Blinddarmentzündung – Appendizitis Symptome – Verlauf – Therapie

Die Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist die häufigste Ursache für operative Eingriffe im Bauchraum, sie verursacht nahezu die Hälfte aller unter dem Begriff „Akutes Abdomen“ gekennzeichneten Beschwerden. Die deutsche Übersetzung ist dabei eher umgangssprachlich zu betrachten, da der Blinddarm eigentlich der Anteil des Dickdarms ist, der zwischen Dünndarmübergang und Appendix liegt und das kleine Anhängsel am Dickdarm der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) ist.

Ursache

Der Wurmfortsatz befindet sich am Anfang des (aufsteigenden) Dickdarms (Colon ascendens) in der Nähe des Dünndarmübergangs. Er ist ein ca. Kleinfinger dickes, zwischen zwei und 20 Zentimeter langes und am Ende verschlossenes Hohlorgan.

Lange Zeit gingen Forscher davon aus, dass der Wurmfortsatz ein mittlerweile funktionsloses Überbleibsel aus unserer Evolutionsgeschichte sei. Doch neuere Untersuchungen zeigen, dass sich nützliche Darmbakterien bei einer Durchfallerkrankung dort vor der Ausschwemmung schützen können.

Sie scheinen im Wurmfortsatz vom menschlichen Immunsystem in einer dicken Schleimschicht eingeschlossen und mit Abwehrstoffen versehen zu werden. So kann sich die Darmflora nach überstandener Durchfallerkrankung rasch wieder erholen, da die nützlichen Bakterien von der Appendix aus den gesamten Verdauungstrakt neu besiedeln (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17936308).

Während hierzulande eine Entfernung des Wurmfortsatzes in der Regel dennoch ohne Folgen für den Betroffenen bleibt, ist die Funktion der Appendix in Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen äußerst vorteilhaft.

Die Lage des Wurmfortsatzes ist sehr variabel, er kann vor, auf oder hinter dem Dickdarm liegen und ist zum Teil vollständig mit diesem verwachsen, was bei einer minimalinvasiven Entfernung unter Umständen für Probleme sorgen kann.

Häufigkeit der Appendizitis

Die Appendizitis kann in jedem Alter auftreten. Sehr häufig sind Kinder und Jugendliche ab dem 5. Lebensjahr betroffen. Ein weiterer Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Insgesamt liegt die Erkrankungsrate in der Bevölkerung bei ca. sieben Prozent.

Ursache einer Appendizitis

Die Entzündung am Wurmfortsatz entsteht durch verschiedene Ursachen, dabei ist die Diagnose nicht immer eindeutig. Weist die betroffene Person Anzeichen einer akuten Appendizitis auf, wird der Arzt sich grundsätzlich für die Entfernung entscheiden. Die häufigste Ursache ist die Verstopfung mit Kotsteinen, die nicht mehr eigenständig aus dem Hohlorgan gelangen und dieses reizen.

Durch Lageanomalien oder Drehungen kann der Wurmfortsatz auch abknicken und einem möglichen Inhalt den Ausgang zum Dickdarm zurück versperren. Seltener sind Entzündungen der Appendix infolge unverdaulicher Nahrungsmittel (z.B. Kirschkerne), durch Tumoren oder auch durch einen Befall mit Parasiten (meist Würmer).

Die im „Blinddarm“ verbleibenden Fragmente oder Wucherungen führen zu einer permanenten Reizung der Schleimhaut. Diese reagiert mit Sekretion und führt zu einer Zunahme der Entzündung. Weitere (eher seltene) Ursachen für eine Appendizitis sind der Befall mit Bakterien (z.B. Enterokokken, Kolibakterien) sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, die in ihrem Verlauf auch den Wurmfortsatz in Mitleidenschaft ziehen.

Symptome

Eine Blinddarmentzündung verursacht hauptsächlich Beschwerden, die der Erkrankung nicht eindeutig zugeordnet werden können. Hierzu zählen Appetitlosigkeit, Übelkeit, Unwohlsein, Erbrechen und eine leicht erhöhte Körpertemperatur – Fieber und natürlich die Bauchschmerzen. Zum Teil kommt es zu Durchfällen oder auch Verstopfungen. Der Puls ist beschleunigt, die Schweißproduktion ist gesteigert (vor allem nachts).

Die Schmerzen spielen sich vor allem im Bereich des Magens, des Bauchnabels oder des rechten Unterbauchs ab und werden als ziehend oder drückende Schmerzen beschrieben, die sich bei Bewegung oder im Gehen verstärkt.

