Beckenschiefstand – Beinlängendifferenz: Symptome und Ursachen
Bei der Diagnose “Beckenschiefstand” muss immer zwischen zwei “Arten” der Beinlängendifferenz unterschieden werden: der echten und der scheinbaren Beinlängendifferenz.
Und: Spätestens wenn sie diese “Diagnosen” gestellt bekommen, sollten Sie höllisch aufpassen!
Hier ein “Wahnsinnsfall ” aus der Praxis. Die Patientin schrieb mir:
Habe vier Jahre rechts eine Schuherhoehung von 2cm getragen. Bekam Schmerzen in der LWS und im Knie. Dann wurde ich 2012 an der BWS am 10./11. Wirbel operiert auf Grund meiner Knieschmerzen. Mann hat mir bei der OP an der BWS alle Muskeln durchtrennt. Die Einlage mit der Erhöhung war falsch, ich hatte kein Bein zu kurz. Die OP war auch unnötig, ich hatte nichts an der BWS. Heute bin ich nur noch 1,10m gross, so wie ich sitze, so gehe ich auch, nur noch ein paar Meter. Ich kann den Oberkörper nicht mehr aufrichten und die abgewickelten Beine nicht strecken. Und hier in Köln sagt mir keiner warum. Die Schmerzen sind unerträglich.
Meine Diagnosen: Skoliose,Tarlov Zysten bei S1, S2 und S3. Nach der OP ging es mit meiner Haltung immer schlechter.
Hier das Bild der Patientin NACH dem Aufstehen. Weiter geht es nicht. Die Patientin geht in dieser Haltung.
Abb.1: Weiter kann die Patientin nicht aufstehen. Die Tortur und die Therapien: unglaublich.
Die scheinbare Beinlängendifferenz
Internationalen Studien zu Folge leiden in den Industrieländern ungefähr 70 % der Menschen an einer scheinbaren Beinlängendifferenz.
Ursache hierfür ist meist eine Verschiebung im Iliosacralgelenk. Wie viele dieser Menschen an schmerzhaften Beschwerden leiden, die durch die scheinbare Beinlängendifferenz ausgelöst werden, ist jedoch nicht bekannt.
Bei der scheinbaren Beinlängendifferenz wirken die Beine unterschiedlich lang, sind es jedoch nicht. Der Eindruck entsteht dadurch, dass das Becken nicht gerade steht. Diese Form der Beinlängendifferenz hat ihre Ursache häufig in einer IGS-Blockade (=Ilio-Sakral-Gelenk, deutsch: Kreuz-Darmbein-Gelenk), die zu zahlreichen weiteren Symptomen führen kann. Denn durch den Beckenschiefstand werden die Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule beeinflusst.
Meist wird ein Beckenschiefstand als Auslöser für Beschwerden erst sehr spät entdeckt, denn wer denkt bei Kopfschmerzen, Verspannungen im Kiefer, Tinnitus, Augendruck, Knieschmerzen, Schwindel und weiteren Symptomen an das Becken und dessen Stellung als Ursache?
Und doch können schon 5 Millimeter Beckenschiefstand schmerzhafte Beschwerden auslösen. Sehr häufig werden als Symptome einer funktionellen Beinlängendifferenz das Ischiassyndrom (ein Gefühl, als ob ein Nerv eingeklemmt sei, ein ziehenden Schmerz in einem Bein von der Hüfte bis zur Wade), ein schmerzendes Ziehen in der Gegend der Leiste, bei Männern Schmerzen in den Hoden (verursacht durch das Kippen des Beckens), Schmerzen im Zwischenbereich der Schulterblätter oder zwischen einem Schulterblatt und der Wirbelsäule, taube (eingeschlafene) einzelne Finger oder Fingerkuppen, durch die Halswirbelsäule bedingte Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel und vieles mehr genannt.
Die scheinbare Beinlängendifferenz und der erworbene funktionelle Beckenschiefstand können ein Grund (nicht Ursache) zahlreicher Leiden im Rücken- und Gelenkbereich sein.
Um eine scheinbare Beinlängendifferenz zu beseitigen, bieten sich verschiedene Verfahren an:
Chiropraktik: Ein Chiropraktiker kann durch eine gezielte Manipulation (chiropraktische Justierung, im Volksmund “Einrenken” genannt) den erworbenen Beckenschiefstand meist beheben; und dies nahezu risikolos bei Patienten jeder Altersgruppe.
Auch der Ausgleich der umgebenden Strukturen (Muskeln, Faszien usw.) bietet ausgezeichnete Erfolge. Hier gibt es fast unzählige Methoden aus dem Bereich der Osteopathie, Dorn-Breus-Methode, Rolfing. und einige mehr.
