Depression und die Theorie vom Serotoninmangel – Sehr fragwürdig

Laut Aussagen der Schulmedizin werden Depressionen durch einen Mangel an Serotonin im Gehirn verursacht.

Um diesen Mangel zu beheben kommen dann Substanzen zur Anwendung, die den Abbau von Serotonin im synaptischen Spalt blockieren. Und das bewerkstelligen die sogenannten „selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer“.

Wenn dann Serotonin länger am Wirkort verweilen kann, dann gibt es auch keinen Grund mehr für eine Depression. Dies ist die Theorie kurz und grob umrissen, auf deren Basis die Schulmedizin diese Substanzen zum Einsatz bringt. Wie es aussieht ist, diese Theorie (aus wissenschaftlicher Sicht) nichts als eine Hypothese, die noch nicht bewiesen zu sein scheint. Dementsprechend viele Komplikationen sind für diese Substanzgruppe dokumentiert. Ich hatte dies im folgendem Beitrag näher skizziert: Antidepressiva – Lebensgefährliche Placebos?

Es ist nicht auszuschließen, dass Serotonin hier auch eine Rolle spielt. Und der starre Blick auf das Hormon engt des Erkennen wichtiger Zusammenhänge ein und verliert hoffentlich bald seine Berechtigung. Dies beschreibe ich im Beitrag:    Schluss mit Trübsal und düsteren Gedanken.

Unbewiesene Hypothesen werden als erwiesen dargestellt

Man kann es kaum als neu bezeichnen, dass die Schulmedizin unbewiesene Hypothesen als erwiesene Theorien und dann später als Leitlinien und Dogmen betrachtet und handhabt. Leuchtende Beispiele hierfür sind Cholesterin/gesättigte Fette und Herzerkrankungen, Alzheimer wegen der vielen Plaques im Gehirn, Krebs und mutierte Zellen etc.

Dieser Dogmatismus, und das ist die negative Folgeerscheinung davon, lässt dann auch keine anderen „Theorien“ neben sich gelten, wie die Halbgötter in Weiß auch keinen anderen (Halb)-Gott neben sich dulden. Soweit der „quasi religiöse“ Aspekt dieser fragwürdigen Veranstaltung.

Es ist überraschend zu sehen, wie viele Nebenwirkungen die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer mit sich bringen und nicht selten sogar einen Selbstmord zur Folge haben. Bedenklich ist es zudem, wie wirkungslos bei vielen Patienten diese Substanzen zu sein scheinen. Das alles sollte evidenzbasiert genug sein, um diese Theorie/Hypothese vom Serotoninmangel zu überdenken.

Es ist noch überraschender, dass die Einwände und Fragen diesbezüglich nicht erst neulich formuliert wurden. Eine Arbeit aus dem Jahr 2009 (Desipramine modulation of alpha-, gamma-synuclein, and the norepinephrine transporter in an animal model of depression.) ging bereits dieser Frage nach.

Ein Beitrag der Northwestern University in Chicago stellt die Frage: „ HYPERLINK “https://www.eurekalert.org/pub_releases/2009-10/nu-wad102309.php”Warum wirken Antidepressiva bei so vielen Patienten nicht.“ Er kommt zu dem Schluss, dass Antidepressiva Stresssymptome behandeln, nicht aber die Depression.

Wie es aussieht, beginnt eine Depression viel früher als einfach nur mit einer Verarmung an Serotonin. Oder mit anderen Worten: Der Serotoninmangel ist auch hier „nur“ ein Symptom, nicht aber die Ursache für die Störung. Aber es soll noch besser kommen!

Es gibt eine Reihe von Arbeiten, die gezeigt haben, dass viele mentale Störungen mit erhöhten Konzentrationen von Serotonin in der Amygdala assoziiert sind, und nicht mit einem Serotoninmangel (Serotonin Synthesis and Reuptake in Social Anxiety Disorder). Sogar der mehr schulmedizinisch ausgerichtete „WebMD“ widmete einen Beitrag dazu auf seiner Internetseite (Too Much ‘Feel Good’ Brain Chemical May Trigger Social Phobia). 

