Angeblich soll die transdermale Magnesiumapplikation besser verträglich sein, also weniger Nebenwirkungen haben, da der Magen-Darm-Trakt umgangen wird. Einige Menschen vertragen eine orale Magnesiumaufnahme nicht so gut. Meiner Meinung nach kann das mit dem transdermalen Magnesium aber nicht funktionieren.
Grundsätzlich sollte man nicht vergessen, dass es sich bei Magnesiumöl um kein Öl handelt, sondern lediglich um eine wässrige Lösung. Genauer um eine konzentrierte, wässrige Magnesiumchlorid-Lösung, die entweder auf die Haut gesprüht oder auf der Haut einmassiert werden soll. Ich mag mich jetzt täuschen (was ich nicht glaube), aber genau das kann eben nicht funktionieren.
Unsere Haut besteht aus mehreren Schichten, besonders interessant für die Magnesiumöl-Thematik ist hierbei die Epidermis, also die Oberhaut, bzw. das Stratum corneum (und das Stratum disjunktum), die äusserste Schicht der Epidermis. Und genau diese besteht aus Fetten. Besser ausge-drückt, befinden sich zwischen den abgestorbenen Hornzellen der Epidermis Fette, die dann zusammen mit den Hornzellen eine wasserundurch-lässige Schicht bilden. Allein aus diesem Grund ist eine Magnesiumöl-Aufnahme durch die Haut schon nicht möglich.
Hinzu kommen noch die Talgdrüsen der Haut, über diese gelangt das Sebum, also das Talgdrüsensekret, an die Hautoberfläche. Die Haut wird dadurch quasi mit einem schützenden Fettfilm imprägniert, sie wird dadurch geschmeidig und wasserabweisend. Das Überwinden dieser biophysikalischen Barriere ist daher in relevanten Mengen nur für lipophile Stoffe möglich.
Kommen wir zum Magnesium.
Magnesiumionen besitzen eine relativ große Hydrathülle, die den unkontrollierten Durchtritt durch Zellmembranen praktisch unmöglich macht. Eine zelluläre Magnesiumaufnahme findet nur über spezifische Magnesiumtransportsysteme statt, aber - da die abgestorbenen Zellen der obersten Hautschicht keine funktionsfähigen Magnesiumtransportsysteme enthalten, könnte eine Resorption lediglich über die mehr als geringen Flächen der Schweißdrüsen und Haarfolikel stattfinden. Diese machen aber nur maximal 0,5 bis 1 % der Hautoberfläche aus. Für eine vernünftige Magnesiumaufnahme viel zu wenig.
So meint denn auch Prof. Dr. Jürgen Vormann vom Institut für Prävention und Ernährung (IPEV) in einem Beitrag über transdermale Applikation: "In dieser [Zubereitung] liegt Magnesium in ionisierter Form vor und ist daher nicht in der Lage, eine lipophile Schicht, wie sie Haut darstellt, zu durchdringen."
Zwar gibt es eine Studie der Universität von Birmingham, bei der Probanden sieben Tage lang täglich 12 Minuten lang ein Ganzkörperbad in einer Magnesiumsulfatlösung (Epsom-Salz) nahmen, was angeblich auch zu einem Anstieg der Serum-Magnesiumkonzentration führte, diese Studie ist bis heute allerdings lediglich nur einmal im Internet veröffentlicht worden, nicht aber in wissenschaftlichen, peer-reviewed Zeitschriften. Zudem wurde die Studie vom Hersteller des Epsom-Salzes finanziert.
Demgegenüber stehen allerdings etliche seriös publizierte Untersuchungen, die keine transdermale Aufnahme belegen konnten.
Was nachvollziehbar ist, wenn wir uns beispielsweise einmal das Tote Meer ansehen. Hier liegt ein extrem hoher Salzgehalt vor. Neben hohen Mengen an Magnesium-, Calcium- und Natriumchlorid, enthält as Meerwasser auch hohe Konzentrationen an Kaliumchlorid. Würde der Mensch, der darin badet, Salze über die Haut aufnehmen, könnte das bei der hohen Kaliumkonzentration niemand überleben. Von toten Badegästen, die an einer Kaliumvergiftung gestorben sind, habe ich aber noch nie gehört. Es gab zwar einige Berichte über einen erhöhten Magnesiumspiegel im Körper einiger Badegäste, diese hatten allerdings bei Panikattacken jede Menge Meerwasser verschluckt.
Abschließend noch die Überlegung, dass es zwar so genannte TTS, also Transdermale Therapeutische Systeme gibt, die beispielsweise in anästhesierenden Schmerzpflastern zum Einsatz kommen, hier sind allerdings lipophile Substanzen (wie Stearate) eingearbeitet, die den Wirkstoff durch die Hautbarriere bringen. Auch Nikotinpflaster enthalten lipophile Substanzen, dort sind es meist mittelkettige Triglyceride.
Magnesiumöl - ein Öl, das keines ist.