Gallensteine, Cholezystitis und Co: Ein Überblick über häufige Gallenblasenprobleme

Die Gallenblase liegt unterhalb der Leber und dient als Reservoir für die Gallenflüssigkeit, welche in der Leber gebildet wird.

Die nun gesammelte und konzentrierte Galle wird bei einer fetthaltigen, süßen oder alkoholhaltigen Nahrungszufuhr ausgeschüttet, in dem sich die Gallenblase durch Hormone getriggert zusammenzieht.

Die Gallenflüssigkeit unterstützt vor allem die Verdauung von Fetten. Sie gelangt durch einen kleinen Gallengang in den Hauptgang, welcher in der Regel durch den Kopf der Bauchspeicheldrüse zieht. Dies erklärt, warum diese bei Gallenblasenkrankheiten nicht selten mit betroffen ist.

Der Hauptgallengang und der Bauchspeicheldrüsengang münden schließlich häufig gemeinsam in den Zwölffingerdarm und gelangen dort mit der Nahrung in Kontakt.

Erkrankungen der Gallenblase sind in unserer Überflussgesellschaft ein Volksleiden, Neuerkrankungsraten von bis zu 25 Prozent werden beschrieben. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass nicht jeder ruhende Stein einen Krankheitswert hat und einer Therapie zugeführt werden muss.

Die häufigste Form der Therapie besteht in der Entfernung der Gallenblase. Diese erfolgt heute meist mittels Bauchspiegelung (endoskopisch, minimal-invasiv) und ist ein komplikationsarmer Routineeingriff.

Der Verlust der Gallenblase führt typischerweise zu keinerlei Funktionseinschränkung, da sie hauptsächlich nur als Reservoir dient. Lediglich bei sehr fetten Speisen kann es zu Verdauungsschwierigkeiten kommen.

Auch kann es sein, dass die Gallenblase gar nicht die Ursache der Beschwerden war und entsprechend die Symptome fortbestehen. Oder aber der Eingriff selber führt durch z.B. Narben zu Beschwerden. Dies wird als Postcholezystektomie-Syndrom zusammengefasst.

Verschiedene Gallenblasenerkrankungen

Gallensteine (Cholezystolithiasis) sind die häufigsten Verursacher für Beschwerden im Bereich der Gallenblase. Auch bilden sie in den meisten Fällen die Grundlage für weitere Krankheiten in dieser Region. Betroffen sind vor allem Frauen.

In der Klinik hat sich die 5xF-Regel etabliert: Frauen (female), übergewichtig (fat), um die 40 Jahre alt (forty), fruchtbar (fertile) und blond bzw. helle Hautfarbe (fair). Eine familiäre Veranlagung ist vorhanden. Doch letztendlich kommt es zur Steinbildung, wenn die Fette (vor allem Cholesterin) im ungünstigen Verhältnis zu den Gallensalzen stehen und diese Salze dann als Kristalle ausfällen.

Nur selten liegen schwarze Bilirubinsteine vor, welche die Folge eines Blutzerfalls (Hämolyse) sind. Doch nur circa zehn bis zwanzig Prozent aller Steinträger werden überhaupt symptomatisch.

Dabei gilt: je kleiner die Steine sind, desto eher werden sie Beschwerden verursachen. Auch reicht oft schon Gallengrieß (“Sludge”) für ein Auslösen der Symptome aus.

Typisch ist ein Ziehen oder Druck im rechten Oberbauch, klassischerweise nach der Nahrungsaufnahme. Klemmt ein Stein im Gallengang ein, kommt es zu einer Gallenkolik. Der starke, wellenförmige Schmerz kommt durch den Versuch der Muskulatur zustande, den Stein durch rhythmisches Zusammenziehen vorwärts zu zwingen.

Zusätzlich kann es bei einem Gallenstau zu entfärbtem oder lehmfarbenem Stuhl und zu dunkelbraunem Urin kommen. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass färbende Abbauprodukte nicht mehr über die Galle, sondern über den Urin ausgeschieden werden.

Die Diagnose wird in der Regel mittels Ultraschall und Labor (erhöhte Cholestaseparameter, welche einen Gallenstau anzeigen) gestellt. Andere Verfahren dienen meist nur dem Ausschluss von Komplikationen.

Eine nicht so seltene und gefürchtete Komplikation ist die Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), welche durch die engen anatomischen Verbindungen zu erklären ist. Klemmt ein Stein im gemeinsamen Ausführungsgang fest, kommt es zu einem Rückstau innerhalb der Bauchspeicheldrüse.

