Depressionen: Ursachen, Entstehung und Therapie
Die Depression ist eine psychische Erkrankung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Warum mehr und mehr Menschen an dieser Störung der Stimmungslage leiden, ist bisher noch nicht abschließend geklärt.
Die Depression ist eine affektive Störung (Störung der Gemütsverfassung, von affectus, lat.: Gemütsverfassung).
Affektive Störungen können sich in zwei entgegengesetzte Richtungen entwickeln, entweder zur Manie (manie, gr.: Wahnsinn, Sucht) oder zur Depression (deprimere, lat.: niederdrücken, herabziehen).
Es gibt monopolare und bipolare Störungen. Bei den monopolaren Störungen schlägt die Stimmung nur in eine der beiden oben genannten Richtungen aus, wohingegen es bei der bipolaren Störung es zu einem Wechsel zwischen depressiven und manischen Phasen kommt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass man in seinem Leben an einer affektiven Störung erkrankt, beträgt 20 % – 25 %. Die Störung beginnt in der Regel zwischen dem 30. und dem 45. Lebensjahr. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen, wobei berücksichtigt werden muss, dass es bei Männern eine höhere Dunkelziffer gibt.
Ursachen der Depression
Einer Depression ist in den meisten Fällen ein mulitfaktorielles Geschehen. Folgende Faktoren werden in der Medizin als “Ursache” diskutiert:
- Störung der Neurotransmission
Die meisten Patienten mit einer Depression weisen einen Mangel an den Hormonen Serotonin und Noradrenalin auf. Diese Hormone sind maßgeblich für unser Glücksgefühl und unser Wohlbefinden.Dass ein Serotoninmangel maßgeblich an der Entstehung von Depressionen beteiligt ist, wurde allerdings nie wirklich bewiesen. Professor Scott Thompson von der University of Maryland School of Medicine sieht diese Annahme sogar als widerlegt an. Stattdessen sollen Depressionen mit der Aktivität der Gehirnzellen zu tun haben. Diese ist bei depressiven Menschen verlangsamt und wirkt sich auf Erinnerungsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit aus. Da Serotonin die Kommunikation zwischen Gehirnzellen verbessern kann, stürzten sich die Forscher auf dieses Hormon als Verursacher der Depressionen. Daraus entstand ein lukratives Geschäft der Pharmaindustrie, die Medikamenten gegen Serotoninmangel entwickelten, obwohl diese Annahme nicht bestätigt war. Stattdessen, so Thompson, wäre es wichtiger, direkt an einer verbesserten Kommunikation zwischen den Gehirnzellen zu forschen. - Genetische Faktoren
Durch Forschungen an Zwillingspaaren wurde ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Entstehung von Depressionen und einer genetischen Veranlagung ermittelt. Die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken, ist erhöht, wenn in der Familienanamnese depressive Erkrankungen vorkommen. Womöglich können Gene für die Steuerung des Immunsystems dabei eine Hauptrolle spielen. Die Art und Weise sowie die Heftigkeit der Immun-Antwort auf Erreger und Stress bestimmt dabei über die Folgen für den Gehirnstoffwechsel. - Kritische Lebensereignisse
Oft werden Depressionen durch belastende Lebensereignisse (Verlust einer wichtigen Bezugsperson o.ä.) ausgelöst. Oft sind es Kindheits-Traumata, die im Verlauf des weiteren Lebens noch nachwirken. Dazu gehört auch die Reaktion des Immunsystems, das durch die stressauslösenden Erlebnisse geprägt ist. - Entzündungen Das Immunsystem reagiert auf eine Vielzahl von Einflüssen mit der Ausschüttung von Entzündungs-Mediatoren, die auch auf den Gehirnstoffwechsel wirken. Deshalb können alle Auslöser von Entzündungen auch Depressionen verursachen. Dazu zählen nicht nur Infektionen, sondern auch sozialer Stress und die Ernährung.
