Sie sind die – angeblich von der Medizin erst frisch entdeckte – neue “Wunderwaffe” gegen das Altern und den Tod: Telomere. Ein Grund für mich, mir dieses Phänomen einmal genauer anzusehen.
Aber was sind eigentlich Telomere?
Telomere sind die Endteile eines Chromosoms und bestehen aus DNA und mit der DNA verbundenen Proteinen. Die DNA besteht bei Telomeren typischerweise aus sich wiederholenden Sequenzen, deren Länge bei den verschiedenen Organismen verschieden lang und vom Inhalt der Sequenz unterschiedlich ausfallen. Die meisten Wirbeltiere, inklusive dem Menschen, haben eine Sequenz, die “TTAGGG” lautet und die sich mehrere tausend Mal wiederholt. Telomere stabilisieren auch Chromosomen.
Doch nicht so neu
Obwohl Telomere eine brandneue Zugabe in der schulmedizinischen Wissenschaft zu sein scheinen, kennt die Naturwissenschaft sie schon seit den späten 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Doch erst 1973 entdeckte Alexey Olovnikov, dass Telomere sich mit jeder Zellteilung ein wenig verkürzen und damit in den Tochterzellen kleiner sind als zuvor in der Mutterzelle. Damit werden die Chromosomen-Endstücke mit zunehmenden Alter kürzer und kürzer. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem die Zellteilung bzw. DNA-Replikation zum Erliegen kommt, da die Telomere verschwunden oder zu kurz geworden sind. Dies ist der Zeitpunkt, an dem der Tod eintritt.
So entstand dann die Idee, dass eine Verhinderung der Verkürzung der Telomere den Alterungsprozess verhindert oder zumindest verlangsamt. Theoretisch müsste es sogar möglich sein, den gesamten Alterungsprozess umzudrehen. Auf diese Art müsste es also möglich sein, 150 Jahre und älter zu werden.
1984 war es Elisabeth Blackburn, die entdeckte, dass das Enzym Telomerase die Fähigkeit besitzt, die Telomere zu verlängern – durch die Synthese von DNA aus einer RNA-Startersequenz. Für die Entdeckung, wie Telomere und die Telomerase Chromosomen schützen, bekam sie mit den Nobelpreis für Medizin 2009. Heute wird diese Entdeckung gerade in der Anti-Aging Gemeinde mit Interesse verfolgt. Aber auch in alternativen Kreisen ist man teilweise nicht abgeneigt, sich in dieser Richtung weit aus dem Fenster zu lehnen.
Eine neue Einnahmequelle
Für die Pharmaindustrie wäre diese Entdeckung eine riesige Goldgrube. Denn ein Medikament, dass man prophylaktisch ein Leben lang einnehmen müsste, damit sich die Telomerasen so benehmen, wie man es für wünschenswert hält, nämlich telomere- und damit lebensverlängernd, wird so sicher kommen wie das Amen in der Kirche. Und so ein Medikament wird dann besonders teuer werden, wegen des Forschungsaufwands und so… Sie verstehen…
Zurück zu unseren Telomeren. Die sind nicht nur Risikofaktor für ein Dahinscheiden, sondern stehen offensichtlich auch in einem Zusammenhang mit einer Reihe von Erkrankungen. Die Verkürzung der Telomere ist assoziiert mit einer verminderten Immunabwehr bei Infektionen, Typ 2 Diabetes, Atherosklerose, neurodegenerative Erkrankungen, Hoden-, Milz- und Darmatrophien, DNA Schäden etc. Die aufgezählten Erkrankungen konnten im Tierexperiment durch eine „Reparatur“ der Telomere rückgängig gemacht werden.
Laut wissenschaftlichen Untersuchungen besteht ein Telomer aus 15000 Baseneinheiten. Diese Zahl zeigt sich aber nur zu Beginn des Lebens bei der Befruchtung im Mutterleib. Sofort nach der Befruchtung kommt es zu einer anhaltenden Zellteilung, wobei die Telomere schon beginnen, sich zu verkürzen. Wenn die Telomere sich auf weniger als 5000 Basenpaare reduziert haben, dann ist die Zelle zu alt und stirbt ab.
Jung bleiben oder alt werden durch die Genetik?
Wenn es also stimmen sollte, dass die Telomerase die Telomere so verlängern kann, dass diese uns „ewiges Leben“ bescheren, dann bleibt nur zu hoffen, dass es der Pharmaindustrie baldigst gelingt, den richtigen Telomerase-Kitzler zu erfinden und uns alle unsterblich zu machen. Oder doch nicht?
