Oder: Die zunehmende Wasserverknappung als lukrative Geschäftsgrundlage

Es wird knapp, ja sogar immer knapper, das Trinkwasser auf diesem Planeten. Hitze und Dürre infolge des Klimawandels zeitigen ihre lebensbedrohlichen Wirkungen. Die UN alarmiert, dass rund 800 Millionen Menschen auf der Erde keinen ausreichenden Zugang Trinkwasser haben. Und sogar 2 Milliarden Menschen haben zwar genügend Wasser, das allerdings verschmutzt oder verseucht ist. Die Tendenz des Missstands ist stark ansteigend. In den 25 Jahren nach 1980 wurden 21 Bürgerkriege in den Ländern südlich der Sahara ausgefochten, 16 davon waren eindeutig vom Wasser motiviert.

Die weltweit sieben wichtigsten Flussregionen sind in dieser Hinsicht:

  • Indus
  • Jordan
  • Mekong
  • Nil
  • Euphrat und Tigris
  • Amudarja
  • Brahmaputra

Überall dort ist mit einer Zuspitzung und sogar Eskalation der Probleme zu rechnen. Wasserknappheit stand und steht immer in direktem Zusammenhang mit Hungersnot, die wiederum Völkerwanderungen, Überfälle, Plünderungen und Kriege ausgelöst hat. Das, was wir heute unter die Begriffe Flüchtlingswellen und Migration fassen, ist im Grunde nur eine andere Form der fortgesetzten Völkerwanderung. Daher ist es eine perfide Unverantwortlichkeit, wenn Konzerne wie Nestlé das Grundrecht auf Wasser auf ein lukratives Geschäftsmodell reduzieren.

Unser Planet vertrocknet

Über zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Aber fast alles ist Salzwasser. Nur drei Promille des weltweiten Wasservorkommens sind trinkbares „Süßwasser“, das überdies sehr ungleich, um nicht zu sagen ungerecht, verteilt ist. Während Nordeuropa geradezu darin ertrinkt, können wir heute dabei zuschauen, wie weite Teile Afrikas, Nord- und Südamerikas, Australiens und Asiens immer mehr austrocknen. Schauen wir etwas genauer hin:

  • Die Wüsten dehnen sich immer weiter aus. Dies betrifft inzwischen mehr als 100 Länder. Israels Regierung plant zum Beispiel, entsalztes Meerwasser, in den See Genezareth einzuleiten, um dessen zurzeit extrem tiefen Pegelstand wieder etwas anzuheben.
  • Im südafrikanischen Kapstadt drohte in diesem Jahr wegen der Jahrhundert-Dürre die „Stunde Null“, mit der ein totales Versiegen des Trinkwasser-Reservoirs gemeint ist. Nur durch mehrere Maßnahmen, die in die gleiche Richtung wirkten, konnte dieses Szenario gerade noch abgewendet werden.
  • Der Tschadsee war einmal weltweit das sechstgrößte Binnengewässer. Er ist inzwischen schon zu 90 Prozent ausgetrocknet. Betroffen sind davon circa 30 Millionen Menschen in Westafrika.
  • Der zentralasiatische Aralsee erleidet ein ganz ähnliches Schicksal, dabei war er einst der viertgrößte Binnensee weltweit.
  • Der größte See des Nahen Ostens heißt Urmiasee. Er befindet sich im Irak und ist schon zu 60 Prozent verlandet.
  • In Kalifornien, also in der Kornkammer der USA, ist der Ogallala-Aquifer gerade dabei, völlig auszutrocknen. Es handelt sich dabei um einen normalerweise ergiebigen Grundwasserleiter.
  • Der weltweit größte Grundwasserleiter, der Guarani-Aquifer, liegt in Lateinamerika und verbindet unterirdisch die Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Auch dieses riesige Trinkwasserreservoir ist bereits gefährdet.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:

Die Landwirtschaft verschwendet lebenswichtiges Trinkwasser

Während circa zehn Prozent des Süßwassers von Privathaushalten und Betrieben verbraucht werden, sind es vor allem die Sparten Landwirtschaft, Bergbau und Energieerzeugung, die den Löwenanteil beim Wasserverbrauch für sich verbuchen. Gemäß der Studie von Arjen Hoekstra et al. wurde im Jahre 2012 aufgezeigt, dass die Landwirtschaft inzwischen sogar 92 Prozent des Süßwassers verbraucht. Die Vereinten Nationen sowie die Weltbank gingen bislang von 70 Prozent aus. Da viele Länder über eine fundierte Wasserpolitik noch nicht einmal nachgedacht haben, werden immer wieder ziemlich leichtfertig großzügige Wasserentnahmerechte erteilt, ohne deren fatalen Folgen zu bedenken.

Bei Großkonzernen sprudelt statt Wasser das Geld

Mit Wasser lassen sich gute Geschäfte machen. Dies gilt insbesondere für Mineralwasser. Auch in Deutschland erreichte die Mineralwasserproduktion kürzlich Rekordniveau und in den meisten Schwellenländern ist menschliches Leben ohne Wasser in Flaschen heute nicht mehr möglich, weil so viele Städte keine funktionierende kommunale Wasserinfrastruktur haben. Insbesondere in Asien und Südamerika teilen sich drei Großkonzerne den unerschöpflichen Trinkwassermarkt auf:

  • Nestlé mit den Marken San Pellegrino, Pure Life und Vittel
  • Coca-Cola mit der Marke Vio
  • Danone mit den Marken Volvic und Hayat

Für Nestlé ist Wasser flüssiges Gold

Insbesondere für den globalen Marktführer für Flaschenwasser ist die Ressource profitabler als Öl. Nestlés Strategie ist die Eroberung des Weltmarktes durch die Schaffung eines Wasser-Monopols. In der ganzen Welt hat sich Nestlé schon Wasserrechte gesichert. Inzwischen wird der Konzern als „Vorreiter der Wasser-Privatisierung“ gehandelt. Sein einstiger CEO Peter Brabeck-Letmathe sprudelte frei heraus, dass Wasser eben nicht zu den Menschenrechten gehört.  Er vertrat die Ansicht, dass Wasser ein Handelsgut ist und ein marktgerechter Preis diese natürliche Ressource sogar schützt. Ergo seien Wasserrechte bei Nestlé wesentlich besser aufgehoben als beispielsweise bei Kommunen.

In Michigan pumpt Nestlé jedes Jahr 500.000 Tonnen bestes Quellwasser aus einem Aquifer und bezahlt dafür 200 Dollar Gebühr. Die so befüllten Flaschen bringen einen Erlös von mehr als 100 Millionen Dollar ein, was eine sehr beachtliche Rendite ist. Faktisch macht Nestlé aus dem allgemeinen Gut Wasser dort eine Gelddruckmaschine.

Vittel wäre eigentlich ein beschaulicher kleiner Kurort in den französischen Vogesen, wäre die Lage nicht so angespannt. Was steckt dahinter? Die rund 5.000 Einwohner von Vittel sollen in Zukunft via Pipeline mit Trinkwasser versorgt werden, denn der Grundwasserspiegel sinkt in ihrer Region beharrlich jedes Jahr um 30 Zentimeter weiter ab. Aber Nestlé Waters macht unbeirrt weiter und pumpt circa 750 Millionen Liter Wasser pro Jahr aus dem Untergrund.

In Nigeria gründete Nestlé eine Niederlassung unter dem Namen Nestle Nigeria Pic. In dem afrikanischen Land pumpt der Kozern das Grundwasser in seine Abfüllanlagen, während dreiviertel aller Bürger Lagos´ über keine eigene Quelle für fließendes Wasser verfügen. Das Bodenwasser ist in Nigeria nahezu die einzige Ressource für die lebenswichtige Flüssigkeit. Doch schon vor Nestlés Machenschaften verursachte der Wassermangel bürgerkriegsähnliche Verhältnisse. Hirten und Bauern streiten in brutalen Feden um das kühle Nass. Während internationale Organisationen wie die afrikanische Entwicklungsbank, UNICEF und auch die EU Nigeria bei der Wasserversorgung unterstützen, füllt Nestlé die knappen Wasser-Reserven in Luxus-Flaschen.