- Chronobiologische Faktoren
Die bekannteste Form eines chronobiologischen Faktors ist die sogenannte “Herbstdepression”. Bei einem geringen Teil der Erkrankten entsteht die Depression durch eine Störung der biologischen Rhythmen und lässt sich mit einer Lichttherapie gut behandeln. Auch die Störung der Wach-Schlaf-Rhythmen kann hier die Erkrankung auslösen. - Körperliche Erkrankung oder Einnahme von Medikamenten
Es gibt Erkrankungen, die eine Depression auslösen können. Hierzu zählen unter anderen die M. Parkinson Erkrankung, Schilddrüsenerkrankungen oder hirnorganische Erkrankungen. Auch können bestimmte Medikamente (beispielsweise Kortison, Beta-Blocker, L-Dopa oder die Antibabypille) die Entwicklung einer Depression begünstigen. Sogar Antidepressiva können Selbstmordgedanken hervorrufen und damit eine vorhandene Depression verstärken. Hier spricht man dann von einer organisch bedingten affektiven Störung.
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Symptome
Die Symptome einer Depression sind vor allem negative Gemütsstimmungen (Antriebslosigkeit, Bewegungsarmut, emotionale Unbeteiligung, Sinn- und Hoffnungslosigkeit) und Schlafstörungen.
Patienten beschreiben sich selbst häufig als “ausgebrannt” oder “innerlich wie versteinert”, können nicht ein- oder durchschlafen oder wachen morgens sehr früh auf. Schlaf wird als nicht mehr erholsam empfunden.
Auch eine ängstliche Grundstimmung, die oft durch existenzielle Angst ausgelöst wird, kann ein Symptom einer Depression sein.
Bei einem an Depressionen erkrankten Patienten finden sich häufig Störungen der Vitalfunktionen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Libidoverlust und Atemschwierigkeiten. Die Patienten neigen auch zu formalen Denkstörungen. Das jedoch schwerwiegendste Symptom einer Depression ist die Neigung zu Suizidgedanken. Bis zu 15 % der Erkrankten sterben an Suizid.
Nicht zu verwechseln ist eine Depression mit dem Fatigue-Syndrom oder dem Burn-Out.
Das Fatigue-Syndrom beschreibt einen körperlichen und psychischen Erschöpfungszustand, der sich meist als Folge einer schwerwiegenden Erkrankung (Krebsleiden, MS (Multiple Sklerose), AIDS, schweren chronischen Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen oder ähnlichem) entwickelt.
Der Burn-Out ist auch ein akuter Erschöpfungszustand, ein Gefühl des “Ausgebranntseins”. Der wesentliche Unterschied zwischen einem Patienten mit einer Depression und einem Patienten mit einem Burn-Out oder Fatigue Syndrom ist, dass es bei letztgenannten fast nie zu der typisch depressiven Denkverzerrungen, den Selbstmordgedanken und Appetitminderungen kommt. Patienten mit einem Erschöpfungssyndrom befinden sich in einem dauernden Frustrationszustand und geben meist einer äußeren Ursache die Schuld an Ihrer Lage.
Diagnoseverfahren
Um die Depression von anderen psychischen Erkrankungen oder Erschöpfungszuständen abzugrenzen, muss ein intensives Gespräch mit den Patienten erfolgen. Zwar ergibt sich die Diagnostik aus der Symptomatik, aber es müssen somatische (körperliche, organisch) Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden. Aufschluss über die Ursachen können Blutuntersuchungen bringen, bei denen die Entzündungs-Werte bestimmt werde.
Um den Schweregrad der depressiven Erkrankung zu ermitteln, werden der BDI (Becks Depression Inventory) oder der HAMD (Hamilton Depression Scale) genutzt.
Der BDI nutzt die Selbsteinschätzung des Patienten, um durch einen Multiple-Choice-Test den Schweregrad der Depression zu ermitteln.
Beim HAMD hingegen werden dem Patienten durch den Therapeuten Fragen gestellt (Fremdbeurteilungsskala). Beide Verfahren weisen bei der Feststellung der Schweregrade der Erkrankung seit einigen Jahren gute Ergebnisse auf, mit denen die weitere Behandlung geplant und durchgeführt werden kann.
Einen relativen einfachen Test zur Selbsteinschätzung finden Sie in folgender Grafik. Zum Vergrößern der Grafik einfach auf das Bild klicken.
Abb.1: Entscheidungshilfe zum Test auf Depression. Zum Vergrößern der Grafik bitte auf das Bild klicken.
Therapie
Bei einem hohen Schweregrad einer depressiven Erkrankung ist wegen der Suizidgefahr oft eine stationäre, bei sehr schweren Fällen sogar eine geschlossene Unterbringung in einer Therapieeinrichtung nötig.