Diese Reizung und der mangelnde Abfluss der verdauenden Bauchspeicheldrüsen-Enzyme führen dann zu einer Entzündung (siehe auch: Bauchspeicheldrüsenerkrankungen). Die aggressiven Enzyme führen schließlich zu einem Selbstverdau des Organs.

Wird diese Entzündung nicht frühzeitig erkannt, kann sie bis zum Tode führen. Reizen Fremdkörper (in 95% der Fälle existiert eine Assoziation mit Gallensteinen) die Gallenblasenwand, kann es zu einer abakteriellen Entzündung kommen. Aber auch eine Infektion durch Darmkeime ist möglich. Diese steigen durch den Gallengang auf und vermehren sich in stehender Gallenflüssigkeit, z.B. wenn der Gang durch einen Stein oder Tumor verlegt ist und die Flüssigkeit nicht mehr abfließen kann.

Diese staut sich in die Gallenblase zurück und weitet diese auf (Hydrops). Die fehlende Spülung und zusätzlich der Dehnungsreiz unterhalten die Infektion. Beide Arten der Entzündung werden als Cholezystitis zusammengefasst. Typisch sind stärkste Schmerzen im rechten Oberbauch, das so genannte Murphy-Zeichen ist positiv (bei Abtastung wird schmerzbedingt die Atmung angehalten). ÜbelkeitErbrechen und hohes Fieber können hinzukommen.

Im Labor zeigt sich zusätzlich eine Entzündungskonstellation (hohe Leukozyten (Blutwerte), hohes CRP), sonst sind die Befunde ähnlich dem Gallensteinleiden, welches auch in der Regel ursächlich ist. Im akuten Stadium wird zuerst eine konservative Therapie mit intravenösen Antibiotika und flankierenden Allgemeinmaßnahmen (wie z.B. Bettruhe und Schmerzmedikation) angestrebt. Im entzündungsfreien Intervall sollte die Gallenblase entfernt werden, um die Ursache zu beseitigen und ein Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern.

Bei schwersten Verläufen kann eine sofortige operative Versorgung notwendig sein. Bei einer chronischen Entzündung kann es zu einer so genannten Porzellangallenblase kommen.

Diese entsteht, wenn reaktiv in der Blasenwand Narben entstehen und Kalk eingelagert wird. In mehr als 20 Prozent der Porzellangallenblasen entsteht ein bösartiger Tumor. Daher wird diese als Krebsvorstufe (Präkanzerose) eingeordnet. Daraus ergibt sich die dringende Indikation zu einer Entfernung der Gallenblase.

Gallenblasenpolypen sind gutartige Neubildungen, in welche nicht selten Cholesterin eingelagert ist. Sonographisch sind sie schlecht von Gallensteinen zu unterscheiden. Wichtiges Kriterium ist, dass Polypen bei Lagerungswechsel nicht der Schwerkraft nach “wandern”.

Häufig sind sie auch kaum von der normalen Gallenblasenwand zu differenzieren und bleiben daher gänzlich unerkannt. Polypen treten häufiger bei Männern auf und sind als eine der wenigen Erkrankungen unabhängig von einem Gallensteinleiden. Große Polypen sollten wegen der Gefahr einer Entartung operativ entfernt werden.

Der Gallenblasenkrebs ist zum Glück sehr selten und in der Regel Folge von einem Gallensteinleiden mit chronischem Entzündungsreiz. Ist es bereits zu einer Porzellan-Gallenblase gekommen, steigt das Risiko deutlich an. Auch große Polypen erhöhen die Krebswahrscheinlichkeit.

Leider kommt es zu keinen oder nur unspezifischen Symptomen, z.B. Schwäche und Gewichtsverlust. Nicht selten hat der Tumor bei Diagnosestellung bereits gestreut, vor allem Metastasen in der Leber sind typisch. Entsprechend ist die Prognose insgesamt sehr ungünstig.

Sind trotz Beschwerden und nach umfangreicher Diagnostik keine organischen Ursachen zu finden, sollte an eine Reizgallenblase (Gang-Dyskinesie oder Cholezystopathie) gedacht werden. Diese funktionelle Störung ist nicht selten, ebenfalls sind Frauen häufiger betroffen. Eine psychosomatische Ursache wird angenommen, allerdings kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Beschwerden durch nicht sichtbare Gallensteine oder Gallengrieß ausgelöst werden.

Die Symptome sind ähnlich dem Gallensteinleiden, allerdings ohne organisches Korrelat. Die Therapie basiert auf Entspannungstechniken, Stressbewältigung und psychotherapeutischer Unterstützung. Schonkost, Gewichtsreduktion und entkrampfende Tees können ergänzend Linderung verschaffen.

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Beitragsbild: pixabay.com – geralt

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 12.06.2012 aktualisiert.