Nicht nur die Corona-Zwangsmaßnahmen stoßen mir auf, sondern auch der falsche Gebrauch von Begriffen mit denen um sich geworfen wird.
Heute schrieb mir ein Mathematik-Lehrer Folgendes:
Lieber Herr Gräber!
Seit einiger Zeit lese ich mit großem Interesse Ihre Bücherˍ und Blog-Einträgeˍ! Ich konnte daraus bereits sehr viele Anregungen erhalten und habe viel gelernt, das mir auf meinem eigenen Weg zur Gesundheit hilft. Vielen herzlichen Dank für Ihre Mühen und Ihren intensiven Einsatz für eine wirkliche Heilung! Bitte lassen sie nicht nach, auch trotz allem Gegenwind und der entmutigenden Gesamtsituation.
Als Mathematik-Lehrer bemerke ich immer häufiger, dass der Begriff des "potentiellen bzw. exponentiellen Wachstums" vollkommen missverständlich benutzt wird, und zwar auf beiden Seiten der "Corona-Front".
Vielleicht ist mein Beitrag dazu nur eine unwichtige Kleinigkeit oder eine Besserwisserei, aber "Exponentielles Wachstum" ist eines der neuen Schreckgespenster, die allenthalben umgehen, und doch wird auch der intelligenteste Beitrag unsinnig und lächerlich durch ein falsches Verständnis dieses Begriffes.
Den Vogel hat wohl Herr Spahn in der vergangenen Woche abgeschossen, als er voller Inbrunst verkündete: "Exponentielles Wachstum heißt, dass wenn innerhalb von zehn Tagen die Intensivstationen halb voll (mit Coronapatienten) sind, dann sind sie in weiteren zehn Tagen ganz voll!" Dies ist per definitionem ein sogenanntes "lineares Wachstum" (in einem gleichen Zeitraum wächst ein Wert um den gleichen Betrag)! Das lernen alle Schüler in Deutschland bereits in der zehnten Klasse.
Bei einem exponentiellen Wachstum zeigt der Exponent lediglich die Anzahl der Zeiteinheiten, in denen das Wachstum abläuft! Ob es sich um ein starkes oder ein schwaches Wachstum handelt, hängt hauptsächlich vom Wachstumsfaktor ab (der sich aus einer Wachstumsrate in % ergibt). Das heißt ganz einfach gesprochen, dass auch ein sehr geringes oder minimales Wachstum ohne weiteres ein exponentielles Wachstum sein kann!!! Ja sogar eine Abnahme des Wertes wird von einem Mathematiker noch als exponentielles Wachstum bezeichnet, nämlich als ein negatives Wachstum, bei dem die Wachstumsrate kleiner ist als 1! Ein radioaktiver Zerfall ist hierfür ein gutes Beispiel, die Wachstumsrate beträgt hier 0,5 (Halbwertzeit). Ein Bakterienwachstum wäre ein Beispiel für positives exponentielles Wachstum, da aus einem Bakterium in einem bestimmten Zeitabschnitt durch Zellteilung zwei Bakterien werden. Der Wachstumsfaktor ist 2, man spricht von einer Verdoppelungszeit!
Fazit: Es ist ohne weiters möglich, sogar sehr wahrscheinlich, dass die Anzahl der mit dem Corona-Virus infizerten Personen einem exponentiellen Wachstum unterlag und noch unterliegt! Dies sagt aber nichts über die Gefährlichkeit des Virus oder die Dramatik der Situation aus, wenn man nicht auch gleichzeitig den Wachstumsfaktor betrachtet (der ohnehin täglich ein anderer ist!).
Wenn Ihnen also mal wieder vorgeworfen wird, Sie wüssten wohl nicht, was exponentielles Wachstum sei, können Sie sehr gerne diesen meinen Text zitieren!
Noch einmal herzlichen Dank für Ihre intensive und bedeutsame Arbeit! Mit freundlichen Grüßen!
Ich kann nur herzlichen Dank sagen für diese E-Mail! Ich mache sicher auch Fehler - allerdings erwarte ich bei den Personen, die derart weitreichende Entscheidungen anordnen, dass diese auch wissen wovon sie sprechen.