Bluthochdruck und Diabetes sind Volkskrankheiten, die oft schon in jungen Jahren oder im mittleren Lebensabschnitt auftreten. Und wenn dies durch einen Arzt “festgestellt” wird, wird von den meisten Ärzten sofort eine Medikament verordnet, um die Blutdruckwerte oder die Blutzuckerwerte in den “Griff” zu bekommen. Und da wird (wie mir Patienten erzählen) auch öfter einmal vollmundig verkündet: “Frau Müller, machen Sie sich keine Sorgen, das kriegen wir wieder in den Griff!”

In den Griff kriegt man das natürlich nicht, sondern es werden Tabletten verordnet, die dann auch mit schöner Regelmäßigkeit lebenslang einzunehmen sind. Was sich da teilweise für ein “Wahnsinn” in den Praxen abspielt, habe ich u.a. in Beiträgen wie: Betablocker für alle – Evidenzbasierte Katastrophen der Schulmedizin oder Avandia, ein evidenzbasiertes Desaster, versucht zu zeigen.

Jetzt zeigt eine neuere Studie, dass sich der Bedarf der Blutdruck- und Diabetes-Medikamente individuell ändern kann. Dazu ist eine regelmäßige Blutdruck-Kontrolle und die Messung des Blutzuckers erforderlich, um die Dosierung der Pharmaka entsprechend anzupassen, wenn sich die physiologischen Werte ändern. Allgemein gilt die Regel, dass ältere Menschen eine geringere Dosis der Antihypertonika und glukosesenkenden Medikamente brauchen. Wichtig ist die Anpassung der Medikation deshalb, weil ein zu starker Blutdruckabfall einer Durchblutungsstörung gleichkommt. Und da muss man sich nicht wundern, wenn einige der älteren Herrschaften den ganzen Tag einfach müde und kaputt sind. Und auch ein Übermaß an blutzuckersenkenden Mitteln kann sogar zu einer lebensgefährlichen Hypoglykämie führen.

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Aber korrigieren die Hausärzte die Medikation bei ihren älteren Patienten auch in der Praxis?

Das untersuchte ein US-amerikanisches Team unter der Leitung von Dr. Jeremy B. Sussman vom Department of Veterans Affairs Center for Clinical Management Research in Ann Arbor, Michigan. Mehr als 200.000 Patienten im Alter über 70 Jahren nahmen an der Studie der Arbeitsgruppe teil.

Die Ergebnisse zeigen, dass in den meisten Fällen eine Anpassung der Dosierung durch die Hausärzte unterblieb. Bei nur etwa 30 % aller Patienten mit Neigung zur Hypoglykämie wurde die Dosis der Pharmaka herabgesetzt. Den Langzeit-Glukose-Wert (HbA1c) kontrollierten die Ärzte bei noch nicht einmal 1 % aller Diabetiker.

Bedenklich sind auch die Resultate der Studie im Bereich der Hypertoniker. Bei zu starkem Blutdruckabfall wurde die Dosierung nur bei etwa 20 % der entsprechenden Fälle herabgesetzt. Eine Blutdruck-Kontrolle führten die niedergelassenen Mediziner nur bei 0,5 % der Patienten durch.

Dr. Jeremy B. Sussman und seine Arbeitsgruppe veröffentlichte die Studienergebnisse im Oktober 2015 im Journal of the American Medical Association (JAMA).

Fazit

Diese Studie überrascht mich keinen Millimeter, denn diese Beobachtung mache ich bei den Patienten schon seit Jahren. In meinen Beiträgen wie etwa: Medikamente für Ältere oder aus Studien wie im Beitrag “Blutdruckmittel, Nebenwirkung Schlaganfall?“, dürfte ich eigentlich schon genug gesagt haben.

Ändert sich was? Nichts wird verändert. Im Gegenteil: es werden immer mehr Tabletten aufgeschrieben. Die natürlichen Alternativen zu den Tabletten sind da, dazu hatte ich auch schon oft genug berichtet.

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Beitragsbild:  pixabay.com – Myriams-Fotos