Ein großer Teil der Pharmaindustrie ist aus der chemischen Farbstoffindustrie im 19. Jahrhundert gewachsen. Der Kaufmann Friedrich Bayer und der Färbermeister Johann Friedrich Weskott gründeten 1863 in Barmen bei Wuppertal die Farbenfabrik Fried. Bayer et Comp. (später Aktiengesellschaft „Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co"), die zunächst Anilinfarbstoffe herstellte, 1885 wurde z.B. der rote Farbstoff Benzopurin entwickelt.
1888 stieg Bayer in die Produktion von pharmazeutischen Produkten ein, das erste pharmazeutische Produkt kam auf den Markt: der synthetische Fiebersenker Phenacetin und das erste synthetisch hergestellte Insektizid Antinonnin zur Bekämpfung der Nonnenraupe.
1898 brachte Bayer das ebenfalls von Felix Hoffmann entwickelte Morphin-Derivat Diacetylmorphin unter dem Namen Heroin auf den Markt, gegen Asthma, Tuberkulose, Bronchitis, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen, Magenkrebs, Depressionen, Geisteskrankheiten und später zur Bekämpfung der Opium- und Morphinsucht ein, besonders unter Soldaten verbreitet. Zwischen 1899 und 1915 produzierte Bayer jährlich eine Tonne Heroin und exportierte das Medikament in 22 Länder der Welt. 1931 wurde die Produktion von Heroin eingestellt.
1899 kam das Aspirin auf den Markt (Arthur Eichengrün, Felix Hoffmann), ursprünglich als schmerzstillendes Mittel zur Behandlung von Rheuma, wurde dann als Aspirin das bekannteste Medikament der Welt.
1925 schlossen sich die führenden deutschen Chemieunternehmen Friedrich Bayer & Co, die BASF Badische Anilin- und Soda Fabrik, die Farbwerke Frankfurt-Höchst, AGFA AG für Anilin-Fabrikation und 1926 die Dynamit Actien-Gesellschaft von Alfred Nobel & Co. und ein paar andere zur Interessengemeinschaft (I.G.) zusammen.
Dieser damals größte Chemiekonzern der Welt finanzierte auch die Nationalsozialisten, beschäftigte bis zu 80.000 Zwangsarbeiter, betrieb ein Konzentrationslager Auschwitz und die I.G.-Farben-/Degussa-Tochtergesellschaft Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung) produzierte das in den Gaskammern eingesetzte Giftgas Zyklon B (Blausäure), das von dem Degesch-Chemiker Walther Heerdt 1922 als Schädlingsbekämpfungsmittel entwickelt worden war.
Andererseits entstanden der erste synthetische Kautschuk Buna (BUtadien + NAtrium), später das erste Frostschutzmittel für Automobile (BASF Glysantin), das erste synthetische Polyesterharz (Bayer Alkydal), das BASF Magnetophonband, die Polyurethane sowie der Agfacolor-Farbfilm, die synthetische Faser Perlon, ähnlich wie die amerikanische Kunstfaser Nylon.
1954 brachte Bayer die Acrylfaser Dralon auf den Markt, 1964 das Insektizid Baygon, 1973 die Hautcreme Canesten gegen Pilzerkrankungen und 1977 das Medikament Talcid gegen Sodbrennen.
Ab der Jahrtausendwende wurde die Agfa-Gavaert AG ein selbstständiges Unternehmen, Acrylfasern (Dralon) an die italienische Fraver-Gruppe verkauft, später Teile der Chemie- und Kunststoffsparte (Kautschuke, Kautschukchemikalien, Kunststoffe, Industrie- und Feinchemikalien, Prozess- und Funktionschemikalien) ausgegliedert.
2002 Fusion der Pflanzenschutzsparten Bayer und Aventis (von Hoechst und Schering gegründet)
2005 wurden die rezeptfreien Medikamente von der schweizer Roche übernommen, mit dem Ziel das weltweit führende Unternehmen im Markt für rezeptfreie Medikamente zu werden.
2014 erwarb Bayer die Consumer-Care-Sparte des US-Konkurrenten Merck & Co.
2015 gliederte Bayer Kunststoffe, Polymere und Spezialchemikalien in das eigenständige Unternehmen Covestro AG aus und konzentriert sich nun ausschließlich verschreibungspflichtige Medikamente, verschreibungsfreie Mittel, Tiergesundheit und Pflanzenschutz (Saatgut, Pflanzenschutz, Schädlingsbekämpfung).
2018 erwarb Bayer den US-Agrar- und Biotechnologie-Konzern Monsanto und stieg damit zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut auf.
Ist das nicht arg? - Von den chemischen Farben zum Pharmakonzern
Medizin, Nahrungsergänzungsmittel, Tiergesundheit, Pflanzenschutz, Pestizide, Saatgut ... alles aus einer Hand.
Dann ist es auch nicht verwunderlich, dass normale Kräuter und Pflanzen nicht mehr heilen dürfen:
Kräuter dürfen nicht mehr heilen
Obwohl schulmedizinische Medikamente durchaus ihre Berechtigung haben, finde ich nicht in Ordnung, dass sie normale Kräuter, wie sie der Mensch seit Urzeiten nutzt, gänzlich verdrängen sollen. Es wird den Menschen suggeriert, dass sie nur mehr in Kapseln, zu Presslingen geformt, mit Zusatzstoffen versetzt, hochdosiert und (oder) isoliert als Infusionen wirken. Das sollte man logisch denkend, zumindest hinterfragen.