Dies ist sogar sehr wahrscheinlich, da die Amygd(ala grundlegende Gefühle wie Angst und emotionale Bewertung von Gefahrensituationen verarbeitet. Erhöhte Konzentrationen an Serotonin würden hiermit das Angstpotenzial erhöhen. Dies wäre eine logische Hypothese/Erklärung für eine erhöhte Bereitschaft für Suizide unter einer Behandlung mit Serotoninhemmern.

Ein Beitrag aus dem Jahr 2014 (Antidepressants and the Placebo Effect) kommt zu dem Ergebnis, dass „die Serotonin-Theorie ähnlich wie eine Reihe von Theorien in der Geschichte der Wissenschaft sich als falsch erwiesen hat. Anstatt Depressionen zu heilen, erhöhen die gängigen Antidepressiva die biologische Verwundbarkeit des Organismus und fördern somit die Entwicklung von Depressionen auf lange Sicht.“

Eine neuere Studie (Adjunctive Nutraceuticals for Depression: A Systematic Review and Meta-Analyses | American Journal of Psychiatry) stellt ebenfalls die Wirksamkeit der Antidepressiva infrage. Denn diese Metaanalyse fand heraus, dass bestimmte Nahrungsergänzungen die Wirksamkeit einer Reihe von Antidepressiva verstärkte, inklusive die der Serotonin-Wiederaufnahmehemmerund trizyklischen Antidepressiva.

Insgesamt untersuchte die Arbeit 40 klinische Studien und 4 Nahrungsergänzungen, Fischöl, Vitamin D, Folsäure und S-Adenosylmethionin (SAM). Ein Vergleich zwischen schulmedizinischer Medikation und schulmedizinischer Medikation plus Supplemente zeigte, dass der Zusatz der Supplemente eine deutliche Zunahme der Wirksamkeit der Therapie ausmachte.

Die im Fischöl enthaltene Omega-3-Fettsäure EPA (Eicosapentaensäure) zeigte laut der Literatur-Sichtung die beste Wirkung. Studien über Kreatin, Zink, Vitamin C, Tryptophan und Folsäure zeigten ein unterschiedliches Bild.

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Antidepressiva gegen Nahrungsergänzungsmittel

Diese Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass die eigentlich wirksamen Substanzen die Supplemente und nicht die schulmedizinische Chemie sein muss. Aber einen direkten Vergleich zwischen den aufgezählten Supplementen alleine auf der einen Seite und der Kombination mit Antidepressiva auf der anderen Seite gibt es leider nicht.

Der Verdacht einer evidenzbasierten Wirkungslosigkeit der Antidepressiva wird verstärkt durch die Tatsache, dass die Wirkung dieser Substanzen kaum das Niveau von Placebo überschreiten und bei einer Reihe von Patienten die Depression derartig verschlimmern, dass sie suizidgefährdet werden.

Von daher gleicht die Behandlung von Depressionen mit schulmedizinischer Chemie einem russischen Roulette, bei dem mehr als nur eine Kammer mit einer scharfen Patrone gefüllt ist.

Es gibt Hinweise, dass Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren alleine in der Lage sind, die mentale Gesundheit zu verbessern. Der Grund hierfür könnte sein, dass diese Substanzen in der Lage sind, Entzündungsprozesse und oxidativen Stress zu unterbinden. Dies vollzieht sich nicht nur im Gehirn, sondern auch im Gastrointestinaltrakt.

Dies ist insofern von Bedeutung, da Depressionen oft Hand in Hand gehen mit chronischen Entzündungsprozessen im Gastrointestinaltrakt, Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis, kardiovaskulären Erkrankungen, neurodegenerativen Störungen, Typ-2-Diabetes und Krebs.

Und wie es aussieht, sind gerade die chronischen, subakuten Entzündungsprozesse signifikant an der Entstehung dieser Störungen beteiligt. Die Autoren dieser Arbeit (Supplements That Are Beneficial With Depression and Mental Health (Link existiert nicht mehr) kommen zu dem Schluss, dass Depressionen eine neuropsychiatrische Manifestation von chronischen Entzündungsprozessen sind, bei der die primäre Ursache der Entzündung eine Fehlfunktion der Darm-Hirn-Achse ist.

