Immer mehr Migräne-Zentren in Europa übernehmen eine Operationstechnik aus den USA auch für ihre Patienten. Bei dem kleinen Eingriff durchtrennen Chirurgen den „Corrugator“. Dieser Muskel an der Nasenwurzel erzeugt beim Zusammenziehen die Zornesfalten auf der Stirn. Dabei übt er auch Druck auf den wichtigen „Trigeminus-Nerv“ aus und wird bei einigen Patienten für die Migräne verantwortlich gemacht. Das meint zumindest der Entdecker des „Effektes“, der Schönheitschirurg Bahman Guyuron.

Denn schon lange kappen Ärzte den Muskelstrang, um die Stirnfalten zu glätten. Guyurons Patienten berichteten ihm dabei vom Verschwinden ihrer Migräne-Attacken. Daraufhin setzte der Chirurg das Verfahren systematisch bei vielen Menschen ein, die unter dem üblen Kopfschmerz leiden. Die Fachzeitschrift „Plastic and Reconstructive Surgery“ veröffentlichte im Februar 2011 die Ergebnisse.

Unter Neurologen ist nicht nur die Operation umstritten. Auch die zugrunde liegende Theorie zweifeln viele Ärzte an: Die Langzeitstudie beruhe auf zu wenigen Einzelfällen und sei schon deshalb wissenschaftlich nicht haltbar. Ein Großteil von Guyurons Fachkollegen unterstellen einen „Placebo-Effekt“. Darunter verstehen Ärzte, dass eine Behandlung den Patienten einzig durch ihren Glauben an die Heilmethode hilft.

Erhärtet wird die Annahme eines Placebo-Effektes durch die strikte Auswahl der Patienten: Denn nicht jeder, der unter den Attacken leidet, kommt auch für die Operation in Frage. Thomas Muehlenberger vom Migräne-Zentrum Berlin schildert das Verfahren so: In einem ersten Schritt erhalten die Patienten Botox-Injektionen. Das Nervengift lähmt die feinen mimischen Muskeln und soll in der Schönheitschirurgie Falten glätten. Wenn das Mittel bei Migräne-Patienten hilft, folgt schließlich die Operation. Kritiker vermuten, dass mit der Vorbehandlung erst geklärt wird, ob die Patienten auf den Placebo-Effekt ansprechen. Und dann würde auch das Skalpell helfen, weil die psychosomatische Wirkung einer Operation noch sehr viel höher sei.

So wissen Forscher seit langem, dass der Placebo-Effekt eines Eingriffes fast fünfmal stärker sei als bei Traubenzuckerpillen. Einige Kritiker weisen sogar auf die besondere Wirksamkeit selbst bezahlter Behandlungen hin. Denn die Kosten für eine Migräne-Operation übernehmen die Krankenkassen in Deutschland nur selten.


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Beitragsbild: pixabay.com – geralt