Petroleum stand bis in die 60er Jahre im Deutschen Arzneimittelbuch, auch wurde es auf dem deutschen Markt in Gelatinekapseln verkauft, hieß damals "Silvica-Szilvay".
Das ist jetzt wenig überzeugend. Da stand im Laufe der Zeit sicher so manches drin, bei dem man froh sein kann, dass es das nicht mehr tut. Sicher auch irgendwann mal Quecksilber.
Aber ich habe einige ältere Bücher zur Naturheilkunde/Heilkunde hier rumstehen.
Habe die nicht nach Thema, sondern nach Größe geordnet, was besser aussieht, aber die Suche nicht einfacher machte.
Manche sind nur auf Heilpflanzen, etc. konzentriert und fallen aus.
Eines ist eine Neuauflage der Erstausgabe von 1908. Also doch inhaltlich ziemlich alt.
Eines ein ganz wunderbares Heilkunde-Buch aus dem Familiennachlass, dass ein Facharzt für innere Medizin 1957 hat auflegen lassen und u.a. auch Homöopathika enthält.
Dazu gibt es noch das Buch Bittere Naturmedizin, das u.a. von Langbein und Glaeske (arznei-telegramm) geschrieben wurde.
Zu Petroleum habe ich in keinem der Bücher etwas gefunden.
Zur Behandlung mit Terpentin habe ich tatsächlich in allen 3 Büchern etwas gefunden.
In dem Buch mit Inhalten von 1908 wird venezianisches Terpentin aufgeführt und beschrieben, dass das der Harzsaft ist, den man durch Anritzen eines Lärchenbaums erhält. Das Buch beschreibt also sowas: https://proxy.metager.de/www.s…24a593eba77d8bc362250d0cf
Das Harz kann man mit weißer Vaseline zu gleichen Teilen geschmolzen zu einer Harzsalbe verrühren, die sich bei infizierten Wunden bestens bewährt hat. Bei Halsentzündungen, Bronchialkatarrhen und Keuchhusten wird das Einatmen von Dämpfen empfohlen, wobei man dem kochenden Wasser 2 Tl. Terpentinöl zufügt.
Fichte generell bei allen Erkrankungen der Atemwege. Wegen der durchblutungsfördernden und mild reizenden Eigenschaften nimmt man Fichtenharz und Fichtensprossen auch als Badezusatz bei Rheumatismus und allen rheumatischen Erkrankungen. Auch bei Erschöpfungszuständen wegen der entspannenden und beruhigenden Wirkung empfohlen.
Das Rezept für Terpentin aus Fichte sieht wie oben aus. Baum anritzen und Harz einsammeln.
Ein Rezept für eine Einreibung: Man nimmt 4 zerkleinerte grüne Tannenzapfen und übergießt die mit Alkohol, fügt 2 Eßl. von dem harzigen Saft/rohen Terpentin dazu und lässt es 10 Tage ziehen. Dann fügt man 3/4 Liter Öl hinzu und bewahrt es in einer Flasche mit durchlöchertem Verschluss auf.
Das sind aber Anwendungen mit frischem Baumharz, soweit ich das lese.
Das Buch von 1957 ist auch recht interessant. Bei stärkerer Schleimbildung 1 TL auf heißes Wasser zum Inhalieren. Damals gab es offensichtlich Terpentinpfeifen/Inhalationsflaschen, die über 2 Flaschen und 1 Konstruktion hergestellt wurden, die der komfortablen Inhalation dienten. In dem Buch wird aber unter anderem auch Teerwasser zur Inhalation empfohlen. An anderer Stelle steht noch Terpentinöl 3-5 Tropfen täglich mehrmals.
Von der inneren Anwendung ist man aber wieder abgekommen.
Dazu wurde ein medizinisches gereinigtes Terpentin eingesetzt, dass heute anscheinend nicht mehr in den Apotheken angeboten wird. Ausnahme: Oleum Terebinthinae Rectificat. 1L - Shop der Apotheke am Theater (internet-apotheke-freiburg.de)ˍ
Es ist auch weiterhin als Oleum Terebinthinae bzw. Oleum Terebinthinae aeheroleum rectificante in der gelben Liste zu finden und wird weiterhin in pharmazeutischen Produkten verarbeitet.
Als Begründung warum es nicht mehr angeboten wird, habe ich gelesen:
Medizin: Die traditionelle innerliche Heilanwendung von Terpentinölen ist heute obsolet. Zu häufig treten hierbei unerwünschte Wirkungen auf. Terpentinöl wird heute ausschließlich für die äußerliche Anwendung in Form von Hautsalben, Gelen, Lotionen, Terpentinpflastern, Badezusätzen und "Pechseifen" verwendet. Diese Präparate dienen der Schmerzlinderung und regen die lokale Wundheilung an. Sie können bei rheumatischen sowie neuralgischen Beschwerden zur Stimulation der Abwehrkräfte sinnvoll sein. Lärchenöle befinden sich auch in Massage- und Duftlampenölen.
Ist auch nach der Beschreibung Terebinthinae aetheroleum rectificatum (gereinigtes Terpentinöl) (heilpflanzen-welt.de)ˍ kein Wunder, da es immer mehr Allergiker gibt.
Das in allen 3 Büchern etwas zu Terpentin steht liegt vor allem daran, dass verschiedene Produkte im Handel als Erkältungscreme, Erkältungsbad, Inhalat oder Balsam angeboten werden, die wir teils sicherlich zumindest dem Namen alle aus der TV-Werbung kennen, die tatsächlich unter anderem gereinigtes Terpentinöl enthalten.
Ich bezweifle aufgrund der vorherigen Beschreibung, dass mit Terpentin in meinem Heilkundebuch das Terpentin gemeint ist, das man kaufen kann. Ich bezweifele aus dem vor beschriebenen auch, dass es einen Unterschied zwischen den verschiedenen Terpentinsorten für den Künstlerbedarf (Venezianisches Terpentin, Balsamterpentin und gereinigtes Terpentinöl) und den ansonsten angebotenen Terpentinen gibt oder geben muss, da diese Bezeichnungen kein medizinisches Produkt beschreiben.
Irgendwo habe ich gelesen, dass man in Apotheken auch gereinigtes Baumharz kaufen kann.
Da würde ich eher einen Baum melken oder mir ein Kiefernharz aus der Apo holen und mir daraus schöne Mittel machen.