Hallo Dirk
hier mal ein paar
Fragen/Anmerkungen zu einigen Aussagen.
„Mittlerweile
gibt es Studien, die das Schadstoffprofil von Fischöl- und
Krillölkapseln untersucht haben und diese Aussage belegen.
Beispielsweise
bei HCB, dem Hexachlorbenzol: Der beste Wert bei Fischöl lag bei 27,
der von Krillöl bei 9.900!“
Diese nicht näher
differenzierte Aussage erweckt den Eindruck, dass Krill im Vergleich
zu Fisch um ein Vielfaches höher belastet ist, und damit die
Aussage, dass die Belastung von Krillöl geringer ist, bestenfalls
als Werbung der Krill Öl-Industrie bewertet werden kann.
2014 ist eine
australische Studie erschienen, die Krillöl Produkte mit
Fischölprodukten verglich, besonders in Bezug auf POP = Persistent
Organic Pollutants, also dauerhafte organische Verunreinigungen.
Die Studie bestätigt
deine Aussage, dass Krill alles andere ist als schadstofffrei. Sie
bestätigt aber nicht den Verdacht, dass Fischöl weniger belastet
ist als Krillöl. Die Untersuchungen zeigten das genaue Gegenteil.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4179167/
Interessant bei
dieser Studie ist auch, dass sie deine Aussage bestätigt, dass HCB
für die beiden Krill Öl Produkte am höchsten ausfällt (TEQ = 5
resp. 4). Für die anderen untersuchten Schadstoffe jedoch gibt es
zweimal die „1“ oder keine Angaben, was auf fehlende oder nicht
nachweisbare Konzentrationen hindeutet.
Für die Fischöle
gibt es ein gemischtes Szenario von „so gut wie Krillöl“ bis
signifikant höher belastet.
„Besonders
negativ ist dabei der Umstand, dass der Großteil des Krills gar
nicht verarbeitet werden kann, mindestens 80 % landen im Müll!!“
Ich bin kein
Krillverarbeitungsexperte. Ich gehe aber davon aus, dass Krill aus
kommerziellen Gründen wegen der Omega-3-Fettsäuren (und weniger
wegen Astaxanthin) gefischt wird. Und da Krill nicht zu 100 % aus
Omega-3-Fettsäuren besteht, wandert da aus ökonomischen Gründen
einiges auf den Müll, was anderweitig noch gut verwendbar wäre.
Dieses Phänomen ist nicht eine Frage „Krill oder Fisch“, sondern
der industrielle und damit oft fragwürdige Umgang mit diesen
Ressourcen.
„Eine Portion
Lachs dagegen enthält gut und gerne 1.600 mal mehr“ (Gemeint
ist Astaxanthin)
Das kann ich absolut
nicht nachvollziehen. Laut Wikipedia beträgt die Konzentration bei
Lachs rund 5 ppm, die bei Krill rund 120 ppm.
Die Sache mit dem
Lachs hat einen weiteren Haken. Selbst wenn diese „1600 mal mehr“
stimmen, wer isst jeden Tag ausreichend viel Lachs, um an sein
Astaxanthin zu kommen? Und wenn die Angaben bei Wikipedia stimmen,
dann muss derjenige sehr sehr viel Lachs in sich reinstopfen. Die
Kosten für Lachs haben wir hier noch nicht diskutiert.
Und wie bereits
schon gesagt, wer Krillöl zu sich nimmt, der macht dies wegen der
Omega-3-Fettsäuren und weniger wegen des Astaxanthins, das hier die
Rolle des Antioxidans hat, um die Oxidierung der Fettsäuren zu
verhindern.
Schau mal in diesem
Beitrag von René:
https://vitalstoffmedizin.com/…el-wie-wirkt-astaxanthin/
Hier geht es genau
um die Diskussion „Fisch oder Krill“.
„Aber warum
sind die Unterschiede an Astaxanthin bei Krillöl so groß? Ganz
einfach – hängt damit zusammen, dass große Mengen an Astaxanthin
überhaupt nicht aus dem Krill kommen! Sondern aus einem Zusatz, der
aus Algen hergestellt und den Krillölkapseln lediglich zugesetzt
wurde.“
Gleiches gilt auch
für Tocopherol bei Fischölkapseln, welches selbigen ebenfalls
„lediglich zugesetzt wurde“. Also die Tatsache, dass hier was
zugesetzt wird, ist kein besonders gutes Kriterium für eine
Beurteilung.
Für mich würde
sich hier die Frage auftun: was ist besser - zugesetztes Tocopherol
oder zugesetztes Astaxanthin? Nach deinen Ausführungen zuvor dürfte
die Frage nicht schwer zu beantworten sein.
