Ja was wohl? Weg damit, das Baby ist endlich da auf dem Schiff, das man Erde nennt. Was soll denn noch sein?
Eine ganze Menge!
Da es ja das Thema "Bauchnabel" im Forum gibt, habe ich mir gedacht, auch einmal Wichtiges zum Thema "Nabelschnur" aufzuzeigen.
Kaum jemandem ist bewusst, dass es eine inoffizielle Regel in den Entbindungsstationen - und leider auch bei einigen Hebammen - gibt, die besagt, die Nabelschnur sofort nach der Geburt zu durchtrennen, aber nichts ist fataler! Warum?
Die Nabelschnur war monatelang die einzige Verbindung zwischen Mutter und Baby und versorgte es mit allen wichtigen Nährstoffen. Und mit Sauerstoff. Nicht nur während der Schwangerschaft ist die Nabelschnur ein wahres Wunderwerk, auch nach der Geburt versorgt sie das Baby noch und sollte auf keinen Fall sofort durchtrennt werden: Zu diesem Zeitpunkt, also direkt nach der Geburt, befindet sich das Baby in einer Art Doppelatmung. Denn noch bekommt es Nährstoffe und den Sauerstoff durch die Nabelschnur. Die Lungen des Babys sind noch nicht richtig aktiviert, es versucht langsam durch die Nase nach Luft zu schnappen. Wird in dieser Phase die Nabelschnur durchtrennt, die Versorgung mit Nähstoffen und insbesondere mit Sauerstoff schlagartig unterbrochen, verspürt das Baby eine Art von Erstickung, es fängt an heftige Atemzüge zu machen und versucht dadurch, seine Lungen zu aktivieren. Und das tut weh! Kein schöner Start ins Leben.
Und mehr noch - das Blut, das sich noch in der Plazenta befindet, muss in den Säugling übergehen, es enthält nämlich noch das natürliche Immunitätsspektrum für das Kind. Damit das auch klappt pulsiert die Nabelschnur noch eine Weile und sorgt so dafür, dass das Baby eine extra Portion an Nährstoffen, Sauerstoff und Mineralien bekommt. Auch das restliche Blut des Babys, welches sich in der Plazenta befindet, wird zu ihm transportiert. Anschließend ist die Aufgabe der Nabelschnur erfüllt. Sie färbt sich weiß, hört auf zu pulsieren und schließt sich von innen. Dieser ganze Vorgang kann bis zu 30 Minuten dauern, teilweise sogar noch länger, je nachdem wie stabil das Baby in seinem Kreislauf und seiner Atmung ist. Man sollte also warten bis zum Auspulsieren der Nabelschnur, weil es für Mutter und Baby klare Vorteile, aber keine Nachteile bietet:
- mehr Nährstoffe und mehr Sauerstoff
- 30 bis 40% mehr Blutvolumen
- erhöhter Eisenvorrat, 45% höhere Ferritinkonzentration, seltener Eisenmangel
- erhöhte Eisenvorräte können die neurologische Entwicklung verbessern
- vermindertes Risiko einer Anämie
- mehr Stammzellen
- bessere Feinmotorik im Vorschulalter
Das heißt, wenn die Nabelschnur sofort durchtrennt wird, wird dem Kind absichtlich ein Teil der natürlichen Immunität vorenthalten.
Allerdings gibt es einige Gründe für frühes Abnabeln: Beispielsweise dann, wenn sich die Nabelschnur um den Hals des Babys gewickelt hat, die Mutter Rhesus-negativ ist oder aber das Baby kommt als Frühchen auf die Welt. Ansonsten spricht nichts für ein zu frühes Abnabeln.
Die (hoffentlich) glücklichen Eltern sollten sich also nicht beirren lassen und ihrem Neuankömmling die Zeit für DEN sanften Start ins Leben gönnen den es braucht - es ist der Aufbruch in eine unbekannte Welt.
Bei den Naturvölkern kommt dies in vielen überlieferten Mythen und Ritualen zum Ausdruck:
Im Kongo haben schwangere Frauen z.B. die Gewohnheit, ihrem Kind im Bauch immer wieder dasselbe Lied vorzusingen, nach der Geburt erinnert es sich daran. Die vertrauten Töne beruhigen es und geben ihm Sicherheit.
In Thailand geht man davon aus, dass das ungeborene Kind alles miterlebt, was in der Mutter vor sich geht, Deshalb sorgt man dafür, dass die Mutter während der Schwangerschaft vor allem positive Erfahrungen macht.
Bei den Quiche in Guatemala wird im siebten Monat eine Zeremonie begangen, dei der die Mutter ihrem Kind im Bauch mit lauter Stimme erzählt, wie die Wälder, Berge und Flüsse, also die Landschaft und die Umgebung aussehen, in die es bald hineingeboren wird. Es wird auf diese Weise willkommen geheißen und auf sein zukünftiges Leben vorbereitet.
Nun bist du da, um zwei Uhr früh geboren.
Auf diesem Schiff, das man die Erde nennt.
Wohin es geht, ich kann es dir nicht sagen,
fühl dich jetzt erst mal wohl in meinem Arm,
mein Kind!