Worauf ein kranker Mensch mehr Wert legt, wenn er eine Arztpraxis betritt, ist umstritten. Ist es die Hand eines erfahrenen und älteren Arztes, oder doch lieber der jugendlich wirkende Mediziner im fliegenden Kittel, der mit den neuesten Forschungen vertraut ist?
Bei einem Test schnitten die jungen Ärzte eher schlecht ab, andererseits sind viele ältere Ärzte häufig nicht besonders aufgeschlossen gegenüber neuen Forschungen und Mitteln, dem Einsatz neuer Geräte oder Behandlungsmethoden. Meistens verlassen sie sich auf das, was sie kennen, sind nicht bereit, Seminare zu besuchen und ihre Erfahrungen auch neuen Gebieten gegenüber zu öffnen. Der junge Arzt, der frisch von der Universität kommt, hat dagegen das aktuellste Fachwissen im Kopf, kann allerdings nicht mit jener Routine aufwarten, die gerade den Kranken beruhigt und ihm die Angst vor der Behandlung nimmt.
Bei einer Studie der Florida State University in Tallahassee wurden Mediziner einer Notfallstation, sowohl Ärzte als auch Pfleger, in ihrem Geschick und Fachwissen getestet. Genutzt wurde dabei ein Operationsroboter der Universität, wobei Mediziner aller Altersstufen geprüft wurden. Sie erhielten alle ein und dieselbe Aufgabenstellung, die sich darum drehte, das Leben einer Puppe, die den Patienten darstellte, zu retten, während sich der Gesundheitszustand abrupt und dramatisch verschlechterte. Hier zeigte sich das bedenkliche Ergebnis, dass sowohl die erfahrenen als auch die sehr jungen Ärzte schlecht abschnitten.
Die jungen Ärzte reagierten sehr zögerlich, schoben ihre Entscheidung hinaus oder leiteten die notwendige Behandlung nur vorsichtig in die Wege. Sie brauchten gegenüber ihren erfahrenen Kollegen länger. Bei vielen starb die Versuchsperson innerhalb von wenigen Minuten. Bei den älteren Generationen dagegen waren die Entschlüsse zwar mutiger und schneller, gleichzeitig waren sie allerdings nicht dazu bereit, ihre Diagnose in Frage zu stellen. Das hatte dann wiederum zur Folge, dass der Puppenpatient ihnen unter der Hand weg starb.
In einer anderen Studie fanden Forscher heraus, dass etwa zehn Jahre notwendig sind, um die notwendige Erfahrung auf den jeweiligen Spezialgebieten zu erlangen. Somit ist nicht so sehr die Intelligenz wichtig, sondern eher stete Übung, Selbstdisziplin, Ehrgeiz und Ausdauer, um auf dem medizinischen Gebiet die Leistung zu erbringen, die dem Patienten dient und hilft. Das könnte das Problem sein, mit dem die jungen Ärzte zu kämpfen hatten. Auch das Wissen, dass sich durch Erfahrungen allmählich im Kopf sammelt, ist notwendig, um richtig reagieren zu können und schnell zu handeln. Dieses Wissen lässt ab einem bestimmten Alter wieder nach, durch Vergesslichkeit und andere altersbedingte Erscheinungen.
Der Versuchsleiter James Whyte räumte bei ersterer Studie das Vernachlässigen eines wichtigen Faktors ein, der unter den jungen Ärzten “Dr. Brinkmann-Effekt” genannt wird. Dabei handelt es sich um jene Mithilfe des Patienten, dessen notwendiges Vertrauen in den Arzt und dessen Glauben an die Heilung wichtig sind. Das, was insbesondere den Heilpraktikern bekannt ist, gilt auch für die herkömmliche Medizin: Glaube ist der erste Weg zur Besserung.
Leider fehlt dieses Vertrauen bei den meisten deutschen Patienten, die eher skeptisch eine Arztpraxis betreten. Das Vertrauensverhältnis zwischen Klaus-Jürgen Wussow und seinen Serienpatienten ist nicht einmal ansatzweise gegeben. Lediglich ein Drittel aller Patienten verlässt sich auf das Urteil eines Arztes. So ist es dann auch kaum verwunderlich, dass 70 Prozent von ca. 3500 Befragten einen “Ärzte-TÜV” befürworten.
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Beitragsbild: pixabay.com – DarkoStojanovic
hallo,
also ich geh lieber zu älteren Ärzten. Ich schreibe einem erfahrenen Menschen irgendwie auch automatisch mehr Kompetenzen zu. Ich kann mir vorstellen, dass durch lange Praxiserfahrung weniger die Gefahr eines “Schnellschusses” oder eben einer Falschdiagnose entsteht.
Grüße Sascha