prinzipien. Auch das, was man als “Volksmedizin” ansehen konnte, war mehr oder weniger in seinen Anfängen begriffen.

Hildegard von Bingen war bekannt für ihre Bücher, die sich unter anderem mit Heilkunde beschäftigten, doch im Gegensatz zu ihren theologisch-philosophischen Werken ist keins der ihr zugeschriebenen Originalwerke über ihre Heilkunde erhalten. Alle Aussagen aus diesem Bereich stammen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert, es ist aber nicht auszuschließen, dass es sich hier um authentische Kopien oder Referenzen handelt.

Hildegard war bekannt für ihre Fähigkeiten im medizinischen Bereich. Sie verstand sich auf die praktische Anwendung von Tinkturen, Kräutern, Ernährungsmethoden, Ausleitungsverfahren und Edelsteintherapie. Laut Überlieferung sind ihre Haupttexte im naturwissenschaftlichen Bereich „Causae et Curae“ und „Physica“, dessen ursprünglicher Titel „Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum“ lautete, was soviel wie „Buch über das innere Wesen von verschiedenen Lebewesen und Pflanzen“ bedeutet.

Viele bezeichnen sie deshalb als die „erste deutsche Ärztin“. In diesen Werken beschreibt sie die natürliche Umwelt, den Kosmos, Tiere, Pflanzen, Steine und Mineralien. Sie kombinierte diese Elemente mit dem theologischen Hintergrund, der letztendlich von der Genesis, der Schöpfungsgeschichte herrührt: alles auf der Erde ist geschaffen für den menschlichen Bedarf. Dies ist dann der Grund, warum sie sich für die Heilkraft von Pflanzen, Tieren und Edelsteinen interessierte. Laut Sage soll sie sogar einen Blinden geheilt haben, indem sie Rheinwasser benutzte.

Da gibt es noch den Begriff der Hildegard-Medizin. Der jedoch leitet sich nicht direkt von Hildegard von Bingen ab, sondern wurde 1970 von dem Arzt Gottfried Herztka „erfunden“. Er beruft sich dabei auf ihre Schriften. Besonders „Causae et Curae“ und „Physica“ bilden die Grundlage der modernen Hildegard-Medizin. Im Vordergrund stehen hier Ernährungsformen, die ausgewogen und maßvoll sind. Gewürze, Dinkel, Sellerie, Edelkastanien, Fenchel und andere Kräuter bilden die pflanzliche Basis der modernen Hildegard-Medizin. Ausleitungsverfahren sind z.B. der Aderlass und das Schröpfen, Fasten und Schwitzkuren, die an die therapeutische Hyperthermie erinnern. Ruhe und Aktivität sollen sich in einem harmonischen Rhythmus abwechseln. Die mentale-seelische Seite wird zusätzlich durch Meditation, Gebet, Musik usw. gereinigt, denn eine rein materielle Pflege ist nutzlos, da einseitig.

Natürlich gibt es eine Reihe von Kritikern, die vor allem die Hildegard-Medizin als nicht authentisch und nicht auf den Hildegard zugeschriebenen Werken basierend bezeichnen. Vielmehr soll es sich hier um eine neuzeitliche Erfindung handeln, die nur den Namen aus Marketinggründen benutze, der profitträchtig ausgenutzt würde. Ob durch die Kritik an der Benutzung von Hildegards Namen dann letztlich auch die Effizienz dieser Heilkunde bezweifelt werden kann, sei dahingestellt. Denn einige der zentralen Bestandteile der Therapie, wie Fasten, Schwitzkuren, Heilkräuter und Schröpfen, gelten nach heutigem Standard als ernstzunehmende Heilmethoden.

Dies ist umso erstaunlicher, da die mittelalterliche Denkweise über Gesundheit und Krankheit eine vollkommen andere Basis hatte. Demnach sind die Erkenntnisse von Hildegard für ihre Zeit als fast revolutionär anzusehen. Die Übernahme vieler ihrer Prinzipien in die Hildegard-Medizin hat also nicht unbedingt nur etwas mit Profit zu tun, sondern bilden vernünftige Grundelemente einer alternativen Behandlungsform.

Wenn, wie die Kritiker es verlauten lassen, Profit die Hildegard-Medizin suspekt macht, dann sollte man sofort die gesamte Schulmedizin verdammen. Oder steht die auch kurz vor der Heiligsprechung? Ob die Hildegard-Medizin die beste aller Behandlungsformen ist, kann ich nicht sagen. Dafür gibt es authentische Behandlungsformen, die in Lehre und Praxis sogar noch viel älter sind als die Schriften von Hildegard von Bingen und die Hildegard-Medizin. Aber ich denke, dass es eine Reihe von interessanten Ideen und Aspekten bei Hildegard gibt und auch der neugeformten Hildegard-Medizin.

Von daher betrachte ich nicht nur die halb offizielle Heiligsprechung als eine Bereicherung des Kirchenkalenders, sondern auch die Heilmethoden von Hildegard als eine Bereicherung der alternativen Medizin.

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Beitragsbild: pixabay.com – geralt