Die gleiche Arbeit spricht auch von einer steigenden Zahl von klinischen Studien, die gezeigt haben, dass die Behandlung von gastrointestinalen Entzündungsprozessen mit Probiotika, den Vitaminen B und D und Omega-3-Fettsäuren die entzündungsfördernden Stimuli an das Gehirn herabsetzen und damit das Risiko für Depressionen gleichfalls reduzieren.

Der Mangel und seine Folgen

Ich hatte bereits an anderer Stelle über Mangelerscheinungen in unserer Ernährung gesprochen. Viele lebenswichtige Nährstoffe sind über die Jahre in unserer Nahrung dezimiert worden oder ganz verschwunden. Dies trifft vor allem für industriell gefertigte Nahrungsmittel zu. Sie können dies hier nachlesen:  Vitalstoffverlust in Obst und Gemüse – die Achterbahnfahrt der Ernährungswissenschaft.

Unsere konventionelle Ernährung ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren bei einem gleichzeitigen Mangel an Omega-3-Fettsäuren. Omega-6-Fettsäuren haben einen entzündungsfördernden Charakter. Gibt es einen Mangel bei seinem Gegenspieler, den Omega-3-Fettsäuren, steigt das Risiko für chronische Entzündungsprozesse und damit für die entsprechenden Folgeerkrankungen in späteren Jahren.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2011 (Meta-analysis of the effects of eicosapentaenoic acid (EPA) in clinical trials in depression.) zeigte, dass Omega-3-Fettsäuren in einer Dosierung von 200 – 2200 mg EPA einen positiven Effekt bei Depressionen zeigten. Eine etwas ältere Arbeit aus dem Jahr 1999 (Supplements That Are Beneficial With Depression and Mental Health) zeigte einen positiven Effekt von Omega-3-Fettsäuren bei Schizophrenie, Psychosen und bipolaren Störungen.

Vitamin D ist ein bekanntes Vitamin, für welches es mehr als genug Hinweise gibt, dass die Mehrzahl der Menschen in Europa/Deutschland einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufweisen. Die offizielle Gesundheitspolitik und Schulmedizin haben hier sofort reagiert und Abhilfe geschaffen, indem man die Grenzwerte so niedrig angesetzt hat, dass über diese Festlegung ein Vitamin-D-Mangel nicht mehr existiert.

Heute gelten 20 Nanogramm/Milliliter Vitamin D in seiner Speicherform (Calcidiol) für die Schulmedizin und Ernährungswissenschaft (DGE) als vollkommen ausreichend. Die „Times“ wusste im Jahr 2014 von einer Studie zu berichten, derzufolge Menschen mit einem Vitamin-D-Spiegel von 20 Nanogramm/Milliliter und weniger ein 85-prozentig höheres Risiko für Depressionen aufweisen als Menschen mit einem Spiegel von 30 und mehr.

Bei derartig geringen Grenzwert-Mengen ist es verwunderlich, dass das Gehirn den „Luxus“ einer relativ hohen Dichte an Vitamin-D-Rezeptoren aufweist, besonders bei Föten. Über die Aktivierung dieser Rezeptoren wird das Wachstum der Nervenzellen im Gehirn vermittelt.

Die Wissenschaftler vermuten heute, dass optimale Vitamin-D-Spiegel (weit über dem offiziellen Grenzwert) die Menge an wichtigen biochemischen Substanzen im Gehirn erhöht und somit die Zellen im Gehirn vor einem vorzeitigen Untergang schützt, indem die Effektivität der Gliazellen bei ihren Reparaturarbeiten erhöht wird.

In Bezug auf Depression vermuten die Wissenschaftler, dass Vitamin D im Gehirn die Serotoninspiegel normalisieren kann und dadurch ein antidepressiver Effekt eintritt.

Inzwischen sind sogar Teile der Schulmedizin so weit, hier einen Zusammenhang zu attestieren: Effects of vitamin D supplementation on symptoms of depression in overweight and obese subjects: randomized double blind trial.

