Rückwärtsbesinnung und die Suche nach dem Zeitenwechsel
Der nachstehende Beitrag ist sehr persönlich und wirkt protzig! Trotz allem sind wir auf der Suche, ab wann, wieso und warum wir in einen Zeitenwechsel hineinmanövriert werden, der mit unserem Leben zuvor nichts zu tun hat. Ein Jahr hat dabei mein besonderes Augenmerk; es kommt mir vor wie das Eintauchen in ein anderes Leben!
Jahrtausendwechsel
Das Jahr 1999 war geprägt von vielen familieren Ereignissen. Begonnen hat es in unserem Haus in Offenbach mit einer Sylvesterparty mit vielen Bekannten und Teilen der Familie und auch deren Freunde. Es war ausgelassen und wir starteten das Neue Jahr sehr zünftig, was auch beinhaltete, das der nächste Tag der 1.1.1999 etwas geruhsam angegangen wurde, um diversen Wehwehchen Gelegenheit zu geben, sich zu verdünnisieren.
Vom 15.01.- 23.1. verbrachten wir im Tiroler Skiort Galtür eine Skitourenwoche mit unserem Wanderführer und Skilehrer Manfred Lorenz. Die Schneelage war nicht wirklich imposant, doch wir taten unser Bestes und am Ende der Woche zeigte sich anhand der Blessuren, dass wir viel geleistet hatten. Wenige Wochen später nach unzähligen Schneetagen fand dort das furchtbare Lawinenunglück statt, welches viele Todesopfer kostete und auch die Familie von Manfred Lorenz betraf. Wir konnten es nicht fassen und leideten in Offenbach mit, zumal wir einige Opfer persönlich kannten.
Unsere Skiwoche in Saas Fee vom 5.-14 März haben wir trotz dieser Vorfälle genossen und fühlten uns im autofreien Saas Fee umringt von 4.000ern ausgesprochen wohl.
Nach einem Wochenende am 9.-10. April auf dem Dornröschenschloß Sababurg verbrachten wir Anfang Mai ein Wanderwochenende am Bodensee in Hagnau. Es war ein sehr aktives Jahr mit ungewöhnlich viel Urlaubstagen, denn schon Ende Mai bis 5 Juni gab es zwei Urlaubswochen in der Nähe von Lagos in Portugal. Es waren herrliche Wochen mit der erweiterten Familie Sohn, Schwiegertochter und ihrer Mutter.
Der 12. Juli brachte dann die Hochzeit unseres Sohnes Christian mit seiner Ehefrau Michaela. Gleichzeitig gab es in Berlin die „Loveparade“! Die Stadt war ein Tollhaus! Nach der Vermählung im Charlottenburger Rathaus fanden die Feierlichkeiten am Wannsee statt.
Schon Ende Juli gab es eine Wanderwoche mit Freunden in Narturns in Südtirol. Unsere Freunde genossen mit uns gemeinsam ihren ersten 3.000der zur Vorderen Rotspitze. Auch hier hatten wir ideales Sommer- und Wanderwetter. Im September gab es noch Rhönwandertage mit den gleichen Freunden.
Die Weihnachtstage wurden mit erweiterter Familie in Offenbach und in Gudensberg (Nordhessen) verbracht. Danach brachen wir dann auf, um im Unterengadin die Jahrtausendwende zu begehen. Dieser Jahreswechsel sollte anders vonstatten gehen als das Jahr zuvor. Nach der Autofahrt in die Nähe von Scuol parkten wir unser Fahrzeug in der Nähe eines Bauernhofes. Mit einem Pferdeschlitten ging es dann inklusive unserer Tourenskiausrüstung samt Gepäck in zwei Stunden auf den Berg ins Gasthaus Mayor in Val Scharl. Abgeschnitten von jeglicher Art von Tourismus waren die Gäste in diesem Hotel die einzigen weit und breit. Kein Auto, kein Bus, es war die Ruhe pur im Schnee bei herrlichem Winterwetter. Jean Jacques, der Besitzer dieses Gasthauses, war gleichzeitig auch der Koch. Essgenüsse nach Schweizer Art machten ihn zu unserem Held. Tagsüber waren wir mit den Skiern oder Schneeschuhen unterwegs, häufig in Richtung Ofenpass. Hier ging es nicht um Leistung, sondern schlicht um den gemütlichen Ausflug im Schnee, ohne auch nur irgendeine Skipiste zu kreuzen. Wir waren wie eine Familie, die hier zusammentraf, um die Jahrtausendwende zu begehen. Im verlassenen Ort gab es auch eine kleine Kapelle, die wir so am Sylvesterabend gegen 23.30 betraten, um eine kleine Andacht abzuhalten. Die Kapelle hatte auch eine kleine Glocke und pünktlich um Mitternacht zogen wir Gäste an dem Zugseil der Glocke und läuteten das neue Jahrtausend ein. Die anschließende Party, die es ganz klar auch vor dem Kirchgang gab, wurde nun frohgelaunt weiter begangen bis die Augen nachgaben und das Bett aufgesucht wurde.
Es gab in diesen Tagen noch ein aufregendes Ereignis. Abends als wir es uns im Gasthaus gemütlich machten, ertönte ein dumpfes Grollen was uns in Aufregung versetzte. Wir glaubten an einen Lawinenabgang in der Nähe, doch am nächsten Tag erfuhren wir, dass es sich um ein Erdbeben der Stärke 6,5 handelte. Das Haus erbebte zwar, doch die gute Schweizer Bauweise überdauerte das Haus unbeschadet. Am nächsten morgen gab es noch ein Nachbeben, welches jedoch weit weniger aktiv war.
Diese Tage im Gasthaus Mayor sind immer noch präsent. Wir waren später nochmals über Sylvester dort, doch der Vergleich mit der Jahrtausendwendfeier ist einfach nicht statthaft, da dies ein Unikat der besonderen Art war.
Aus der heutigen Sicht läßt sich erkennen, das der Jahrtausendwechsel mit einer Änderung der Lebensweise, der individuellen Freiheit und einer Veränderung der politischen Kultur einherging, das 20. JH ist passee, das neue JH wird bestimmt von totaliterem Denken mit dem Vermerk zurück vor die Aufklärung!