Gallensteine: Ursachen, Symptome und Therapie
Die an der Unterseite der Leber gelegene Gallenblase (Vesica biliaris) dient der Sammlung und Konzentrierung des aus der Leber stammenden Gallensaftes. Sie ist nicht lebensnotwendig, unterstützt jedoch deutlich die Fettverdauung nach einer Nahrungsaufnahme.
Die häufigste Erkrankung dieses Organs ist das Gallensteinleiden (Cholezystolithiasis). Dieses entwickeln sich durch eine Art Verklumpung vieler kleiner Teilchen. Nahezu fünfzehn Prozent aller Erwachsenen in westlichen Industrienationen entwickeln in ihrem Leben Gallensteine, wobei Frauen wesentlich häufiger betroffen sind als Männer (Verhältnis von nahezu 1 : 2).
Der Erkrankungsschwerpunkt liegt zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr, wobei mit zunehmendem Alter auch die Fallrate steigt. In nur einem Viertel aller Fälle kommt es dabei zu mehr oder weniger stark ausgeprägten Symptomen.
Gallensteine sind, neben der eigenständigen Erkrankung, auch vielfach für die Entstehung verschiedenster Störungen im Bereich des Organs verantwortlich. Der normale Gallensaft besteht zu einem überwiegenden Teil aus Wasser. Daneben finden sich Gallensäuren, Cholesterol, Kalziumbilirubinat (Bilirubin = Gallenfarbstoff), Salze, Schleim sowie Stoffwechselabbauprodukte in gelöster Form.
Ursachen
Durch verschiedene Ursachen kann es zu einer Verklumpung und somit zu der Steinbildung kommen. Dabei reichern sich die verschiedenen Substanzen vermehrt an, es liegt ein Überangebot von Cholesterin, Bilirubin oder Kalzium vor. Die als Konkremente bezeichneten Klumpen sind von unterschiedlicher Größe, zum Teil mit dem bloßen Auge nicht sichtbar (= Grieß), zum Teil aber auch mehrere Zentimeter groß (vergleichbar z.B. mit einer Haselnuss). In einigen Fällen bildet sich nur ein Stein.
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Verschiedene Arten der Steine
Daneben können aber auch viele Steine entstehen und die Gallenblase in ihrem Volumen deutlich verändern. Gallensteine werden nach ihrer Zusammensetzung in Cholesterinsteine (auch Cholesterolsteine), Pigmentsteine und Mischsteine unterschieden.
In gut 75 Prozent aller Fälle handelt es sich um reine Cholesterinsteine (mit einem minimalen Kern aus z.B. Bilirubin oder Kalzium). Bei der Mischform ist Cholesterin ebenfalls in hoher Dosis vorhanden (zwischen 50 und 90 Prozent), jedoch lagern sich auch weitere Substanzen (z.B. Proteine) ab.
Pigmentsteine tragen ihren Namen durch das vermehrte Vorkommen des Bilirubins, wobei schwarz gefärbte Pigmentsteine in einer Röntgen-Leeraufnahme Schatten werfen, während braune Steine nicht sichtbar sind. Die Ursachen für ein Gallensteinleiden sind vielfältig und beinhalten endogene und exogene Faktoren.
Cholesterin reichert sich im Körper unter anderem durch einen gestörten Cholesterinstoffwechsel an. Ein vermehrter Bilirubinspiegel deutet auf eine Hämolyse (Blutabbau) hin, bei der Bilirubin anfällt.
Daneben kommen auch Genmutationen oder Enzymdefekte in Frage, die das Leiden begünstigen. Zu den Risikofaktoren zählen das Alter, das Geschlecht, der Lebensraum und Übergewicht. Daneben fördern verschiedene Erkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Morbus Crohn, die Leberzirrhose, verschiedene Darmerkrankungen, die Magenteilresektion sowie die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Östrogene) die Steinbildung.