Abgekommen sind die meisten Ärzte (zum Glück) von der Verschreibung von Einlagen und Fersenkeilen bei einem funktionellen Beckenschiefstand; zu häufig kam es zu einer Verschlimmerung der Beschwerden oder neue Beschwerden kamen hinzu – so wie die Patientin das oben beschrieben hat.
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Die Verordnung von Fersenkeilen halte ich persönlich sogar für einen Kunstfehler. Denn wenn ich nur die Ferse erhöhe bekomme ich eine Rotation ins Becken und damit eine Abweichung der Wirbelsäule (Skoliose). Im folgenden Bild sehen Sie einen Skoliose-Patienten:
Bis zu einer Differenz von bis zu 3 Millimetern bei einem durchschnittlich großen Menschen wird heute gar keine Therapie mehr vorgenommen, denn diesen Unterschied kann der Körper meist ausgleichen. Dennoch rate ich zu einer “ausgleichenden” Körperpflege (Skelettpflege) um solche Störungen und Abweichungen erst gar nicht auftreten zu lassen.
Die echte Beinlängendifferenz
Die echte oder reelle Beinlängendifferenz muss immer von der scheinbaren abgegrenzt werden. Eine echte oder reelle Beinlängendifferenz ist die Bezeichnung für eine anatomische Verkürzung oder Verlängerung des gesamten Beines oder eines Beinabschnittes.
Ursächlich hierfür sind meist Endoprothesen (künstliche Gelenke), wenn einfach zu viel (oder zu wenig) vom Knochen abgesägt wurde. Aber auch Dysmelien (genetisch bedingte und angeborene Extremitätendefekte), ein ungleichmäßiges Wachstum der Epiphysenfugen, Unfälle oder die Zerstörung knöchener Strukturen können eine reelle Beinlängendifferenz auslösen. Meist lässt sich jedoch bei betroffenen Patienten keine eindeutige Ursache feststellen. Eine Ausnahme sind schwere Unfälle mit Knochenbrüchen in Ober- oder Unterschenkeln. In solchen Fällen können schon echte Beinlängenunterschiede zustande kommen.
Reelle Beinlängendifferenzen von bis zu zwei Zentimetern bleiben meist unentdeckt. Größere Unterschiede lassen sich jedoch leicht am Gangbild des Patienten (Hinken oder Spitzfußstellung) oder an einem Beckenschiefstand erkennen.
Bleibt die echte Beinlängendifferenz in der Kindheit und Jugend unentdeckt und damit unbehandelt, kommt es im Erwachsenenalter häufig zu schmerzhaften Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule und der Hüfte. Die echte Beinlängendifferenz ist aber sehr sehr selten.
Eine echte Beinlängendifferenz bis zu 10 Millimetern kann durch eine so genannte “Schuhzurichtung” ausgeglichen werden. Eine Schuhzurichtung bezeichnet die Anpassung eines normalen Schuhs an den entsprechenden Fuß. Wichtig ist es die komplette Sohle zu erhöhen und nicht nur die Ferse! Denn wenn nur die Ferse mit den beliebten Fersenkeilen erhöht wird, folgt zwangsläufig eine Rotation im Becken und in der Wirbelsäule.
Und wenn ich noch Sätze lese wie: “Mit Hilfe unterschiedlicher Änderungen wie Einlagen, Keilen, Veränderungen im Absatzbereich) wird der Schuh so angepasst, dass er auch Veränderungen der Fußstellung bewirken kann und den Fuß optimal unterstützt.”, kriege ich das “kalte Grausen”!
Die Begründung für die Keile ist ja klar: Diese Methode ist kostengünstiger und unauffälliger als die Anfertigung orthopädischen Schuhwerkes.
Beträgt die Differenz der reellen Beinlänge mehr als 5 Millimeter, wird auch eine Operation in Betracht gezogen werden. Bei einem operativen Eingriff wird entweder das verlängerte Bein verkürzt, das verkürzte Bein verlängert oder ein Austausch einzelner Knochenteile vorgenommen. Ich sage jetzt mal lieber nichts mehr…
Fazit
Sowohl bei der funktionellen als auch bei der reellen Beinlängendifferenz kann es zu einem Beckenschiefstand kommen; im schlimmsten Falle sogar zu einer Skoliose (Seitverbiegung der Wirbelsäule), die dann entsprechende Schmerzen mit der Zeit verursacht.
Früh erkannt und richtig behandelt sind jedoch beide Fehlstellungen gut behandelbar und die Prognosen auf Beschwerdefreiheit oder komplette Heilung sehr gut.
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Beitragsbild: pixabay.com – sofietakesphotos