Hallo Bernd,
ja, in der Tat
Dafür gibt es das Forum! Leider komme ich nur viel zu selten dazu mich hier angemessen zu beteiligen.
Aber jetzt nochmal zum Vitamin C. Klassischerweise gilt Vitamin C als ein Antioxidans und kein Oxidans.
Deine Quelle vom
Krebsforschungszentrum spricht über den Mechanismus, wie der Organismus Wasserstoffperoxid
über Redoxine bindet und für kontrollierte Redox-Vorgänge zur Verfügung stellt.
Der Artikel erwähnt aber mit keinem Wort „Vitamin C“. Diese Vorgänge
funktionieren unabhängig vom Vitamin. Reduktion und Oxidation sind immer ein
Zusammenspiel von Oxidantien und Antioxidantien, ohne die es keine
physiologischen Vorgänge geben würde.
Von daher spielen Oxidantien eine
zentrale Rolle bei einer Reihe von physiologischen Funktionen (nicht zuletzt
bei der Energiegewinnung in den Mitochondrien). Die Synthese von ATP ist immer
mit einer erheblichen Bildung von Oxidantien verbunden, was aber als eine
Art Abfallprodukt oder notwendiges Übel
angesehen werden muss. Nicht zuletzt deshalb produziert der Körper eine Reihe
von Antioxidantien, um hier Schäden durch Oxidation abzuwehren. Aber das alles
läuft unabhängig von Vitamin C oder hoch dosierten Vitaminkonzentrationen ab.
Hier wäre außerdem Vitamin C als Antioxidans gefragt.
Der Beitrag vom Krebszentrum dokumentiert gleichfalls wie
engmaschig der Organismus die oxidativen Vorgänge kontrolliert. In diesem Fall
bindet er das Oxidans an ein dafür speziell geeignetes Protein, das dann
wiederum engmaschig kontrolliert die oxidative Wirkung vermittelt.
Wie bereits in meinem vorherigen Kommentar bemerkt, der
Organismus benutzt oxidative Wirkungen für physiologische Prozesse, die er aber
engmaschig kontrolliert, da ohne Kontrollen Oxidantien erheblichen Schaden
anrichten würden, denn es gibt keine „selektiven Oxidantien“.
Die Veröffentlichung von Dr. Douwes ist insofern
interessant, als er Vitamin C als Antioxidans für eine erfolgreiche Behandlung
von Krebserkrankungen ansieht. Seine Erläuterungen zu dem zytotoxischen Effekt
von Vitamin C verstehe ich jedoch vollkommen anders, als du das in deinem Beitrag
dargestellt hast.
Vitamin C in hoher Dosierung bildet nicht im Körper
Wasserstoffperoxid, sondern lokal in den Tumorzellen beziehungsweise im
Tumorgewebe. Ich halte diesen Unterschied Körper-Tumorzellen für signifikant,
es sei unser gesamter Körper besteht nur aus Tumorzellen. Aber das wäre sehr
wahrscheinlich mit dem Leben kaum vereinbar. Der Autor gibt allerdings keine
Erklärungen, wie Vitamin C Wasserstoffperoxid produziert. Er stellt lediglich
fest, dass Vitamin C aufgrund der porösen Zellwände bei Tumorzellen leichter in
die Tumorzellen eindringen kann und dass diese Zellen weniger Enzyme
beinhalten, die antioxidativ wirksam sind und H2O2 neutralisieren können, was
letztlich zu ihrem Untergang beiträgt.
Die Studie, auf die sich der Autor hier stützt (Chen Q et
al.), ist eine Laborstudie, die gezeigt hat, dass Wasserstoffperoxid in
erhöhten Konzentrationen nur im Tumorgewebe/Tumorzellen, nicht aber im Blut
vorkommt, obwohl auch hier hohe Konzentrationen an Vitamin C vorlagen. Das
zeigt, dass Vitamin C kein Wasserstoffperoxid im Körper, sondern nur lokal
begrenzt in den Tumorzellen erzeugt oder erzeugen lässt. Eine andere Erklärung
wäre, dass im Blut genügend Antioxidantien vorhanden sind, die das gebildete
Wasserstoffperoxid sofort eliminieren, während im Tumorgewebe ein Mangel an
Antioxidantien herrscht, der für die Zelle zu hohe Konzentrationen an H2O2
zulässt. Interessant ist hier, dass die Autoren betonen, dass diese Effekte nur
unter so hohen Konzentrationen gesehen wurden, die mit einer oralen Gabe
niemals zu erreichen sind.
Ob hohe Konzentrationen an Vitamin C das Molekül von
einem Antioxidans zu einem Oxidans überführen könnten wird in dem Beitrag nur
angedeutet. Die Autoren wissen selber nicht, ob die H2O2-Produktion von Vitamin
C herrührt. Sie sehen nur den Zusammenhang von erhöhten Konzentrationen an H2O2
und gleichzeitig erhöhten Konzentrationen von Vitamin C. Sie haben dann in der
Folge Mühe zu erklären, warum dieser Zusammenhang nicht auch im Blut gegeben
ist. Die Sache mit den Antioxidantien im Blut und den fehlenden Antioxidantien
im Tumorgewebe wäre eine Erklärung, obwohl im Blut auch ohne Antioxidantien nur
eine leichte Erhöhung von H2O2 gemessen werden konnte.
Demgegenüber steht die Aussage, dass Antioxidantien (nicht
nur Vitamin C) bei der Behandlung von Krebserkrankungen in entsprechend hohen
Dosierungen gute klinische Erfolge zeigen und sogar die Nebenwirkungen von
Chemotherapeutika abfedern und das Ansprechen von Zytostatika verbessern. Es
ist unwahrscheinlich, dass alle diese Antioxidantien ihre Wirkung über
plötzlich oxidative Eigenschaften entfalten.
Von daher sehe ich keine Hinweise für eine „verstärkte
körpereigene Bildung des Oxidans Wasserstoffperoxid“. Vielmehr spricht einiges
dafür, dass hohe Konzentrationen an Vitamin C die H2O2-Produktion der
Mitochondrien der Tumorzellen in die Höhe treibt. Anders lässt sich nach meinem
Dafürhalten die oxidative Wirksamkeit von hochdosierten Vitamin C nicht
erklären (siehe Blut).