Medikamentös werden Depressionen seitens der Schulmedizin sehr häufig mit Antidepressiva behandelt. Diese Medikamente greifen in den Neurotransmitterspiegel im synaptischen Spalt ein.
Ob dies im Endergebnis für den Patienten positiv ist, wird von einigen Forschern inzwischen bezweifelt. Die methodischen Probleme der Wirksamkeits-Studien über Antidepressiva stehen nach Meinung der Kritiker einer sachgerechten Beurteilung entgegen. Arbeiten, in denen eine Bereinigung dieser Fehlerquellen vorgenommen wurde, sprechen für eine nur sehr geringe Wirkung der Antidepressiva.
Gefahr bei der Gabe von Antidepressiva kann eine Steigerung der Suizidgefahr in den ersten Tagen der Einnahme sein. Neueren Studien zufolge kann sich dieser Zustand auch auf die Dauer der Einnahme ausdehnen.
Besonders bei jugendlichen Patienten kann es daneben zu Gewaltausbrüchen kommen. Zudem besteht die Gefahr einer stofflichen Abhängigkeit von den Pharmaka, die dann lediglich die Entzugserscheinungen bekämpfen und dann keinen Netto-Effekt mehr haben.
Eine weitere Medikationsmöglichkeit bieten Lithium und Antiepileptika. So soll das Auftreten weiterer Krankheitsschübe unterbunden werden.
Diese Phasenprophylaktika müssen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Bei einem besonders schweren Krankheitsverlauf, der mit starken Wahnsymptomen einhergeht, werden unter ärztlicher Aufsicht auch Neuroleptika eingesetzt.
Da die medikamentöse Behandlung zwar die Symptome der Depression, nicht aber deren Ursache heilen kann, reicht sie nicht aus, die Krankheit zu besiegen.
Erkrankte sollten sich auch psychotherapeutische Hilfe suchen. Hier haben sich die Verhaltenstherapie, die kognitive Therapie und die Psychoanalyse bewährt.
Grundsätzlich muss bei jeder dieser Therapieformen primär die Suizidalität bearbeitet werden. Denn nur so kann abgeschätzt werden, in welchem Ausmaß eine Gefährdung des Patienten besteht und welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Neben den genannten, meist auf Gesprächen basierenden Therapieformen, haben sich auch die folgenden Maßnahmen als erfolgversprechend gezeigt:
- Die Schlafentzugstherapie: Bis zu 60 % der Patienten geht es nach einer Schlafentzugstherapie stimmungsmäßig besser. Leider sind die Effekte nur von kurzer Dauer. Als effektiver hat sich der partielle Schlafentzug in den Morgenstunden erwiesen. Auch eine Schlafvorverlagerung hat sich in klinischen Versuchen bewährt. Der Schlafbeginn wird hierbei zunächst in die frühen Abendstunden vorverlegt und wird im Therapieverlauf immer weiter nach hinten verschoben, bis wieder normale Zeiten erreicht sind.
- Elektrokonvulsionstherapie: Hier wird durch eine Elektrostimulation ein künstlicher Krampfanfall ausgelöst. In Deutschland wird diese Therapieform jedoch nur sehr selten eingesetzt.
- Tagesstrukturierung: Depressive Patienten sollten einen durchstrukturierten Tagesablauf haben. Dadurch kommen ihnen die Tage nicht zu lang vor und aktivierende, nicht überfordernde Aufgaben können sich positiv auf die Stimmung auswirken.
Die neuen Erkenntnisse über den Einfluss von Entzündungen hat diätetische Aspekte in den Vordergrund gerückt. Die besten Ergebnisse bringt bei Depressionen eine antiinflammatorsiche Kost wie die mediterrane Ernährung. Dann stehen viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch und Vollkorngetreide auf dem Speiseplan.
Eine Depression hat, bei frühzeitigen Erkennen und Therapiebeginn eine sehr gute Chance, vollständig behandelt zu werden. Wichtig ist, dass der Patient sich seine Erkrankung eingesteht und aktiv an deren Bearbeitung mitwirkt.
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Beitragsbild: 123rf.com – Sergey Nivens
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 27.12.2020 aktualisiert.