Einen diesbezüglichen Artikel habe ich - mal wieder - im SPIEGEL gelesen, die Zeitschrift lag in meinem Cafe herum.
Titel "Schilddrüse, Tumormarker, Herzinfarkt-Schnelltest. Diese Laborwerte werden durch Vitaminpillen verfälscht. Viele Menschen schlucken Biotin, um Haut, Haare und Fingernägel zu stärken. Das habe teils dramatische Folgen für Bluttests, warnt die deutsche Arzneimittelbehörde". Der SPIEGEL-Artikel stammt vom 6. September diesen Jahres.
Darin wird ein Düsseldorfer Kinderarzt zitiert, der bei Untersuchungen von 5 Kindern zur Diagnose von Morbus Basedow kam, einer Autoimmunkrankheit, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt. Bei einem der Betroffenen sollte deswegen sogar die Schilddrüse entnommen werden.
Nach genaueren Untersuchungen stellte der Kinderarzt dann fest, dass die Schilddrüsen der Kinder in Ordnung waren, allerdings die Laborwerte nicht. Schuld daran war das Biotin, dass die Kinder wegen angeborener Stoffwechselleiden einnehmen mussten. Biotin hatte die Laborwerte verfälscht.
Daraus macht der SPIEGEL jetzt natürlich wieder ein Horroszenario und verteufelt pauschal "Vitaminpillen".
Wenn die KInder aus gesundheitlichen Gründen Biotinˍ einnehmen müssen, hätte der Kinderarzt, der gleichzeitig Stoffwechselexperte ist, dann nicht vielleicht besser hinschauen müssen? Immerhin ist ja nicht erst seit gestern bekannt, dass Biotin teilweise die Laborwerte verfälschen kann.
Nicht erwähnt im SPIEGEL-Artikel wird natürlich, dass auch biotinhaltige Medikamente solche Laborwerte verfälschen. Auf Vitaminpillen herumzureiten ist natürlich einfacher.
Auch verfälscht Biotin die Laborwerte im Normalfall nur bei einer höheren Dosierung. Konnte man schön in einem Artikel von einem gewissen Udo Pollmer am 26.04.2019 in "Deutschlandfunk Kultur" lesen. Dort hat dieser Pollmer seine Rubrik "Udo Pollmers Mahlzeit". Der Artikel lautete denn auch "Gesundheitsfalle Vitamin H".
Theatralisch berichtet er in seinem Artikel von einer Patientin in den USA, die ein Klinik aufsuchte, da sie einfach nicht abnahm. Ihre Blutwerte deuteten dann auf einen Tumor an der Nebenniere hin. Glücklicherweise entdeckten die Ärzte dann kurz vor der OP die Ursache für die falschen Laborwerte - die Patientin hatte Biotin eingenommen. Allerdings die enorme Menge von 5 mg am Tag! Normal wären 60 bis 100 mcg. Die gute Frau hatte also bis zum fünfzigfachen der normalen Menge geschluckt. Und da wundert man sich über solche Nebenwirkungen?
Laut Pollmer heißt Biotin nicht nur Vitamin H, sondern auch Vitamin B 7 oder Coenzym R. Das alles nur, um den Verkauf des Vitamins zu fördern. Seiner Meinung nach raten Naturheilmediziner ihren Patienten sogar zu Megadosen von bis zu 300 mg täglich.
Daher auch Pollmers, aus seiner Sicht logischen Fazits am Ende seines Artikels:
"Nicht nur Biotin-Supplemente sorgen für fehlerhafte Laborergebnisse. Auch andere Vitamine wie Ascorbinsäure bringen die Blut- und Urin-Diagnostik durcheinander. Vitamin C kann in höherer Dosis dazu führen, dass bei Gesunden fälschlich Krankheiten wie Diabetes diagnostiziert werden, oder – je nach Messmethode – bestehende Krankheiten maskiert werden. Der Patient glaubt dann, er sei geheilt. Auf diesem Wege kommt so manch eine „Erfolgsgeschichte“ durch „gesunde Vitamine“ zustande. Mit Pizza und Currywurst wäre das nicht passiert. Mahlzeit!"
Was soll man dazu noch schreiben? Vielleicht nur den Tipp, sich diesen Schmierenkomödieanten einmal näher anzusehen. Fotos seines feisten und vor Gesundheit strotzenden Konterfeis gibt es im Internet ja genug: