Die Gefahrenanalyse des Oberregierungsrates Stephan Kohn
Lieferkettenprobleme? War da was? Ja, da war was. Die Gefahrenanalyse des Oberregierungsrates Stephan Kohn, der genau davor als Folge des Corona-Lockdowns im Mai 2020 warnte und – als einzige offizielle Reaktion darauf – nun um seinen Beamtenstatus kämpft. Ein Krieg wie der jetzt in der Ukraine war da noch nicht im Bereich des Denkbaren, das grundsätzliche Problem lag aber bereits offen zutage, ähnlich wie auch die fatale Abhängigkeit von russischem Gas oder der miserable Zustand der Bundeswehr.
Das Innenministerium ging sogleich daran, das Papier und den Mitarbeiter des Innenministeriums zu diskreditieren, und willfährige Journalisten – etwa beim Tagesspiegel – stimmten sogleich in das Lied ein: „Ein Beamter hat sich mit einer Pandemie-Recherche wichtig gemacht, die nun in den Medien kursiert. Schlimm ist das nicht – nur verantwortungslos“.
Horst Seehofer fühlte sich angesichts der massiven Schäden, die der Oberregierungsrat Stephan Kohn aus dem Referat Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz (Referat KM4, Abteilung 4 Schutz kritischer Infrastrukturen) voraussagte – und die eingetroffen sind – selbst gefordert. Bei Maischberger beruhigte er persönlich die Zuschauer, dass die Bundesregierung alles im Griff habe. Inhaltliche Auseinandersetzung mit den Kohn-Warnungen? Fehlanzeige? Was den Minister jedoch erboste, war, dass sein Oberregierungsrat den Briefkopf des Ministeriums für seine Analyse verwendet habe.
In der Tat ein schweres Vergehen, denn es könnte ja darauf hinweisen, dass wenigstens ein einziger Beamter der Regierung seinen Job gemacht hätte. Hier der Wortlaut ab Seite 18 der Risikoanalyse, die ab Mai 2020 jedem Krisenstab in jedem Bundesland vorlag. Stephan Kohn nimmt dabei Bezug auf eine bereits bestehende Pandemie-Risikoanalyse aus dem Jahr 2012. Die Probleme durch Unterbrechungen von Lieferketten wurden in der Risikoanalyse beschrieben. Und auch, dass die Unterbrechung von Lieferketten zu Kaskadeneffekten führen kann: