In Deutschland werden deutlich mehr Menschen künstlich beatmet als in zahlreichen anderen “Industrieländern”. Doch immer mehr Experten und Studien weisen darauf hin, dass dies nicht nur Leben rettet, sondern in zahlreichen Fällen auch die Sterblichkeit erhöht. Einer der lautesten Kritiker dieser Praxis ist Professor Christian Karagiannidis, einer der führenden Intensivmediziner Deutschlands. Er ist seit 2021 zwar auch Mitglied des “Corona-Expertenrats” der Bundesregierung und auf Vorschlag der Partei der Grünen auch Mitglied der Bundesversammlung im Landtag NRW – aber das lassen wir hier mal beiseite…

Er fordert jedenfalls eine grundsätzliche Neubewertung des Einsatzes von Beatmungsgeräten, besonders bei älteren Patienten. Die Zahlen und Fakten, die hinter dieser Debatte stehen, werfen beunruhigende Fragen auf. Dazu bräuchten wir nicht erst die Aussagen von Karagiannidis, aber es unterstreicht das gravierende Problem!

Das Problem: Hohe Sterblichkeitsrate bei beatmeten Patienten

Eine kürzlich veröffentlichte Studie untersuchte die Mortalitätsrate von beatmeten Patienten in Deutschland und zeigte beunruhigende Ergebnisse. Laut dieser Analyse betrug die Sterblichkeitsrate bei mechanisch beatmeten Patienten in deutschen Krankenhäusern 43,3 %, was bedeutet, dass fast jeder zweite Patient die Beatmung nicht überlebt. Besonders alarmierend ist, dass die Mortalität bei COVID-19-Patienten, die mechanisch beatmet wurden, sogar bei 53,7 % lag.

Die Studie umfasset Daten von über 1 Million Patienten (genau: 1.003.882), die zwischen 2019 und 2022 mechanisch beatmet wurden. Dabei variierte die Mortalität je nach Art der Beatmung, wobei invasive Beatmung eine deutlich höhere Sterblichkeitsrate aufwies als nicht-invasive Methoden. Es zeigte sich auch, dass die Mortalität bei älteren Patienten stark anstieg, besonders bei Menschen über 80 Jahren. Übrigens: der Altersdurchschnitt der an Covid Verstorbenen lag bei ca. 83 Jahren.

Professor Karagiannidis, der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist, betont, dass gerade bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen eine mechanische Beatmung oft nicht mehr das Mittel der Wahl sein sollte. In vielen Fällen würde diese Maßnahme die Lebenszeit lediglich verlängern, ohne eine echte Chance auf Heilung zu bieten. Na… das ist ja ein Thema, welches sich mittlerweile herumgesprochen haben sollte. Ausführlicher hatte ich dazu hier berichtet: Gestorben wird im Krankenhaus – oder: Wie man möglichst viel an Sterbenden verdient (renegraeber.de)

Finanzielle Anreize und Druck auf die Kliniken

Warum das so ist, dürfte eigentlich mittlerweile auch klar sein: Die hohe Beatmungsrate in Deutschland hat nicht nur medizinische, sondern auch ökonomische Gründe. Es geht schlicht und ergreifend um GELD. Das deutsche Gesundheitssystem honoriert aufwendige Behandlungsmaßnahmen wie die mechanische Beatmung besonders hoch. Dies stellt viele Krankenhäuser vor ein Dilemma: Der wirtschaftliche Druck, hohe Einnahmen zu generieren, könnte die Entscheidung, Patienten zu beatmen, beeinflussen. Diesen Zusammenhang kritisierte auch Professor Karagiannidis, der vor einer „Übertherapie“ in deutschen Kliniken warnt. ACH? Dieses Problem existiert seit Jahrzehnten!

Die Bertelsmann Stiftung (über die ich jetzt auch keine Diskussion beginnen will) stellte in einer Untersuchung fest, dass Deutschland eine der höchsten Beatmungsraten weltweit hat, was nicht zuletzt auf die Vergütungssysteme zurückzuführen sei. Während in Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden viel häufiger alternative, weniger invasive Methoden der Atemunterstützung angewendet werden, liegt in Deutschland der Fokus zu stark auf der apparativen Beatmung.