Innerhalb der nachfolgenden Stunden sind die Schmerzen eindeutig im rechten Unterbauch lokalisierbar, durch Bewegungen, vor allem Anheben des rechten Beins werden die Schmerzen verstärkt. Typisch für die Schmerzen ist also, dass diese innerhalb weniger Stunden vom Bauchnabel in den rechten Unterbauch „wandern“.

Die klassische Entzündung ist gekennzeichnet durch eine starke Rötung und Schwellung. Daneben können sich aber auch Schleim und Eiter (in Form von Abszessen) bilden, die den Darm forciert reizen.

Manchmal wird bei einer Appendizitis auch der Harnleiter angegriffen, so dass dieser ebenfalls entzündet ist.

Bei schwangeren Frauen kann der Darm insgesamt durch das neu entstehende Leben nach oben verdrängt sein. Hierdurch verlagern sich die Beschwerden ebenfalls weiter nach oben und sind so schwerer zu lokalisieren bzw. kaum einer Entzündung des Wurmfortsatzes zuzuordnen.

Im hohen Alter reagieren Menschen weniger ausgeprägt auf die Entzündung, die normalerweise in Erscheinung tretenden Symptome sind gemildert oder erscheinen gar nicht (z.B. kommt es in nur sehr seltenen Fällen zu Fieber).

Generell sollte bei Verdacht einer Unstimmigkeit immer ein Arzt aufgesucht werden. Die Appendizitis verläuft in mehreren Stadien und kann dabei durch die zunehmende Schädigung der Darmwand zu einem Aufbrechen (Perforation) dieser führen. Hierdurch kann es zu lebensbedrohlichen Folgeerscheinungen durch den in die Bauchhöhle eintretenden Darminhalt (Peritonitis = Bauchfellentzündung) kommen.

Diagnose

Die Appendizitis ist nicht immer eindeutig abklärbar. Der untersuchende Arzt wird in der Anamnese nach den genauen Beschwerden fragen und wann diese in Erscheinung treten.

Im Blutbild lassen sich eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) und weitere Entzündungsparameter nachweisen. Durch die Sonographie (Ultraschall) kann ein vergrößerter Wurmfortsatz (sofern er nicht hinter dem Darm liegt) dargestellt werden. Auch eine CT oder diagnostische Laparoskopie sind möglich.

Die klassischen Druckpunkte (McBurney, Lanz) sowie verschiedene Schmerzprovokationstests können den Verdacht unterstützen, treten jedoch nicht immer auf und gelten insgesamt als nicht gesicherte Anzeichen. Hierbei werden verschiedene Stellen im Bereich des Wurmfortsatzes gedrückt oder beklopft, um Schmerzen oder Reaktionen auszulösen.

Beim Psoas-Schmerz z.B. wird das rechte Bein erst vollständig angewinkelt und anschließend ausgestreckt, wodurch ein starker Schmerz in der Region des Wurmfortsatzes entsteht.

Oft testet der Arzt auch, ob der Patient schmerzfrei auf einem Bein hüpfen kann. Ist diese Bewegung problemlos möglich, so spricht dies im allgemeinen gegen eine „Blinddarmentzündung“.

Frauen im gebärfähigen Alter erhalten grundsätzlich eine gynäkologische Untersuchung, da eine Eileiterschwangerschaft in ihrer Symptomatik einer Appendizitis sehr ähnelt.

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Therapie

Die Appendektomie (Entfernung des Wurmfortsatzes) kann in zwei unterschiedlichen Methoden erfolgen. Bei der klassischen Operation wird ein kleiner Bauchschnitt gemacht, über den der Operateur freie Sicht in den Situs erhält. Bei der Laparoskopie wird die Bauchhöhle mit CO2 gefüllt und am Monitor dargestellt.

Der Operateur setzt dazu drei kleine Schnitte, in die er Trokare einführt. Über diese kann er nun eine Kamera sowie die benötigten Instrumente in den Bauchraum einführen. Die Methode ist schonender und verursacht nur sehr kleine, kaum sichtbare Narben. Anschließend wird der entfernte Wurmfortsatz zur histologischen Untersuchung gegeben, da eine Entzündung nicht immer erkennbar ist oder zum Teil auch andere Störungen des Bauchraums die Symptomatik verursachen.

Die Ausheilung der Operationswunde ist in der Regel komplikationslos. Nur in wenigen Fällen kann es durch die Manipulation im Bauchraum zu Verwachsungen und Narben kommen, die unter Umständen revidiert werden müssen.

