Eine Präsentation aus meiner Online-Sprechstunde zum Thema “Schmerzen verstehen und lösen“. Hier geht es um den Teufelskreis der Neuromatrix-Veränderung.
Bewegungsmangel und Schmerz – Der Weg in die Chronifizierung
Schmerzen treiben die Patienten wirklich in die Praxis.
Aber eins ist klar: Schmerzen, die ursprünglich ein Warnsignal des Körpers waren, entwickeln sich zu einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis im Alltag. Ein zentraler Faktor in diesem Prozess ist der Bewegungsmangel. Was zunächst wie eine logische Schutzreaktion erscheint, entfaltet sich schließlich zu einem komplexen Teufelskreis aus Schonung, degenerativen Prozessen und anhaltendem Leid.
Das mit der Bewegung und den Schmerzen haben die meisten Patienten schon mal gehört. Aber was passiert genau?
Der verhängnisvolle Anfang: Schonhaltung und Bewegungsverzicht
Schmerz bringt uns oft dazu, den betroffenen Bereich zu schonen. Diese Schonhaltung mag kurzfristig sinnvoll sein, doch sie ist der Beginn einer Reihe negativer Folgen. Der Bewegungsverzicht aktiviert eine sogenannte degenerative Kaskade, bei der es zu strukturellen und funktionellen Veränderungen im Körper kommt:
- Fibrotisierung des Bindegewebes: Das Bindegewebe beginnt, sich zu „verschwurbeln“ und zu verfilzen. Gerade hier, wo die meisten Schmerzrezeptoren sitzen, entsteht so ein Nährboden für anhaltende Beschwerden.
- Nozizeptorsensibilisierung: Durch die Fibrotisierung werden Schmerzrezeptoren überempfindlich. Dies führt dazu, dass selbst geringfügige Reize als schmerzhaft wahrgenommen werden.
- Sensomotorische Amnesie: Eine besonders gravierende Folge des Bewegungsmangels ist der Verlust der neuronalen Ansteuerung von Bewegungen im Gehirn. Bestimmte Bewegungen können nicht mehr korrekt ausgeführt werden, weil das entsprechende „Programm“ im Gehirn nicht mehr vorhanden ist. Das ist am Anfang kaum zu merken, aber im Laufe der Jahre verschärft sich das Problem!
Wie Bewegungsmangel das Gehirn beeinflusst
Die sensomotorische Amnesie ist ein Phänomen, das sich schleichend entwickelt. Ohne regelmäßige Bewegung verkümmern die neuronalen Bahnen, die für die Ausführung dieser Bewegungen verantwortlich sind. Es handelt sich um eine Art „Vergessen“ der Bewegungskompetenz. Dies betrifft sowohl einfache Aktionen wie das Drehen des Oberarms im Schultergelenk als auch komplexere Bewegungsabläufe, etwa das Werfen eines Balls. Für viele Betroffene bedeutet dies nicht nur physische Einschränkung, sondern auch einen Verlust von Lebensqualität.
Bewegung als Schlüssel zur Heilung
Die gute Nachricht: Der Teufelskreis aus Schmerz und Bewegungsmangel kann durchbrochen werden. Doch dies erfordert einen bewussten und angepassten Umgang mit Bewegung. Wichtig ist:
- Schmerzfreie Aktivierung: Bewegung sollte niemals Schmerzen verursachen – weder während noch nach der Übung. Auch nachts oder am Folgetag dürfen keine Beschwerden auftreten. Falls dies der Fall ist, muss das Training angepasst werden.
- Gezieltes Training: Bestimmte Bewegungen können wieder „antrainiert“ werden. Ein Beispiel ist die isolierte Drehung des Oberarms – eine grundlegende Bewegung, die viele Menschen aufgrund der sensomotorischen Amnesie nicht mehr beherrschen. Mit Geduld und Übung lassen sich diese Fähigkeiten jedoch reaktivieren.
- Vermeidung von kontraproduktiven Trainingsmethoden: Nicht jede Form von Training ist bei Schmerzzuständen sinnvoll. Hochintensives oder ungeeignetes Training kann den Zustand verschlechtern. Daher ist eine individuelle Anpassung entscheidend.
Der degenerative Teufelskreis
Die Grafik des “Teufelskreises der Neuromatrix-Veränderung” illustriert eindrücklich, wie die verschiedenen Faktoren zusammenspielen. Schmerzen führen zu Schonhaltung, die wiederum eine degenerative Kaskade aktiviert. Dies resultiert in einer Fibrodisierung des Bindegewebes, einer Sensibilisierung der Schmerzrezeptoren und schließlich in der sensomotorischen Amnesie. Ohne Intervention kann dieser Kreislauf zu einer Chronifizierung der Schmerzen führen.
Fazit
Bewegungsmangel ist ein zentraler Faktor bei der Chronifizierung von Schmerzen, doch er ist kein unausweichliches Schicksal. Mit der richtigen Bewegungstherapie können die negativen Folgen des Bewegungsmangels nicht nur gestoppt, sondern sogar umgekehrt werden. Entscheidend ist, dass Betroffene aktiv werden und sich dabei von erfahrenen Fachkräften begleiten lassen.
Die Botschaft ist klar: Bewegung ist nicht nur Prävention, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil der Heilung. Sie ist der Schlüssel, um aus dem Teufelskreis auszubrechen und den Weg zu einem schmerzfreien Leben zu finden
Die komplette Aufzeichnung der Online-Sprechstunde finden Sie übrigens hier: Video Online Sprechstunde „Schmerzen verstehen und lösen“ mit René Gräber
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