Gallenblasenentzündung – Cholezystitis: Ursachen, Symptome und Therapie
Die Gallenblasenentzündung (medizinisch Cholezystitis) ist eine sehr häufige Erkrankung des mittleren und höheren Lebensalters, Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer.
Ursachen
Allerdings ist eine Cholezystitis in jedem Lebensalter möglich. Die Prognose ist insgesamt gut, wenn keine Komplikationen auftreten. In fast allen Fällen (bis zu 95 Prozent) liegen ursächlich Gallensteine zu Grunde.
Diese reizen entweder mechanisch die Gallenblasenwand (abakterielle Entzündung) oder können mittels Ventilmechanismus den Ausführungsgang verstopfen. Die Galle staut sich zurück und vergrößert die Gallenblase (Hydrops).
In diesem “stehenden Gewässer“ kann sich dann eine bakterielle Infektion entwickeln. Meist steigen Darmkeime (vor allem E. coli) durch das Gangsystem auf und setzen sich dann in der Gallenblase fest. Kommt es zu einer Streuung der Infektion in den Körper (chologene Sepsis) wird die Prognose ungünstig.
Andere Ursachen – z.B. chronische Hämolyse (mit Bildung von schwarzen Gallensteinen), toxische Einflüsse, Unfälle, Erkrankungen der Gallengänge (z.B. primär sklerosierende Cholangitis), langandauernde Ernährung unter Umgehung des Verdauungstraktes (parenterale Ernährung), fortgeleitete Infektionen z.B. der Leber oder Tumore in der Gallenblase – sind selten. Betroffen sind in der Regel die Patienten, welche ein erhöhtes Risiko für Gallensteine aufweisen.
Daher gilt bei der Cholezystitis ebenfalls die oft zitierte:
“5 x F -Regel”
- female (weiblich),
- forty (Alter bei oder über 40)
- fat (Übergewicht. Denn dann liegen mehr Fette als Gallensalze in der Flüssigkeit vor und es kann zu einer Steinbildung kommen.),
- fertile (fruchtbar, z.B. häufiges Auftreten in der Schwangerschaft)
- fair (blond, helle Hautfarbe).
Zusätzlich besteht eine eindeutige familiäre Disposition. Meist geht die Erkrankung mit massiven Schmerzen einher, die im rechten Oberbauch lokalisiert sind. Bei der klinischen Untersuchung ist der Schmerz oft so stark, dass bei der Betastung des Gallenblasenbetts unter dem Leberrand reflektorisch die Atmung angehalten wird (Murphy-Zeichen).
Häufig Strahlen die Schmerzen in die Schulter oder zwischen die Schulterblätter aus (dort befindet sich die so genannte Headsche Zone der Gallenblase).
Zusätzlich sind Appetitlosigkeit (vor allem auf fettige oder reizende Speisen, welche den Gallefluss anregen), Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche typische Begleitsymptome. Kommt es zu hohem Fieber ggf. mit Schüttelfrost ist eine bakterielle Infektion, eine begleitende Bauchspeicheldrüsenentzündung (siehe auch Bauchspreicheldrüsenerkrankungen) oder eine Generalisierung der Entzündung (Sepsis) möglich.
Entfärbt sich der Stuhl oder tritt brauner Urin auf, kann es zu einem Gallenaufstau (Cholestase) gekommen sein. Denn gelangt das in der Galle befindliche Bilirubin (“färbendes” Abbauprodukt des Blutes) nicht mehr über den Stuhl nach draußen, wird es über die Nieren im Urin ausgeschieden (siehe auch: Blut im Urin, Blut im Stuhl, Blutwerte).
Diagnose
Die Diagnose wird klinisch gestellt. Im Labor zeigen sich neben der Entzündungskonstellation nicht selten erhöhte Cholestaseparameter (alkalische Phosphatase (AP), γ-Glutamyltransferase (γ-GT) und Bilirubin), welche den Gallenstau anzeigen.
Im Ultraschall zeigen sich die Gallensteine, aber auch über bestimmte Hinweise lässt sich die Diagnose einer Gallenblasenentzündung stellen (z.B. verdickte Gallenblasenwand mit typischer Dreischichtung durch das entzündliche Ödem, erweiterte Gallenwege durch den Aufstau).
Liegt eine chronische Infektion vor, kommt es in einigen Fällen durch die dauerhafte Reizung zu Kalkeinlagerungen (“Porzellan-gallenblase”). Differentialdiagnostisch sollte eine isolierte Gallenwegs-entzündung (Cholangitis), eine Leberentzündung (Hepatitis) oder -abszess, ein Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür (ggf. mit Perforation) und eine Nierenbeckenentzündung oder -abszess ausgeschlossen werden.
Auch eine Infektion von Darmwandausstülpungen (Divertikulitis) oder eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) können ähnliche Symptome aufweisen.
Lebensbedrohliche Differentialdiagnosen (z.B. Herzinfarkt, akute Aortendissektion) sollten ebenfalls bedacht werden.
Therapie
Die Therapie ist abhängig von dem Ausmaß der Erkrankung.
Angestrebt wird eine konservative Behandlung mit Bettruhe, Schmerzmitteln und hochdosierten Antibiotika. Ist die Infektion ausgeheilt, wird eine operative Gallenblasenentfernung im symptomfreien Intervall empfohlen, um ein Wiederauftreten der Entzündung zu vermeiden, denn die Risikofaktoren inklusive der Gallensteine sind ja noch vorhanden.
Diese Operation (Cholezystektomie) kann über einen Bauchschnitt erfolgen, meist jedoch gelingt es, die Gallenblase minimal-invasiv über eine Bauchspiegelung zu entfernen. Nur wenn es bereits zu Komplikationen gekommen ist oder eine konservative Therapie versagt hat, ist eine sofortige operative Versorgung nötig.
In einigen Fällen kann ein isolierter eingeklemmter Stein mittels ERCP (ein endoskopisches Verfahren ähnlich der Magenspiegelung) geborgen werden.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:
Beitragsbild: pixabay.com – geralt
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 12.06.2012 aktualisiert.