Nein, so kann man das nicht sagen. Es gibt genügend Gemeinden, die sich wirklich menschenfreundlich und ohne Hintergedanken für andere einsetzen.
Auch die Seelsorge findet in unterschiedlichen Variationen statt.
Tun sie eben nicht, bzw. haben sie immer wieder nicht getan. Jüngst in der C-Krise doch so passiert - wo waren die Geistlichen bei der letzten Salbung Todgeweihter, wo waren Kirchen mit offenen Türen für seelsorgerische Hilfestellungen, wo waren die kritischen Stimmen?
Es wird von "Kanzelrednern" gern die Bibel zitiert und dabei wird dennoch gerade in Notsituationen vergessen, dass Jesus nach Überlieferung bewußt Kontakt zu Aussätzigen, Ausgegrenzten und Kriminellen suchte, er sogar im Tempel lautstark die Händlertische umwarf mit dem Hinweis, man solle im Hause des Herrn keinen Handel treiben, womit er sich jede Menge an Unmut der Handeltreibenden und den entsprechenden kommunalen Verwaltern zuzog.
Sicherlich haben auch Geistliche Ängste, keine Frage, nur sollten sie sich dann nicht hinstellen, Großartiges predigen und auf die Bibel verweisen. Ich hatte schon mal erwähnt, dass es im Mittelalter "Ketzer" gegeben hat, die mit Lobgesang auf ihre Scheiterhaufen stiegen und dann mit grausamem Entsetzen feststellen mussten, dass ihnen ihr Lobgesang letzten Endes doch nicht geholfen hat.
Und Seelsorge in unterschiedlichen Varianten? Stimmt.
Kriegspfarrer unterstützten beispielsweise im Zweiten Weltkrieg den Vernichtungsfeldzug in der Sowjetunion, weil man der Überzeugung war, dass der christliche Glaube an ein Leben nach dem Tod auf dem Schlachtfeld für die Moral der Truppe hilfreich sei. Auch blieben viele Kriegspfarrer bis zum Schluß an der Front und warben für den Sieg des deutschen Vaterlands über die gottlose Sowjetunion. Dennoch wird die Wehrmachtsseelsorge von den Kirchen bis heute teilweise verklärt.