Man kann natürlich gleich darüber streiten ob es eine zweite Corona-Welle gibt und geben wird. Und man kann auch behaupten, dass es in Deutschland gar keine “erste Welle” gegeben  habe, denn wir hatten weder im März, noch im April eine Übersterblichkeit in Deutschland zu verzeichnen – wohl aber derzeit ca. 9.400 Menschen, die an (oder mit) Covid-19 Verstorben sind.

Ein Land an dem diese “Zwei-Welle-Diskussion” allerdings vorbei geht ist Schweden. Die EU-Statistik weist die frohe Botschaft aus: Allein in Schweden sind die Infektionszahlen in der Europäischen Union seit Sommerbeginn rückläufig. Nicht einmal in der Stockholmer Regierung wird das Phänomen so ganz verstanden. Sehr wohl darf darin eine Bestätigung der bisherigen nationalen Corona-Strategie gesehen werden.

Noch Mitte Juni 2020 verzeichnete Schweden mehr als 67 Neuinfektionen mit Sars-Cov-2 pro 100.000 Einwohner und gehörte damit zu den Spitzenreitern in der EU. Zum Vergleich: In Österreich lag die Zahl der Neuinfektionen zur gleichen Zeit bei nur 2,4 pro 100.000 Einwohner. Doch nun hat sich das Blatt gewendet.

Österreich verzeichnete Mitte September 36,5 Neuinfektionen mit der Konsequenz, dass immer mehr Länder bezüglich des Alpenlandes Reisewarnungen ausgeben, während Schwedens Zahl der Neuinfektionen mit circa 14 gerade mal im unteren Drittel der EU-Länder rangiert.

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Schweden hatte ja auf einen drastischen Lockdown verzichtet

Ganz im Gegensatz zu Österreich wurde bislang in Schweden bewusst auf einen Lockdown verzichtet, mehr noch, man vermied dort sogar weitgehend auf Verordnungen basierende Vorschriften und Verbote. Sehr wohl gab und gibt es in Schweden für die Gastronomie und für Altersheime Corona-Regeln, auch ist die Zahl der Teilnehmer an Versammlungen begrenzt worden.

Dagegen lief der Schulunterricht für Schüler bis zur zehnten Klasse die ganze Zeit ohne jegliche Einschränkungen normal weiter. Kürzlich öffneten auch die Gymnasien und Universitäten wieder ihre Pforten und am 1. Oktober 2020 fällt das Besuchsverbot in Altersheimen. Der Mund-Nasen-Schutz wurde in Schweden nicht einmal empfohlen, weil für dessen positive Wirkung keine wissenschaftliche Beweislage vorläge. In meinem Beitrag zur Maskenpflicht hatte ich dazu auch entsprechende Studien angeführt.

Die Schweden folgten diszipliniert den Empfehlungen

Die schwedische Politik überließ das operative Corona-Management weitestgehend einem extra eingerichteten Experten-Komitee unter Leitung des „Staatsepidemiologen“ Anders Tegnell.

Dieses Komitee erarbeitete auf wissenschaftlichen Grundlagen jene „dringend empfohlenen“ Verhaltensregeln und Maßnahmen. Inzwischen gilt Anders Tegnell international als eine Art Ikone des „Schwedischen Modells“.

Erste Untersuchungen zeigen auf, dass sich circa 90 Prozent der Schweden an die vorgeschlagenen Verhaltensregeln gehalten haben. Gewiss: es blieb ebenfalls in Schweden nicht aus, dass der Sonderweg sowohl international als auch im Land scharf kritisiert wurde, insbesondere nachdem die Anzahl der Corona-bedingten Todesfälle im April sprunghaft angestiegen war.

Doch die Ursache dafür war schnell ausgemacht. Es gab erhebliche Mängel und sogar systemische Fehler im Bereich der Altenpflege, woraus sich schließlich die relativ hohen Todesziffern ergeben haben – zumindest im direkten Vergleich zu Norwegen und Finnland.

In der Konsequenz wurden zum Beispiel sehr schnell gezielte Testungskampagnen für das Pflegepersonal sowie für andere kritische Bereiche ins Leben gerufen. Wie erhofft flachte daraufhin die Kurve der Todesfälle rasch wieder ab. Der Chefepidemiologe Tegnell sieht seine Arbeit durch die Entwicklungen in Schweden seit Juni bestätigt.

Dem Sender France 24 sagte er, dass man natürlich den Erfolg der unterschiedlichen Ansätze der verschiedenen Länder erst am Ende bewerten kann. Dass man in der Tat erst immer am Ende die Abrechnung machen kann, darauf bin ich ja in meinem Artikel „Corona: Schweden bleibt seiner Linie treu – Keine Masken und Zahlen weiter im Sinkflug“ bereits näher eingegangen.

Tegnell plädierte aber durchaus für seinen Weg einer nachhaltigen Strategie, die durchaus lange Zeit aufrechterhalten werden kann – aber eben nicht gekennzeichnet ist durch ständiges Zu- oder Aufsperren des ganzen Landes. So rechne er auch nicht mit einer „zweiten Corona-Welle“ in Schweden, kann und will aber einzelne, handhabbare, lokale Ausbrüche nicht ausschließen.

Gut für die schwedische Wirtschaft

„Lohn der Angst“ um den eigenen, selbstbewussten Weg ist unter anderem auch die Prognose für die schwedische Wirtschaft, die deutlich moderatere Einbrüche vorhersagt als in den meisten anderen EU-Staaten. So jedenfalls bestätigt es eine im Juli publizierte Studie von Capital Economics, einer britischen Analysefirma.

Ein ganz ähnliches Ergebnis wurde im August auf dem Forschungsportal „ScienceDirect“ aufgezeigt, wo eine politische Analyse auf mehrere Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verweist, die in der schwedischen Corona-Strategie ein wegweisendes Zukunftsmodell sehen.

Johan Carlson ist der Chef der schwedischen Gesundheitsbehörde. Auch er findet lobende Worte für die Disziplin der Bevölkerung von Schweden. Sie habe die „klaren Botschaften“, die von den Behörden ausgesprochen wurden, ernst genommen und bewiesen, dass der schwedische Weg in eine für alle Beteiligte gute Richtung führt.

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Beitragsbild: 123rf.com – Roman Sigaev