Seit die Menschheit existiert, wird sie immer wieder von schweren Infektionskrankheiten heimgesucht. Erst seit dem 20. Jahrhundert entstanden verstärkte Hygienemaßnahmen wie eine verbesserte Wasserversorgung und die Entwicklung von Schutzimpfungen sowie modernen Medikamente wie Antibiotika. Sie trugen dazu bei, die Übertragung von Infektionskrankheiten zunächst wirksam zu bekämpfen. Dadurch stieg die Lebenserwartung enorm an und es führte zu der großen Hoffnung, diese Krankheiten durch den medizinischen Fortschritt für immer besiegen zu können.

Schnell stellte sich jedoch heraus, dass diese Hoffnung trügerisch war. Immer wieder tauchten neue, schwere Infektionskrankheiten wie AIDS, SARS oder BSE auf, immer wieder entwickelten Krankheitserreger eine Resistenz gegen zunächst wirksame Medikamente. Immer wieder entstanden aus ursprünglich harmlosen Erregern Mutationen, die weitaus schwerere Erkrankungen hervorriefen. So soll beispielsweise der lebensbedrohliche SARS-Erreger aus einem harmlosen Grippevirus entstanden sein.

Der amerikanische Molekularbiologe und Genetiker Joshua Lederberg, der 1958 mit erst 33 Jahren den Nobelpreis für Medizin erhielt, hat auf Mikroben eine ganz andere als die herkömmliche Sicht. Er betrachtet sie nicht als Schädlinge, sondern als eine dem Menschen so überlegene Lebensform, dass der Versuch, sie zu bekämpfen, völlig aussichtslos erscheint.

Eine Bekämpfung der Mikroben ist allein schon wegen ihrer schieren Menge unmöglich. Den lediglich ca. 7 Milliarden Menschen auf unserem Planeten stehen Mikroorganismen in einer so unvorstellbar großen Anzahl gegenüber, dass mathematische Begriffe hierfür nicht zur Verfügung stehen. Schon in einem einzigen Reagenzglas können Milliarden von Mikroben erzeugt werden.

Ein weiterer Nachteil des Menschen ist, dass seine Entwicklung als komplexer Vielzeller viele Jahre in Anspruch nimmt. Die einzelligen Mikroben dagegen sind in höchstens 20 Minuten voll entwickelt und können sich immer wieder schnell an veränderte Gegebenheiten anpassen. Dafür benötigt die Menschheit viele Generationen. Zudem kann die Immunität, die ein Mensch gegen eine bestimmte Krankheit entwickelt, nicht an seine Nachkommen weitervererbt werden, sondern diese müssen immer wieder eigene Abwehrstrategien entwickeln.

Lederberg prägte den Begriff „Mikrobiom“, worunter er die Gesamtheit aller Mikroorganismen meint, die den Körper des Menschen auf der Haut, im Verdauungstrakt und auf den Schleimhäuten besiedeln. Er ist der Auffassung, dass der Mensch nicht nur durch seine eigenen Gene bestimmt wird, sondern auch durch das Genom seiner Mikroflora. Diese hat einen großen Einfluss auf den menschlichen Stoffwechsel und spielt auch bei der Entstehung oder Verhinderung von Krankheiten eine große Rolle.

Mikroben leben laut Lederburg in einer symbiotischen Koexistenz mit ihren Wirten, den Menschen also. Ihre Strategie ist es keineswegs, den Menschen zu zerstören, denn damit würden sie sich ja ihres eigenen Nährbodens berauben. Mit dem Überleben ihres Wirtes sichern Mikroben ihr eigenes Überleben. So schützen Mikroben wie beispielsweise Herpesviren ihre Wirte vor sehr viel gefährlicheren Erregern. Eine ähnliche Schutzfunktion wird bei einer Variante des Hepatitis-C-Virus beobachtet, dessen Vorhandensein den Betroffenen wirkungsvoll vor einer Infektion mit AIDS bewahrt.

Lederburg plädiert eindringlich für ein erweitertes Verständnis des menschlichen Organismus, der nicht nur aus den eigenen Zellen, sondern aus dem gesamten Mikrobiom mit all seinen positiven Einflüssen besteht. Statt Mikroben zu bekämpfen, sollte der Mensch auf eine sinnvolle Kooperation mit ihnen bedacht sein.


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Beitragsbild: pixabay.com – geralt