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Vergleich mit anderen Ländern

Deutschland verfügt mit 34,4 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner über eine im internationalen Vergleich hohe Zahl an Intensivplätzen. Doch diese Kapazität könnte ein zweischneidiges Schwert sein. Während Länder wie die Niederlande oder Dänemark deutlich weniger Patienten beatmen und auf schonendere Atemunterstützung setzen, ist die Beatmungsrate in Deutschland ungleich höher. Interessanterweise haben diese Länder eine niedrigere Mortalitätsrate bei schwerkranken Patienten. Schon komisch – oder? In meinem Beitrag Unglaublich, aber belegt: Ein Ärztestreik bedeutet weniger Tote (naturheilt.com), hatte ich das Thema so ähnlich auch schon mal beleuchtet.

Professor Karagiannidis hebt hervor, dass in diesen Ländern auf alternative Methoden wie die nicht-invasive Atemunterstützung gesetzt wird, bevor eine mechanische Beatmung in Betracht gezogen wird. Diese Ansätze bieten oft bessere Überlebenschancen und minimieren die schweren Nebenwirkungen der mechanischen Beatmung, wie Lungenentzündungen oder langfristige Schäden am Lungengewebe.

Die ethische Dimension: Leben retten oder Lebensverlängerung?

Neben den finanziellen und systemischen Zwängen stellt sich auch eine tiefgreifende ethische Frage: Ist es sinnvoll, Menschen zu beatmen, wenn die Überlebenschancen minimal sind? Gerade bei hochbetagten Patienten führt die mechanische Beatmung oft zu einer bloßen Verlängerung des Sterbeprozesses, ohne eine echte Aussicht auf Heilung zu bieten.

Professor Karagiannidis äußerte sich in diesem Zusammenhang klar: „Wir müssen uns fragen, ob es wirklich im Sinne der Patienten ist, sie an eine Maschine anzuschließen, wenn die Prognosen so schlecht sind.“ Diese Aussage zeigt die dringende Notwendigkeit, die Entscheidungen über den Einsatz von Beatmungsmaschinen zu überdenken – besonders bei Patienten, bei denen andere Behandlungsformen eine höhere Lebensqualität und Überlebenschancen bieten könnten.

Reformbedarf im Gesundheitssystem

Reform – schon wieder… Aber: um die “Situation” zu verbessern, fordern Experten eine tiefgreifende Reform des deutschen Gesundheitssystems. Dazu gehört eine Anpassung der Vergütungssysteme, um den wirtschaftlichen Druck auf die Kliniken zu mindern, sowie eine umfassende Schulung der Ärzte, um alternative Methoden der Atemunterstützung verstärkt einzusetzen.

Die mechanische Beatmung sollte nicht als standardisierte Notfallmaßnahme betrachtet werden, sondern als ultima ratio, wenn alle anderen Behandlungsformen ausgeschöpft sind. Dies erfordert jedoch eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung der Kliniken, um individuelle Behandlungsentscheidungen treffen zu können.

Fazit: Ein Balanceakt zwischen Leben retten und Lebensverlängerung

Die Zahlen, die in der jüngsten Studie genannt werden, sind alarmierend. Eine Sterblichkeitsrate von 43,3 Prozent bei beatmeten Patienten deuten darauf hin, dass in Deutschland beim Einsatz von Beatmungsmaschinen etwas nicht stimmt. Der medizinische Fortschritt darf nicht dazu führen, dass Leben künstlich verlängert wird, wenn die Chancen auf Heilung gering sind.

Die Kritik von Professor Christian Karagiannidis, kombiniert mit den beunruhigenden Statistiken, zeigt, dass eine grundlegende Diskussion über den Einsatz der mechanischen Beatmung notwendig ist. Es gilt, Leben zu retten – nicht nur das Sterben zu verlängern.

Die erste Alternative hört sich banal an:
Dafür sorgen, dass man nicht in eine solche Situation kommt – Stichwort: Immunsystem, usw. Ja, ich weiß: das lässt sich leicht sagen.

Die zweite Alternative ist deutlich komplexer:

Wir brauchen einen anderen Umgang mit dem Sterbeprozess. Um noch einmal auf meinen Beitrag “Gestorben wird im Krankenhaus” zu kommen: jeder will um jeden Preis etwas “tun” – egal was. Also “machen” die Mediziner. Man will sich nicht vorwerfen lassen, nicht alles unternommen zu haben. Dies hat natürlich auch “juristische Aspekte”.

Aber die wirklich entscheidende Frage ist dabei: wann erkennt man, dass das Leben des Körpers zu Ende ist? Das Wichtigste dabei: die meisten Menschen haben Angst vor dem Sterben und wollen um jeden Preis daran festhalten. Damit schließt sich dann ein Kreis aus dem wir (mit der alten “Denkweise”) so nicht mehr herauskommen.

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Das Beitragsbild wurde mithilfe KI erstellt.