Auch von Äthiopien aus nimmt der Schweizer Konzern den Kontinent in den Zangengriff. In Kooperation mit Abyssinia Springs hat Nestlé Waters begonnen für seine Flaschenwasser-Produktion 50.000 Liter Grundwasser pro Stunde aus dem Grundwasser zu pumpen. Um Subventionen vom Schweizer Staat zu erhalten, erweiterte Nestlé dort das Geschäft auf Milch und Milch-Produkte. Die Ausbeutung der afrikanischen Länder wird jetzt also noch vom Steuerzahler des Alpenlandes gefördert.

Res Gehriger ist ein Schweizer Filmemacher. Mit seinem Film „Bottled Life“ deckte er auf, dass in dem pakistanischen Dorf Bhatti Dilwan, das sich in der Nähe der Wasserproduktion von Nestlé befindet, der Grundwasserspiegel dramatisch abgesunken ist und in der Folge viele lebenswichtige Brunnen versiegten.

Wasser nur noch für Reiche

Mit Wasser in Flaschen wird deutlich mehr Geld bewegt, als Pepsi und Coca Cola zusammen mit ihren Softdrinks umsetzen. Pro Jahr füllen die Wasser-Konzerne 200 Milliarden Liter Wasser in ihre Plastik-Flaschen. Der Gesamtumsatz aller dieser Unternehmen zusammen beträgt 16 Milliarden Dollar. Umweltschützer beklagen schon lange, dass Multis wie Nestlé faktisch ein Versorgungssystem speziell mit gesundem Wasser für die Wohlhabenden geschaffen haben, wobei dessen Plastikverpackung zugleich die Umwelt immer weiter vergiftet. Dagegen werden die maroden Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen, sofern überhaupt noch vorhanden, sündhaft vernachlässigt. Der sich daraus ergebende mangelhafte Hygienezustand führt zu Epidemien und schwächt die Volkswirtschaften der betreffenden Länder nachhaltig und wiederholt.

Wasser ist in der Tat ein Wirtschaftsgut. In den meisten europäischen Ländern gehört das Wasser dem Staat, der Entnahmerechte vergibt. In den USA hat sich dies historisch ganz anders entwickelt. Dort gehört das Wasser dem Grundbesitzer. Dieser kann also „seinem“ Aquifer so viel Wasser entnehmen, wie er will. Nun ist aber der Wasserbedarf von Großstädten auf engstem Raum so enorm, dass es eben nicht mehr funktioniert, dass jeder Anwohner beliebig viel Wasser aus dem Grundwasserleiter unterhalb der Stadt entnehmen kann. Daher müssen große Städte „ihr“ Wasser über weite Strecken aus ganz anderen Regionen „importieren“.

Anders als beispielsweise auf einer Farm wird das von Nestlé weiter transportierte und verkaufte Wasser nicht mehr in den lokalen Wasserkreislauf zurückgeführt. Stattdessen versendet Nestlé jeden Tag 4,8 Millionen Flaschen Wasser in alle Staaten der USA, „Ice Mountain, 100% Natural Spring Water“ ist dort als Marke überall sehr begehrt. Permanentes Abpumpen von Wasser und die daraus folgende Trockenlegung eines Aquifers können zu mechanischen Spannungsverlagerungen und Spannungsakkumulation im Gebirge führen. Die unausweichliche Folge sind dann Erdbeben.

In 25 bis 30 Jahren wird Süßwasser an den Weltbörsen zu explodierenden Kursen gehandelt. Es wird Spotmärkte für Wasser sowie für Wasser-Futures und weitere fantasievolle Wasser-Derivate geben. Die schöne neue Welt der Wasserspekulanten und Wasserbarone wird dazu führen, dass sauberes Trinkwasser bald zum Luxusgut für Reiche wird.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:

Bild: fotolia.com – science photo

Dieser Beitrag wurde im Oktober 2018 erstellt und letztmalig im November 2019 aktualisiert.