Untersuchungen an 7.650 Kindern zeigen, dass die Laparoskopie mit weniger Komplikationen behaftet ist als die klassische Operation. So mussten die Patienten kürzer im Krankenhaus bleiben und litten seltener an einer Wundinfektion (2,4 versus 5,2 Prozent).
Ist die Darmwand durch die Entzündung bereits so stark angegriffen, dass es zu Durchbrüchen in die Bauchhöhle kommt (perforierte Appendizitis) so ist der minimalinvasive Eingriff (Laparoskopie), laut der Studie, ebenfalls der herkömmlichen Operation vorzuziehen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21690438).

Alternativen zur Operation

Bei einer unkomplizierte Appendizitis kann teilweise auf die Operation verzichtet werden. Stattdessen müssen allerdings Antibiotika zum Einsatz kommen. Mediziner des Nottingham University Hospitals stellten bei der Analyse von vier randomisierten Studien fest, dass ein erster Therapieversuch mit Antibiotika sinnvoll sein kann (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22491789).

Denn bei 63 Prozent von 470 Patienten, die bei einem unkomplizierten Verlauf der „Blinddarmentzündung“ Antibiotika erhielten, stellte sich ein Therapieerfolg (ohne Rückfall innerhalb der folgenden zwölf Monate) ein. Weitere 20 Prozent der Studienteilnehmer mussten hingegen nach anfänglicher Besserung dennoch operiert werden. Dabei erhöhte sich das Risiko für Komplikationen nicht gegenüber den Personen, die sofort nach der Diagnose operiert wurden.

Um einen schwerwiegenden Verlauf der Appendizitis auszuschließen, sollten die Ärzte aber auf jeden Fall CT-Verfahren anwenden, bevor sie mit der Antibiotikatherapie beginnen.

Eine etwas ältere Studie zur Antibiotikagabe bei unkomplizierter Appendizitis kam zu einem anderen Ergebnis: Damals blieben zwar 68 Prozent der Patienten vor einer Operation bewahrt, doch stieg das Risiko für eine Bauchfellentzündung stark an (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21550483).

Andere Mediziner führen dies allerdings auf die damals verwendeten Antibiotika zurück, gegen die viele der bakteriellen Auslöser der „Blinddarmentzündung“ resistent sind.

Vor allem in Kriegsgebieten oder in durch Naturkatastrophen zerstörten Regionen haben Entwicklungshelfer schon vielen Appendizitis-Patienten mit Antibiotika das Leben retten können, wenn diese nicht in die teilweise weit entfernten Kliniken transportiert werden konnten.

Fehlerhafte Befunde

Die Diagnose „akute Appendizitis“ ist oftmals nicht eindeutig. Ein US-amerikanisches Forscherteam fand bei der Analyse von mehr als 19.000 Patientendaten heraus, dass etwa 5,4 Prozent der operativen Eingriffe nicht nötig gewesen wären.

Doch den falsch positiven Befunden steht natürlich die Angst vor lebensbedrohlichen Folgeerscheinungen der Entzündung gegenüber, so dass die Ärzte lieber einmal zu häufig operieren als eine akute „Blindarmentzündung“ zu übersehen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22964731).
Durch bildgebende Programme verringert sich die Fehlerquote insgesamt von 15,4 auf 4,5 Prozent falsch-positive Befunde.

Bei Frauen im gebärfähigen Alter lag die Anzahl der unnötig operierten Patientinnen sogar bei 24,7 Prozent, wenn zur Diagnose weder Sonographie noch Computertomographie zum Einsatz kamen. Durch die entsprechende Technik verringerte sich die Zahl der falsch-positiven Diagnosen, laut der retrospektiven Studie, auf 6,9 Prozent.

Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass die Computertomographie die eindeutigsten Rückschlüsse über eine mögliche Blinddarmentzündung zuließ. Auf der anderen Seite sollte die gefährliche Strahlung, die von diesen Geräten ausgeht, nicht unterschätzt werden. Die Autoren der Studie empfehlen daher, erst mit Ultraschall die Bauchhöhle zu untersuchen – und nur, falls erforderlich, noch eine Computertomographie anzuschließen.

In Deutschland sind Ultraschalluntersuchungen allerdings viel alltäglicher, so dass hierzulande sowieso oft nur mit diesem bildgebenden Verfahren gearbeitet wird.

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Beitragsbild: KI generiert

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 11.04.2013 aktualisiert.