Zwei Professoren von der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen nutzten die Gelegenheit und beschäftigten sich in einem leeren Klassenzimmer einer Schule in Wiesbaden. Sie wollten es genau wissen, wie sich Aerosole im Raum verteilen und vor allem, wie man diese am besten wieder los wird.
Heraus kam dabei, dass bereits die dreiminütige Stoßlüftung mittels aller verfügbaren Fenster die zuvor mithilfe eines Ventilators verteilten Aerosole fast vollständig aus dem Raum beseitigte. Die Außentemperaturen betrugen während der Experimente 7 bis 11 Grad Celsius.
Im Vergleich dazu schafften es vier mobile Luftfiltergeräte nach circa 30 Minuten, die Luft (nur) um 90 Prozent von den Aerosolen zu befreien. Dabei machten die relativ teuren Geräte auch noch einen gehörigen Lärm, der der Konzentration der Schüler gewiss nicht förderlich ist.
Damit bestätigten die Wissenschaftler die Einschätzung der „Kommission für Innenraumlufthygiene“ (IRK) vom Umweltbundesamt (UBA), deren 23 internationale Experten vor Kurzem darauf hingewiesen haben, dass ausreichendes Lüften im Vergleich mit mobilen Luftreinigern immer die bessere Alternative sei.
Es gibt Situationen, da dürfen und können Fenster, oftmals aus Sicherheitsgründen, nicht ausreichend geöffnet werden. In diesen Fällen sind solche Geräte selbstverständlich eine sinnvolle Ergänzung. Während Luftreiniger mithilfe spezieller Filter die winzigen Viruspartikel aus der sie durchströmenden Raumluft einsammeln, gibt es zum Beispiel auch ganz andere elektrische Geräte, die biologische Erreger mittels intensiven UV-Lichts abtöten.
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Natürlich weckt die aktuelle Corona-Situation bei Verkäufern Begehrlichkeiten, gibt es doch allein in Deutschland ungefähr 33.000 Schulen, die zum Teil ihre Bereitschaft, alle Klassenzimmer mit Luftreinigungsgeräten auszustatten, signalisiert haben. Mancherorts sind sie auch schon längst im Einsatz.
Der Präsident des UBA, Dirk Messner, sagt klar, dass solche wohlklingenden Angaben auf den Geräten wie „99,99 % der Viren werden aus der Luft gefiltert“, nichts weiter als Werbesprüche sind und jeglicher Realität entbehren.
Praktisch kann die Luft auf diese Weise allerhöchstens bis zu 90 Prozent gereinigt werden, vorausgesetzt, man lässt das optimal platzierte Gerät lange genug arbeiten. Man muss sich das so vorstellen, dass Partikel, die von einem weiter entfernt sitzenden infizierten Lehrer oder Schüler ausgehen, ziemlich lange durch den Raum schweben, bis sie von solch einem Gerät angesogen werden können.
Die Sehnsucht Vieler nach technischen Lösungen wie Luftfiltern könnte uns verführen, uns in falscher Sicherheit zu wiegen. Oftmals im Leben liegt das Geniale im Einfachen, das bei Corona heißt: lüften.
Sehr wohl besteht aber die Gefahr, dass Schüler sich in der Nähe des offenen Fensters gerade bei Zugluft erkälten. Doch rein statistisch ist es so, dass Schüler sich bei geschlossenen Räumen viel öfter mit den Viren anderer Kinder anstecken, als das sie sich aufgrund kalter Luft erkälten, erläutert dazu der HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing.
Allerdings darf die Lüftung nicht dazu führen, dass die Temperaturen in den Klassenzimmern dauerhaft absinken, wie das aus zahlreichen Schulen berichtet wird.
Messner vom UBA ergänzt weiter, dass seine Behörde schon seit Jahren die Forderung erhebt, die Schulen mit leistungsstarken zentralen Lüftungsanlagen auszustatten, weil dies eine effiziente grundlegende Maßnahme gegen alle ansteckenden Krankheiten ist, nicht nur gegen COVID-19.
Bei Neubauten würden solche Installationen nur ein paar Prozent der Bausumme ausmachen. Als schnelle konkrete Maßnahme jetzt in der Pandemie bieten sich Zu- und Abluftanlagen für die Klassen¬räume an. Professionelle Modelle verfügen über eine Wärme- und Feuchterückgewinnung und können leicht an der Fensterfront installiert werden.
Mitarbeiter der Max-Planck-Gesellschaft haben übrigens aufgezeigt, dass Abluftanlagen schnell, einfach, flexibel und kostengünstig aus Baumarktmaterialien aufgebaut werden können. Anders als die meisten mobilen Luftreiniger verursachen solche Eigenbaugeräte kaum störende Geräusche im Klassenzimmer, wenngleich sie vielleicht etwas klobig und wenig professionell aussehen.
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