Wieder einmal scheinen die Offiziellen die gesamte Genetik als einen einfachen Selbstbedienungsladen anzusehen. Denn, so verführerisch die Idee auch ist, so unbestätigt und vage ist sie. Es gibt in diesem Zusammenhang einen Berg an unbeantworteten Fragen und Widersprüchen. Auf diesen Unwägbarkeiten und scheinbarer Logik ein Konzept erstellen zu wollen, liefe in Richtung Monsanto-Genetik, diesem Genkonzern, der ja auch nicht wissen was sie tun, zum Wohle des eigenen Profits.
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Was ist denn in diesem Zusammenhang noch unklar?
Als erstes ist es überhaupt noch nicht klar, ob der Zusammenhang zwischen den Telomeren und dem Altern kausal ist. Die wechselnde Länge von Telomeren ist zwar in der Regel mit dem Wechsel in der Alterungsgeschwindigkeit assoziiert. Aber dieses Sich-Verkürzen der Telomere kann genauso gut eine Konsequenz und nicht die Ursache des Alterns sein. Oder kurz ausgedrückt: Man weiß nicht genau, ob man hier nicht Ursache und Wirkung vertauscht diskutiert.
Desweiteren ist die Rolle der Telomere bislang überhaupt nicht klar. Dies wurde in einigen Studien deutlich, die mit langlebigen Seevögeln durchgeführt wurden: Der Wellenläufer (Oceanodroma leucorhoa) wird in freier Natur fast 25 Jahre alt. Wissenschaftler fanden nun heraus, dass bei diesem Vogel mit zunehmendem Alter die Telomere sich verlängern. Der Bindenfregattvogel (Fregata minor) wird ebenfalls ca. 25 Jahre alt und gilt somit als eine langlebige Vogelart. Untersuchungen bei dieser Vogelart zeigten, dass deren Telomere sich zwar mit zunehmenden Alter verkürzten, dass aber die Verkürzungsrate mit zunehmendem Alter abnahm. Des Weiteren waren die Verkürzungsraten bei den verschiedenen Individuen höchst unterschiedlich. Somit folgerten die Wissenschaftler, dass bei diesen Vögeln die Länge der Telomere keine zuverlässigen Aussagen über den Alterungsprozess zuließ.
Wie es scheint, gibt es Parameter und Einflüsse unbekannter Natur, die das Verhalten der Telomere und ihre Länge mehr als ursprünglich angenommen beeinflussen. Ein anderer wichtiger Punkt ist die Beobachtung, dass bei geklonten Tieren selten die gleichen Telomerlängen erzeugt werden, was eigentlich bei einer identischen Replikation der Fall sein müsste. Kürzere, aber auch längere Telomere im Vergleich zum Original sind beobachtet worden.
Was wollen diese Daten uns nun sagen? Wer jetzt schon auf eine Lebensverlängerung durch Telomerverlängerung hofft, dem sei geraten, dass er sich gleich Klonen lassen kann. Beide Verfahren sind in etwa gleich zuverlässig in Sachen Lebensverlängerung.
Chancenlos?
Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis dass in diesem Bereich alle Fragen zufriedenstellend gelöst sein werden. Und dann wird auch die Frage beantwortet sein, in welchem Verhältnis die Telomerlänge und die Lebenserwartung stehen. Auf der anderen Seite kann man es allerdings als fast sicher ansehen, dass es einen Zusammenhang gibt. Um diesen Zusammenhang nochmals zu relativieren, wiederhole ich nochmals die Frage, die hier unklar ist: Man weiß heute nicht, ob die Telomerlänge die Lebenserwartung beeinflusst oder ob die Telomerlänge nur das Resultat anderer Prozesse ist, die einen Einfluss auf die Telomerlänge UND die Lebenserwartung haben.
In diesem Fall wäre die Telomerlänge bestenfalls ein Indikator, aber kein Ansatz für eine lebensverlängernde pharmazeutische Maßnahme. Ein Vergleich mit einem Auto mag dies verdeutlichen: Am Zustand der Reifen lässt sich nur sehr bedingt das Alter eines Autos feststellen. Ein Reifen wird nicht durch das Alter des Autos abgenutzt, sondern nur durch seine Nutzung. Ein Auto kann uralt sein. Wenn es aber nicht genutzt worden ist, erscheinen die Reifen in fast ungebrauchtem Zustand. Hier sind die Reifen die Telomere, das Auto der Organismus und die (Ab)Nutzung die Lebensweise bzw. andere Prozesse, die einen Einfluss auf den physiologischen Zustand des Individuums haben. Dies würde aber andere Türen öffnen, die einen positiven Einfluss auf Lebenserwartung und Telomerlänge in Aussicht stellen.
Es ist bekannt, dass bestimmte Lebensstile in der Lage sind, die Lebenserwartung signifikant zu verkürzen. So gibt es Untersuchungen zu Übergewicht, Mangel an körperlicher Bewegung, Stress mental und physisch, und Rauchen, die gezeigt haben, dass diese negativen Gegebenheiten in der Lage sind, Telomere aufzuspalten und den Verkürzungsprozess zu beschleunigen. Resultat davon ist ein vorzeitiges Altern und eine deutlich höhere Anfälligkeit für eine Reihe von Erkrankungen.
Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die chronisch mentalen Stress mit einer beschleunigten Telomerverkürzung assoziieren. Dies würde die negativen Auswirkungen von Dauerstress erklären, die ja bestens bekannt sind.
Kümmern Sie sich doch selbst um Ihre Telomere – ganz einfach
Wenn es also Prozesse gibt, die die Telomere verkürzen, dann erhebt sich die spannende Frage: Gibt es Prozesse, die das verhindern oder sogar selbige verlängern oder zumindest die alte Länge wieder herstellen können? Und da scheint die Antwort „ja“ zu lauten. Dazu gab es letztes Jahr eine Studie mit 63 gesunden postmenopausalen Frauen. Ausgiebiges körperliches Training bewirkte bei diesen Frauen eine Stabilisierung der Telomerlänge auch bei hohem Stresslevel. Die Frauen, die nicht trainierten, zeigten ein 15-fach höheres Risiko für eine Telomerverkürzung.
Aber auch die Ernährung könnte ein wichtiger positiver Faktor sein, denn das Aufkommen von freien Radikalen ist ebenfalls mit einer Störung der Telomere assoziiert. Eine brandneue Arbeit weist auf diesen Zusammenhang hin (Diet, nutrition and telomere length. Paul L.).
Der Autor fasst nochmals zusammen, dass die Länge der Telomere ein Indikator ist für das biologische Alter. Er betont auch nochmals, dass eine Dysfunktion der Telomere verbunden ist mit altersbedingten Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Parkinson, Alzheimer und Krebserkrankungen.
Er fährt weiter fort, dass die Länge der Telomere eine positive Korrelation zu verschiedenen Ernährungsformen hat. Die dort enthaltenen Nährstoffe sind in der Lage, die Telomerlänge zu beeinflussen. Dies geschieht durch Mechanismen, über die die Nährstoffe Zellfunktionen beeinflussen, wie z.B. Entzündungen, oxidativer Stress, DNA Integrität, DNA Methylierung und die Aktivitäten der Telomerase.
Fazit
Wir brauchen nicht auf “Telomerase-Booster” zu warten, denn Mutter Natur hat uns gesunde Ernährung und einen ausgezeichneten Bewegungsapparat gegeben, die beide, wenn gut genutzt, alle Gene blank geputzt halten. Und die Telomere und deren -rase bleiben so lang wie Pinocchios Nase. Als Abfallprodukt erhalten wir nebenbei ein gesundes, langes Leben.
Interessiert sich eigentlich jemand von der Schulmedizin für so was?
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Beitragsbild: pixabay.com – madartzgraphics
Also lt. SCIO-Bioresonanzsystem liegt mein Biologisches Alter zwischen 19 – 22! Tatsächlich bin ich 32. Training und gesunde Ernährung – mache ich 🙂 und wenn das Ergebnis eine “Verjüngung” ist, mache ich genauso weiter wie bisher 😀 Ansich finde ich “Altern” nicht schlimm. Graue Haare stören mich auch nicht. Schon garnicht bei anderen 😀
Sehr schöne Einführung in das Thema Telomere.
Ein Hinweis aber fehlt: Krebszellen verlängern durch Telomerase permanent ihre Telomere und werden dadurch “unsterblich”.
Insofern kann der Schuss auch nach hinten losgehen. So können sich die Krebszellen der 1951 verstorbenen amerikanischen Krebspatientin Henrietta Lacks bis heute in Zellkulturen immer noch weiter teilen und vermehren (und werden es in 100 Jahren vermutlich immer noch tun).
Endlos langes Leben an sich ist aber kein Ziel, sondern das Erreichen eines gesunden und sozial wie geistig aktiven Alter. Und dafür gibt es klare Rezepte: Bewegung und körperliche Tätigkeit, organisches Essen, idealerweise ohne Fleisch, vor allem aber kohlenhydratarm. Keine Zigaretten, wenig Alkohol (max 1 Glas Wein pro Tag), Meditation, positive soziale Beziehungen, Offenheit für Spiritualität und sehr viel Humor.
Ich halte das mit den Telomeren wieder einmal für eine reine Geschäftemacherei.
Ich habe mich schon seit einiger Zeit mit diesem Problem beschäftigt, zuerst im Rahmen meines Biologiestudiums und jetzt auch, da ich darüber schreibe. Neu ist diese Thematik wahrlich nicht und Pharmafirmen entdecken das tatsächlich als sichere Einnahmequelle. Doch ich bin sicher, es gibt jede Menge Menschen, die bereit sind, dafür viel Geld auszugeben, wenn sie nur etwas länger leben können.