Dieses Thema ist sicherlich auch für alle Leser interessant, die sich mit "Ernährung" beschäftigen.
Zu meinem Beitrag: https://www.gesund-heilfasten.…g/gefaehrliche-smoothies/ schrieb ein Leser bezüglich der Lektine:
ZitatDeine Aussagen zum Thema Lektine teile ich nicht ganz. Lektine sind teilweise doch recht hitzestabil und benötigen häufig eine Erhitzung über 110°c über eine Dauer von mehr als 10 Minuten, um sie in ihrer Wirkung unschädlich zu machen. Ganz besonders hitzestabil ist das Weizen-Lektin WGA. Daraus folgend sinjd m.E. Getreideprodukte, Hülsenfrüchte und vor allem Soja (auch noch wegen der Phytinsäure) keine empfehlenswerten Lebensmittel, die häufig auf unserem Speiseplan stehen sollten. Ich selbst lebe seit einiger Zeit hervorragend ohne diese Lebensmittel und konnte meine Gesundheit, einschl. vieler meiner Blut-Laborwerte dramatisch verbessern.
Meine Antwort:
Lektine kommen in „allen Farben und Größen“. Sie können giftig sein, hitzestabil, anti-biotisch wirksam, hitzeempfindlich, ungiftig, entzündungsfördernd, entzündungshemmend und so weiter. Das heißt mit anderen Worten, dass die Eigenschaften von dem von Dir erwähnten Beispiel Weizen-Lektin (Weizenkeimagglutinin) nicht auf andere Lektine übertragbar sind. Eine nähere Charakterisierung der Lektine hatte ich seinerzeit unter
Das Leaky-Gut-Syndrom – Löcher im Darm?ˍ geschrieben, wo Weizenkeimagglutinin und einige andere Substanzen im Getreide als „Anti-Nährstoffe“ charakterisiert werden. Unter Brot und Getreideprodukteˍ gehe ich nochmals kurz auf die Rolle der im Getreide befindlichen Lektine ein.
Weniger problematisch – als „gutes“ Beispiel für die Wirksamkeit von Lektinen – sind die Lektine der Brennnessel (Brennnessel-Agglutinin UGA). Hierzu siehe auch Die Brennnessel: Inhaltsstoffe – Anwendung – Wirkungˍ. Dieses Lektin aktiviert T-Lymphozyten und verhindert (bei Mäusen) die Ausbildung von Lupus erythematodes und Nierenentzündungen. Außerdem wirkt es anti-viral.
Andere Lektine sind notwendiger Bestandteil bei der Proteinsynthese, da sie hier als Chaperone dienen, wie Calnexin und Calreticulin im Endoplasmatischen Retikulum. Die Aufgabe dieser Lektine als Chaperone ist, neu gebildete Proteine beim Aufbau der Sekundärstruktur zu helfen, d.h. die korrekte Faltung der neuen Proteine wird erst durch diese Lektine ermöglicht. Ohne diese Chaperone wären die neuen Proteine mit inkorrekter Faltung funktionsuntüchtig und damit biologisch nicht verwertbar.
In Wikipedia (Lektineˍ) gibt es eine gute Zusammenstellung der verschiedenen Klassen von Lektinen und ihren Eigenschaften. Die meisten Lektine binden spezifische Kohlenhydrate beziehungsweise Zuckermoleküle.
Meine Aussage zur Hitzestabilität der Lektine bezog sich auf Gemüse, in dem jedoch kein Weizen-Lektin zu finden ist. Kochen ist zum Beispiel bei Gartenbohnen die einzige Möglichkeit, die toxische Wirkung von Phasinen in den Bohnen zu eliminieren. Daher stimme ich zu, dass Gemüse einen anderen Gesundheitswert hat als Getreideprodukte. Das liegt nicht nur an den unterschiedlichen Lektinen, die hier zu finden sind, ist jedoch ein nicht zu unterschlagender Bestandteil.