Geht auf einen FRiedhof- nach 20 Jahren verfallen die Gräber- und damit die Existenz der Verstorbenen. Die Seele starb mit ihnen.
Wer die Seelen auf dem Friedhof sucht, wird sie dort nicht natürlich finden. Die meisten Nahtoderlebnisse sagen aus, dass sich der Verstorbene nur noch wenig für den verlassenen Körper interessiert. Was du über die Kirche sagst, so betrifft es die katholische Kirche von vorgestern. Ich als evangelische Christin sehe mich gehalten von einer Gemeinschaft, in der Hoffnung, Liebe, Geborgenheit gepredigt werden. Das war nicht immer so. Luther war in seiner Weise auch Fanatiker.
Was aus meinem Körper wird, wenn ich nicht mehr da bin, interessiert mich nicht. Das ist Sache meiner Kinder, ob sie eine Gedenkstätte brauchen und bereit sind, ein Grab zu pflegen. Tochter in Amerika, Sohn auch nicht am Ort. Ich bin aber sicher, dass meine Seele weiterlebt und sich weiter entwickelt. Auch das sollte bedacht sein, wenn die Frage auftaucht, ob ich selbst dem mühsam gewordenen Leben ein Ende setze.
Als mein Vater an Krebs starb, war ich an seinem letzten Wochenende bei ihm zu Hause, um ihn zu pflegen.
Er lag meist reglos im Bett. Einmal begann er plötzlich glücklich zu strahlen, schaute nach oben und sagte: „Er macht die Tore auf!“ Auch fragte er, wer die weiße Gestalt neben mir wäre. Er schien auch keine Schmerzen mehr zu haben. Es gelang mir nicht, ihm die verordneten Schmerzmittel einzuflößen. Er bereitete eine Atmosphäre von Frieden um sich. Am Abend kamen meine Geschwister, und mein Bruder, der Pfarrer war, hielt ein Krankenabendmahl ab. Wir sangen Choräle, die er kannte, da er lange Zeit, obwohl Ingenieur, Kirchenchöre leitete. Auf einmal gab er beim angekündigten Lied den Ton an. Als wir sangen, sah ich, dass er mit einem Finger den Takt schlug. Sonst wirkte er teilnahmslos, wie in einer anderen Welt. Am nächsten Tag starb er, als mein Bruder, der Pfarrer, die Pflege übernommen hatte und sich kurz zurück gezogen hatte. Er sah so friedlich aus!
Dieses Erlebnis und die letzten Tage meiner Mutter, die auch diesen Frieden ausstrahlte, nahmen mir die Angst vor dem Tod. Ich werde meinem Leben kein Ende setzen, mich aber auch nicht verzweifelt ans Leben klammern, denn ich weiß, dass es weiter geht.