Die Klinik lässt sich in drei Formen unterteilen. Bei der asymptomatischen Cholezystolithiasis entwickeln sich meist keine Beschwerden, der Befund ist eher zufällig während einer Routineuntersuchung (z.B. durch die Sonographie). Bei bis zu 50 Prozent der Erkrankungsfälle kann es im weit fortgeschrittenen Verlauf (Dauer von mehreren Jahren) zu Beschwerden in Form von Koliken und starken Schmerzen in der Leberregion kommen.
Die symptomatische Cholezystolithiasis ohne Komplikationen macht sich durch plötzlich einsetzende Koliken unterhalb des Rippenbogens im Oberbauch bemerkbar (können weit gefächert ausstrahlen). Diese entstehen meist durch die Wanderung eines größeren Steins zu einem Ausführungsgang (Ductus cysticus, Ductus choledochus), der in seinem Lumen verengt oder aber vollständig verschlossen wird und (vereinfacht dargestellt) durch verschiedene Prozesse einen Stau der Gallenflüssigkeit verursacht (= Druckanstieg).
Die Beschwerden verbleiben für einen Zeitraum zwischen fünfzehn Minuten und ca. vier Stunden, um dann vollständig wieder zu gehen. Meist setzen die Schmerzen kurz nach der Nahrungsaufnahme (besonders bei fettreicher Nahrung) ein. Es zeigen sich ein Völlegefühl, Übelkeit, Aufstoßen und zum Teil abgehende Winde.
Bei der dritten Form kommt es zu Komplikationen. Dieses als akute Galle bezeichnete Leiden verursacht neben den Koliken weitere Beschwerden wie z.B. Fieberschübe, einen Anstieg der Leukozyten (Indiz für eine Entzündung) sowie eine harte Bauchdecke (= Abwehrspannung).
Ohne rasche Therapie drohen die Bildung von Abszessen, die Perforation, der vollständige Verschluss (Ileus, zum Teil mit Gelbfärbung der Haut = Ikterus) sowie in Mitleidenschaft gezogene Nachbarorgane (z.B. Pankreas, Leber). Zudem kann die Gallenblase auch entarten.
Diagnose
Der Diagnostik eines Steinleidens dient vor allem die Sonographie. Diese kann sämtliche Steine ab einem Durchmesser von zwei Millimeter darstellen. Koliken im Oberbauch lassen ebenfalls die Vermutung zu, eine mit Steinen angefüllte Gallenblase vorzufinden.
Bei der ERCP (endoskopisch retrograde Cholangio- und Pankreatikographie) werden die verschiedenen Gallenwege unter Kontrastmittelgabe dargestellt. Im Blutbild finden sich meist Anzeichen einer Entzündung.
Zum Teil erfolgt eine diagnostische Laparoskopie, bei der ein mit Steinen gefülltes Organ auch direkt entfernt werden kann.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Lage und Größe der Steine. Während die steingefüllte Gallenblase entweder endoskopisch (Laparoskopie) oder aber durch eine Minilaparotomie entfernt wird, kommen bei der Wanderung in Gallengänge andere Behandlungswege zum Zuge.
Hier dient die ERCP zur Darstellung, der Gang wird endoskopisch aufgesucht und vom Stein befreit. Die in früheren Jahren vermehrt angewandte medikamentöse Lyse (Auflösung) der Steine führte in vielen Fällen zu keinem befriedigenden Ergebnis, weshalb dieses Verfahren heute kaum mehr angewandt wird. Auch ist die Gefahr eines Rezidivs sehr hoch.
Liegt nur Gallengrieß vor, der keine Beschwerden verursacht, bleibt die medizinische Behandlung mit Ausnahme der regelmäßigen Beobachtung aus. Kurzzeitige Schmerzen oder Krämpfe lassen sich durch geeignete Spasmolytika oder Analgetika lindern.
Ein Leben ohne Gallenblase ist durchaus möglich und führt nur zu geringen Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme. Diese sollte fettreduziert, ausgewogen und nicht blähend sein, die Portionen sollten dabei angemessen gewählt werden. Pflanzliche Präparate, z.B. auf Artischockenbasis, unterstützen die Verdauung, ebenso hilft die tägliche Zufuhr von viel Flüssigkeit (ohne Zucker).
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Beitragsbild: pixabay.com – geralt
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 12.06.2012 aktualisiert.