„Über 95 % der
Fettsäuren liegen in der Natur als Triglyceride vor. Der Mensch ist
seit zig Tausenden von Jahren darauf programmiert, sich von Fisch zu
ernähren. Also seit einer enorm langen Zeit darauf konzipiert,
Triglyceride durch Fisch aufzunehmen. Und nicht Phospholipide aus
Krill. Wie ich am Anfang geschrieben habe, geht es um Nahrung für
unser Gehirn, um DHA oder auch EPA.“
Ob
95 % der Fettsäuren Triglyceride sind, das kann ich nicht
beurteilen. Ob dies von ausschlaggebender Bedeutung ist, das wage ich
allerdings zu bezweifeln. Erstens sind Phospholipide keine
synthetischen Substanzen, sondern notwendige Bestandteile des
Organismus, ohne den „der ganze Laden“ nicht funktionieren würde.
Bei der Verwendung von Phospholipiden bei Omega-3-Fettsäuren geht es
um die Bioverfügbarkeit der Fettsäuren in den Kapseln. Es wird den
Phospholipiden nachgesagt, dass sie die Bioverfügbarkeit der
Omega-3-Fettsäuren erhöhen, wozu es aber widersprüchliche Aussagen
gibt.
Es
wird auch fälschlicherweise angenommen, dass Krillöl ausschließlich
Omega-3-Fettsäuren gebunden an Phospholipide enthält. Krillöl
enthält ebenfalls signifikante Mengen an freien Omega-3-Fettsäuren,
was ebenfalls ein Unterschied zu Fischöl ist.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26357480/
Die
Bedeutung von Phospholipide im Zusammenhang mit Omega-3-Fettsäuren
kommt spätestens dann zur Geltung, wenn es darum geht, die
Omega-3-Fettsäure ins Gehirn zu transportieren. Hier dient ein
spezifisches Phospholipid (Lysophosphatidylcholin) als „Verpackung“,
was über ein Membran-Transportprotein über die Blut-Hirn-Schranke
ins Gehirn geschleust wird.
Ob
hier der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren gebunden an Phospholipide
einen entscheidenden Unterschied macht, dazu gibt es wohl keine
Untersuchungen. Aber es zeigt mir, dass dein Argument „Triglyceride
und Natur“ für mich nicht ganz überzeugend ist. Es gibt auch noch
keine Berichte, denen zufolge die „unnatürliche“ Zufuhr von
Omega-3-Fettsäuren in Verbindung mit Phospholipiden zu verheerenden
Nebenwirkungen geführt hat.
„Unser
Gehirn braucht keine Phospholipide, sondern DHA. Und das liefert
Fischöl höher konzentriert als Krillöl.“
Wie
bereits diskutiert benötigt unser Gehirn beides. Ohne Phospholipide
gibt es keinen Transport von DHA ins Gehirn. Des Weiteren sind
Phospholipide, unabhängig von Omega-X-Säuren, ein integraler
Bestandteil von Membran-Lipiden, ohne die es keine funktionierende
Zellmembran geben würde. Und dies gilt ebenso für Gehirnzellen, die
Phospholipide für den Aufbau ihrer Zellmembranen benötigen.
„Und bis heute
weiß noch niemand genau, was eine Krillaufnahme für den
menschlichen Organismus bedeutet. Studien dazu gibt es bis heute so
gut wie keine.“
Hier
gehen unsere Meinungen aber ganz deutlich auseinander. Eine Suche - Stichwort "krill oil" - in
PubMed hat 159 Ergebnisse geliefert, was signifikant mehr ist als „so
gut wie keine“. Die erste Studie datiert auf 1994; die neueste auf
November 2017.
Auch
die spezielle Frage, was die Krillaufnahme für den menschlichen Organismus
bedeutet, ist nicht ganz unbeantwortet.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26357480/
Diese
Metaanalyse (nicht meine Lieblingsform von Studien, aber immer noch
besser als „so gut wie keine“) will gesehen haben, dass Fischöl
die Cholesterin-Synthese ankurbelt, während Krillöl die Synthese
bremst. Zudem scheint Krillöl mehr metabolische Reaktionen zu
beeinflussen als dies Fischöl kann.
Bei
der Studie ging es um Bioverfügbarkeit, wo die Autoren zu dem
Schluss kamen, dass die Bioverfügbarkeit von EPA und DHA in Krill
höher ist als die von Fischöl.
Sollte diese Studie unvoreingenommen und sauber durchgeführt worden sein, dann hat sie einigen Aussagewert.
Die
Studie stammt aus dem Jahr 2015...