... nur zustimmende Beiträge in chinesischen Foren gelesen habe.
Der Westen würde sagen, sie dürfen nichts anderes schreiben. Aber sie haben zu anderen Dingen auch schon öffentlich kritische Dinge geschrieben.
Habe den Beitrag erst jetzt bemerkt und manchmal frage ich mich schon, ob vielleicht auch mal nur ein einziges Buch aus der Kategorie "Buch- und Literaturempfehlungen ...." gelesen wird. Auch zu China hatte ich dort beispielsweise Empfehlungen platziert, siehe hier▪ und hier▪.
Ja, es gibt in China auch Menschen, die sich kritisch äußern. blöd nur, dass diese Menschen dann meist abgeholt werden und in irgendwelchen Lagern verschwinden, die eigene Familie weiß allerdings in den seltesten Fällen, in welchem Lager sie interniert sind.
Ich habe den Eindruck, dass Chinesen andere Menschen sind, die anders denken.
Dass es früher eine extrem große Armut gab, die weitgehend überwunden scheint, scheinen die Menschen dort auch noch mehr zu schätzen.
Nochmals ja, Chinesen denken anders als andere, sie denken von morgens bis abends in Angst. Daher kannst Du Dir die Glorifizierung der "Überwindung der Armut" sparen.
Seit gut zwei Jahrzehnten nutzt Chinas Regierung "Smart Technology", um eine immer stärker überwachte und vollständig kontrollierte Gesellschaft zu schaffen. In ganz China wurde ein System installiert, das in den Wohngebieten Daten zur "Regelung" sozialer Konflikte sammelt. Derzeit werden zudem Programme getestet, um die Zuverlässigkeit jeden einzelnen Bürgers abzuklären.
"Die Kommunistische Partei Chinas hat einen Sozialismus mit chinesischen Werten entwickelt. Sie hat ein Wunder vollbracht. Dank ihr ist China zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt geworden!". so die Aussage zum 100sten Jahrestag der Partei.
Und in einem Lied dazu heißt es unter anderem: "Nach all den Leiden habe ich es erkannt, nur die Kommunistische Partei kann ein neues China bauen."
"Die Regierung will ein sicheres, politisches Umfeld schaffen. Eine stabile, gerechte Gesellschaft, in der Erfüllung, Zufriedenheit und Sicherheit der Bürger garantiert sind.", lautet sodann die Aussage einer Nachrichtensprecherin im chinesischen Fernsehen.
"Wir müssen auf mögliche Gefahren achten, wir müssen immer bereit sein, unsere politische Sicherheit zu verteidigen.", heißt es weiter. "Wir müssen die Öffentlichkeit mobilisieren, damit sie aktiv eingreift, wenn Gefahr droht!"
Was das im Klartext bedeutet ist klar: Gegenseitige Bespitzelung und Denunziantentum.
Ortswechsel: Shenzhen Stadt
Zijuan Chen mit ihrem Sohn Tutu: "Mein Ehemann ist Anwalt. Die Polizei hat ihn am 12. Januar 2020 verhaftet. Verdacht zur Anstiftung zum Umsturz. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen."
"Ich bin unschuldig", so Tutus Vater, Weiping Chang. "Ich tue, was jeder Bürger und Anwalt tun sollte. Ich tue alles dafür, den Kummer derer, die zu Unrecht verurteilt wurden, zu lindern." Seine Mandanten hatten gegen den Staat geklagt, der Staat hatte sie drangsaliert und Weiping Chang hatte sie vor Gericht anwaltlich vertreten. Etlichen seiner Mandanten konfiszierte die Regierung ohne Begründung ihr Haus.
"Weiping und ich waren schon länger befreundet, seit der Me too-Bewegung. Ich habe über Fälle sexueller Belästigung durch einige sehr einflussreiche Personen geschrieben, vor allem an Universitäten. Da haben sie mich wegen Verleumdung verklagt. Weiping meldete sich dann bei mir und bot mir an, mich kostenlos zu verteidigen. Da konnte ich nicht einfach zuschauen, wie er verfolgt wird und schrieb einen Artikel über ihn. Im Dezember 2019 trafen sich Weiping Chang und ein paar Dutzend Anwälte und ihre Freunde. Sie sprachen über Politik, die Zukunft Chinas, berufliche Hürden und über die Wege zu einer zivilen Gesellschaft. Kurz nach diesem Treffen wurden sie alle verhaftet. Weiping Chang wurde mehr als 10 Tage lang gezielt zu Hause überwacht und dann in seiner Heimatstadt unter Hausarrest gestellt. 10 Monate lang wartete er dort auf sein Gerichtsverfahren. Wenn ein Staat jemanden wie ihn nicht tolerieren kann, dann ist der Staat das Problem. ...", erklärt diese Freundin Weipings.
