Das Leiden geht weiter...
Jetzt, etwa vier Wochen nach dem schweren Eingriff hat sich nur sehr wenig an der Situation gebessert. Die Schmerzen wurden unerträglich, die Schmerzbehandlung war schlampig, bis endlich ein Schmerzarzt die Behandlung übernommen hat. Er ordnete neue Medikamente und neue Gabe-Intervalle an, als Ziel immer die komplette Schmerzunterdrückung, um das Schmerzgedächtnis zumindest ansatzweise wieder löschen zu können. Bis dahin aber wird es noch ein weiter Weg sein.
Gleich in der ersten Nacht nach dem Eingriff wurde bereits ein Schmerzmittel zum Vermeiden von Phantomschmerzen verabreicht, leider hat dieses Mittel (Trifedil?) die Nebenwirkung, daß Halluzinationen kommen. Und gleich in der ersten Nacht dachte meine Schwester, sie könne einfach aufstehen und heimkehren - und ist prompt mit voller Wucht auf die ganz frische Op-Narbe gefallen. Das gab einen Bluterguß (Gerinnungshemmer), der sich bis heute nicht aufgelöst hat und mit die unsäglichen Schmerzen verursacht hat. Diese Woche also endlich der nächste Eingriff, um die Wunde innen von den Blutergußgerinnseln sauber zu machen. Hoffentlich hilft es, hoffentlich wird es gut gemacht!
Was ich der Klinik und den verantwortlichen Ärzten vorhalte, ist die mangelnde Voraussicht, einer frisch Amputierten mit halluzinoger Medinzin intus keine Gitter ans Bett gemacht haben, sie selber geben das - wenn auch nicht unumwunden - zu. Welch sträflicher Leichtsinn, und meine Schwester muß es mit ihrem Leid büßen.
Allmählich wird der Oberschenkelstumpf mit elastischen Binden in eine konische Form gebracht, die der zukünftigen Prothese angemessen ist, aber dieser Druck durch die Bandage ist nicht ohne Pein. Das Pflegepersonal wickelt herzhaft und gut fest, leider zu fest, meistens muß der Verband wieder gelockert werden, damit es einigermaßen erträglich ist.
Das Bomedusband ist im Gebrauch, nur jetzt noch am gesunden Bein, weil am Stumpf kein Platz ist, um das Band direkt auf die Haut zu legen und das ist Voraussetzung für die Wirksamkeit. Im Betrieb vermittelt das Band ein angenehmes Empfinden, als würde ganz junge, zarte Brennesseln über die Haut gestreift. Wärme, Prickeln - einfach angenehm. Hoffentlich kann diese Hilfe bald am vorgesehenen Platz eingesetzt werden.
Ich habe es jetzt so regeln können, daß eine Frau einmal pro Woche für 4 Stunden zu Mutter kommt und deren Betreuung übernimmt, in dieser Zeit besuche ich meine Schwester, bringe frische Wäsche, frisches Bioobst und -gemüse, unterhalte mich mit ihr und wir brauchen Beide diese kurzen Stunden für unseren inneren Halt. Wir bekakeln, wie es weitergehen soll (Wohnungswechsel bei sehr knappen, passenden Angebot), Beantragen des Behindertenausweises, Beantragen einer Pflegestufe, evtl. schon eine Regelung für eine Pflegekraft. Wir wollen es gut vorausschätzen, um es dann im Akutfall gut regeln zu können. Alles aber garnicht so einfach, vor allem die Wohnungssuche.
Bei der gesamten Medikation habe ich keinen Ein- und Durchblick mehr, irgendwann lasse ich mir eine Liste geben, was und in welcher Dosierung jetzt gegeben wird. Auf jeden Fall ist es viel, verd... viel. Und mit diesem Hintergrund habe ich diese Woche den ersten Termin bei Dr. Lebmeierˍ in ZW und erhoffe mir hilfreiche Tips, wie man jetzt schon eine Entgiftung einleiten kann.
Ich erwähnte schon, daß dieser Arzt keine Besuche in KHs macht, denn für die Anamnes wäre es wesentlich hilfreicher, er hätte die Patientin persönlich vor sich. Mal gucken, ob es so als Beginn einer Therapie auch schon etwas gibt, das man machen kann.
Eva