Diese randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Studie aus dem Jahr 2008 kam zu einem bemerkenswerten Ergebnis: „Es scheint eine Beziehung zu geben zwischen dem Serumspiegel von Calcidiol und den Symptomen einer Depression. Die Supplementierung mit hohen Dosen von Vitamin D schien diese Symptome zu mildern, was auf einen möglichen kausalen Zusammenhang hinweist.“ Die Teilnehmer dieser Studie wurden über ein Jahr lang mit 20.000 oder 40.000 Einheiten Vitamin D pro Woche therapiert und dann mit einer Placebogruppe verglichen.

Haben Depressionen einen biologischen “Sinn”?

Wie konnte die Menschheit bis heute überleben, wenn die kleinsten Infekte Depressionen verursachen? Diese provokante Frage von Kritikern der Entzündungs-Hypothese kann der Psychiater Edward Bullmore mit gleich zwei Argumenten beantworten. Das gefährliche Leben der Höhlenmenschen erforderte den Rückzug eines infizierten oder verletzten Individuums, das dann besser genesen konnte.

Die räumliche Absonderung von der sozialen Gemeinschaft verringerte das Risiko einer Ansteckung von Clan-Mitgliedern. Diese Verhaltensweisen sind typisch für Depressive und könnte letztlich zum Gedeihen von Homo sapiens und wohl auch anderer sozialer Säuger beigetragen haben. Das erklärt auch die genetischen Faktoren, die bei Depressionen ebenfalls eine Rolle spielen.

Demnach ist es nicht der Serotonin-Spiegel, der durch eine erbliche Veranlagung entgleist. Es sind vielmehr die genetischen Besonderheiten jedes individuellen Immunsystems, das darüber entscheidet, wie viel und welche Entzündungs-Mediatoren ausgeschüttet werden. Zytokine und andere “Immun-Hormone” lösen dann im Gehirn bei einem Menschen mehr, beim anderen weniger depressive Verstimmungen aus.

Die Immunpsychiatrie hat sozialen Stress im Blick

Dr. Edward Bullmore ist ein Vertreter des noch recht unbekannten Fachgebietes der Immunpsychiatrie. Ziel der Forschungsrichtung ist die Klärung der Frage, inwieweit die körpereigene Abwehr psychische Prozesse beeinflusst. Nach den bisherigen Ergebnissen dieser Bemühungen ist es aber weniger die entzündungsfördernde Ernährung, sondern sozialer Stress, der Depressionen auslöst.

Mitmenschliche Konflikte können das Immunsystem in den Alarmzustand versetzen wie es körperliche Verletzungen auch tun. Bei manchen Menschen können Traumata aus der Kindheit auch im späteren Leben noch die Entzündungswerte in die Höhe treiben. Es scheint fast so, als hätte das Immunsystem bei den betroffenen Patienten ein Gedächtnis, das solche Reaktionen hervorruft.

Diagnostisch kann das nur durch Blutuntersuchungen belegt werden und nicht durch psychologische Tests. Gegenmaßnahmen sind entzündungshemmende Medikamente, Stimulierung des Nervus vagus sowie Sport, Entspannungsübungen, aber eben auch ein verändertes Ernährungsverhalten.

Fazit

Depressionen können nicht alleine mit einem gestörten Serotoninstoffwechsel erklärt werden. die Entstehungsgeschichte einer Depression ist viel komplexer, als es viele Schulmediziner vermuten. Viele Faktoren scheinen hier ineinander zu greifen wie das Zusammenspiel von chronischen Entzündungen und Vitalstoffmangel zeigt.

Doch der Schulmedizin fällt nichts besseres ein, als die Symptome zu bekämpfen. Basis dafür ist wieder einmal eine mehr als fragwürdige Theorie, die momentan nichts anderes als eine unbewiesene Hypothese ist: Die Rolle des Serotonins als Ursache für Depressionen.

Infekte, Autoimmunerkrankungen, fade Ernährung, Leistungsdruck, persönliche Probleme, Stress in allen Lebensbereichen etc. sind potente Kandidaten, wenn es um die Ausbildung von Depressionen geht.

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Beitragsbild: 123rf.com – Sergey-Nivens

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 23.12.2020 aktualisiert.