Ortswechsel: Shanghai
Eingang zur U-Bahn-Station. An jedem der unzähligen Drehkreuze - und es sind viele in einer langen Reihe nebeneinander - gibt es eine Einlasskontrolle. Smartphone vor ein Display halten, anschließend gibt es durch die eingebaute Kamera eine biometrische Gesichtskontrolle mit Irisscan. Kontrolliert wird das zusätzlich alles an jedem Drehkreuz durch eine städtische Mitarbeiterin. Andere Mitarbeiter tragen eine spezielle Brille, diese kann in einer großen Menschenmenge eine verdächtige Person schnell identifizieren. "An den Bustüren werden Gesichtserkennungskameras installiert. das hilft der Polizei bei der Suche nach Verdächtigen und nach Personen, die auf der Schwarzen Liste stehen.", erklärt eine Mitarbeiterin.
"Wenn ein Angestellter gestresst ist, bermerkt unsere Gesichtserkennung das sofort und dann informiert sie automatisch den Vorgesetzten, um einem Problem vorzubeugen."
"Ich benutze Gesichtserkennung zum ersten mal", sagt eine weitere Mitarbeiterin, "Ich finde es sehr nützlich."
"Zu Stoßzeiten hilft es sehr. Der Zahlungsvorgang dauert nur zwei bis drei Sekunden." so die Mitarbeiterin eines Supermarktes an der Kasse. "Es ist schnell und unkompliziert, ein gesellschaftlicher Fortschritt."
Ortswechsel: Peking
Wohnung von Quangzhan Wang und Wenzu Li. Beide stehen hinter ihrer Wohnungstür, beobachten ängstlich durch den digitalen Türspion den Hausflur in ihrer Mietskaserne. Sie beobachten zwei Handwerker, die bei ihrem Nachbarn allem Anschein nach einen neuen Türspion einbauen. Da der normalerweise unkomplizierte Einbau aber länger dauert, vermuten sie eher, dass dort eine Überwachnungskamera eingebaut wird, um sie zu überwachen. "In der Vergangenheit hat die Polizei in der Nachbarschaft Gerüchte über uns verbreitet. Sie sagten, wir seien Verräter. Sie wollten, dass unsere Nachbarn uns ausgrenzen.", sagt Wenzu Li.
Die Familie bekommt Besuch vom japanischen Fernsehen, TBS TV. Der Reporter fragt Quangzhan Wang: "China wird von den westlichen Nationen oft als Überwachnungtsstaat bezeichnet, wie sehen sie das?"
Quangzhan lächelt gequält und meint: "Das ist die Wahrheit. Unsere Telefone und Apps werden überwacht, man ändert sogar unser Profil."
"Bei einem Abendessen mit unserer Familie vor einiger Zeit, hatte meine Schwester ein Video gemacht und es online gepostet. Kurz danach wurde ihr Account gesperrt, weil sie angeblich gegen Regularien verstoßen hätte.", erklärte Wenzu Li. "Ich wollte wissen, ob es wegen meines Gesichts war. Ich habe einen Account erstellt und Videos ohne mein Gesicht drin gepostet, das hat funktioniert. Als ich aber versucht habe, etwas mit meinem Gesicht hochzuladen, hieß es "Regelverstoß" und der Account wurde gesperrt."
Und so weiter und so fort. Soviel zum Thema, die Chinesen schätzen den Wegfall ihrer Armut.
Es sind hier nur wenige Beispiele, ich könnte noch etliche weitere anführen.
"Was machen sie hier? Wo wollen sie hin?", wird eine Frau auf der menschenleeren Straße angehalten. "Ich bringe meinen Müll raus", antwortet sie, "Unsere Mülltonnen stehen dort um die Ecke". Es folgt ein Gesichtsscan, in Sekundenschnelle erscheint auf dem Display des Ordnungshüters die Bestätigung - die Frau wöhnt tatsächlich in dem angegebenen Haus. Tja, Xi Jinping kümmert sich rührend um sein Völkchen. Und weiß sogar, wann - und das ist jetzt keine Satire - seine weiblichen Untertanen ihr "Gedöns" haben ...
Und Du erzählst uns hier nun schon zum wiederholten Male etwas über die Glorifizierung der Abschaffung der Armut? Na, schönen Dank auch.