Ablauf und Eckpfeiler einer guten TCM-Ernährungsberatung
Grundsätzliches über Ernährungslehre nach TCM findet sich ja bereits im Beitrag #6▪ weiter oben im Thread. Dort habe ich unter anderem auch geschrieben: "Es ist also wichtig, einen gut ausgebildeten TCM-Therapeuten zu wählen."
Ernährungsberater nach TCM findet man im Internet mittlerweile relativ leicht. Die Frage dabei ist aber, woran sich eine gute Ausbildung festmachen lässt, worauf man bei der Wahl einer/eines Ernährungsberaterin/Ernährungsberaters nach TCM also genau achten sollte.
Wie bereits weiter oben im Beitrag #1▪ kurz geschildert, hat die Traditionelle Chinesische Medizin mehrere therapeutische Säulen, und die Ernährungslehre ist eine davon - und zwar gleichbedeutend mit den anderen therapeutischen Säulen wie Akupunktur, Kräutertherapie etc. und für viele sogar die Basis, auf der andere Therapien aufsetzen: Die beste Akupunktur oder Kräutertherpie kann niemals die selben Ergebnisse erzielen, wenn parallel dazu die bestehenden Disharmonien weiterhin durch unpassende Ernährung verschlechtert werden.
(Finde ich ziemlich logisch und habe ich persönlich auch tatsächlich ganz genau so erlebt: Nach einigen Jahren Kräutertherapie und Akupunktur bei verschiedenen Ärzten sind die meisten meiner Beschwerden erst nach der Umstellung meiner Ernährung dann endlich komplett verschwunden - einige nach wenigen Tagen [!], andere nach ein paar Wochen und Monaten.)
Allen therapeutischen Säulen der TCM gemein ist, dass in China - ähnlich unserer westlichen Ausbildung zum Arzt - alle diese TCM-Ärzte zuerst ausführlich die TCM-Grundlagen erlernen und sich danach dann entsprechend auf ein oder mehrere Gebiete spezialisieren.
Jeder dieser Mediziner kennt sich also entsprechend in der Diagnostik nach TCM aus und kann - seinem/seinen Fachgebiet/en entsprechend - Therapien anbieten.
Bei der Ernährungsberatung nach TCM bedeutet das also, dass ein/e TCM-Ernährungsberater/in (genauso wie jeder andere Mediziner nach TCM) neben seinem Spezialgebiet folgendes beherrschen muss, um eine fundierte Diagnose nach TCM stellen zu können:
Folgende Eckpfeiler sollten dementsprechend Bestandteil einer Ernährungsberatung nach TCM sein (vor allem beim Erstgespräch):
- Ausführliches Gespräch, in dem nicht nur über aktuelle Symptome und Vorerkrankungen, sondern auch über das persönliche Umfeld (auch familiäres und berufliches) detailliert gesprochen wird. (Die Berücksichtigung psychosozialer Aspekte ist ja wie bereits früher erwähnt wesentlicher Bestandteil einer guten Ernährungsberatung nach TCM.)
- Abklärung der bisherigen Ernährungsgewohnheiten inkl. Vorlieben, Abneigungen und etwaiger Unverträglichkeiten
- Zungendiagnose
- Pulsdiagnose▪
- Erklärung, wie die zukünftige Ernährung aussehen soll, was also weggelassen und was verstärkt gegessen werden soll - inkl. Erklärung, warum bzw. welche Wirkung diese Lebenmittel haben (immer bezugnehmend auf die bisherigen Ernährungsgwohnheiten)
Wie auch ein guter westlicher Mediziner wird ein/e gute/r TCM-Ernährungsberater/in das Gespräch nicht einfach planlos plätschern lassen, sondern es durch sehr gezielte Fragen durch die wesentlichen Bereiche führen. Außerdem wird sie/er schon ab dem Eintreten die Klientin/den Klienten sehr genau beobachten - die Antlitzdiagnose/Körperbildanalyse läuft also quasi "nebenbei" ab.
Anders als wir das aus der westlichen Medizin gewohnt sind, geben wir*) den Klienten keine Diagnose mit auf den Weg, sondern einen kurzen Abriss der Hauptpunkte und vor allem Informationen über deren Bedeutung in der Praxis - z.B. "Sie haben relativ viel Feuchtigkeit eingelagtert, die Lungen- und Magen-Bereiche sind aber recht trocken, d.h. Sie sollten sowohl bei den befeuchtenden als auch den trockenden Lebensmittel aufpassen. Am besten ist, wenn Sie..."
*) "wir" = die Absolventen unseres Ausbildungsinstitutes; ob das alle TCM-Ernährungsberater so halten, weiß ich nicht.
Dass wir bewusst keine konktreten Disharmonien namentlich nennen, hat nichts mit Geheimniskrämerei zu tun, sondern mit dem Fakt, dass die Kenntnis einer oder auch mehrer Disharmonien nicht ausreicht, um ein individuell passendes Ernährungskonzept zu erstellen. Im Gegenteil kann dieses Wissen auch echt kontraproduktiv sein: Wenn dann jemand hergeht und z.B. nach "Lungen Yin Mangel" googelt, findet er zwar sicher Tipps, wie man diesen ausgleichen kann, jedoch werden dabei nicht auch die anderen vorhandenen Disharmonien entsprechend berücksichtigt, wodurch im schlimmsten Fall andere Disharmonien verschlechtert werden können.
Es ist also weniger wichtig, dass ein Klient den Namen der Disharmonien genannt bekommt, sondern dass er lernt, wo die Knackpunkte sind, was er dagegen tun kann und wie bzw. woran er Verbesserungen und auch Verschlechterungen erkennen kann.
Zusätzlich dazu, dass bereits während des Gesprächs erklärt wird, welche Lebensmittel/Getränke/Gewürze empfehlenswert sind und welche nicht, bekommt der Klient dann auch noch ein schriftlich ausgearbeitetes, ganz individuell zugeschnittenes Konzept zugeschickt, so wie grob im Beitrag #19▪ "Konkretes Umsetzungskonzept bei Reflux / Sodbrennen = MagenHitze/MagenFeuer" angeführt.
TCM-Ernährungsberatung hat also viel mit Coaching und Bewusstseinsschaffung zu tun, und das Ziel ist, dass der Klient anhand seiner Erfahrungen früher oder später selbst erkennt, was ihm gut tut und was nicht, seine Ernährung selbst entsprechend anpassen kann und sich lediglich bei gröberen Änderungen wieder an die/den TCM-Ernährungsberaterin/-Ernährungsberater wendet.
Eine/n TCM-Ernährungsberater/in würde ich persönlich also auswählen, indem ich mir vorab telefonisch genau seine/ihre Vorgangsweise schildern/erklären lasse.