Hepatitis: Die Leberentzündung – Varianten und Unterschiede
Unter dem Sammelbegriff Hepatitis werden alle Formen von Entzündungen der Leber (Hepar) zusammengefasst.
Die Auslöser dieser Entzündungen sind sehr unterschiedlich und führen zu zum Teil lebensbedrohlichen Zuständen des gesamten Organismus. Die Hepatitis ist in Deutschland meldepflichtig.
Grob unterteilt lassen sich, vom Erreger ausgehend, vier Hauptgruppen einer Hepatitis differenzieren:
- die viral verursachten Hepatitiden,
- bakterielle oder parasitäre Hepatitisformen (z.B. Borrelien, Salmonellen, Tuberkelbakterien, Candida albicans, Amöben, Toxosplasmoseerreger),
- die durch eine Autoimmunerkrankung ausgelöste Entzündung (Autoimmunhepatitis, Sarkoidose),
- sowie die Schädigung der Leber durch verschiedene Noxen wie z.B. Alkohol oder Medikamente.
In seltenen Fällen ist die Erkrankung angeboren und kann daneben auch durch schwere Traumen verursacht werden. Die Virushepatitis ist die weltweit am meisten diagnostizierte Entzündungsform. Die Erkrankung tritt akut auf und kann sich im Verlauf chronisch entwickeln.
Durch die Entzündung werden Leberzellen geschädigt. Unter physiologischen Bedingungen unterstützt sie die regelhafte Verdauung durch Stoffwechselprozesse (Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette) und dient der Entgiftung des Blutes (macht Schadstoffe unwirksam und beteiligt sich am Abbau von Alkohol und Medikamenten).
Durch eine Entzündung verlieren die Zellen (unbehandelt) ihre Funktionalität. Die gestörten Stoffwechselaktivitäten sowie die Minderung der Schadstoffreduzierung im Körper führen zu einem klassischen klinischen Bild mit zum Teil sehr ernsthaften Beschwerden.
Den meisten Formen gemein sind die Gelbfärbung (Ikterus) der Haut und der Skleren (Augenweiß), ein hieraus resultierender Juckreiz, unklare Beschwerden im rechten Oberbauch sowie ein meist aufgetriebener Leib (Ansammlung von Flüssigkeiten im Bauchraum).
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Die Virushepatitis
Die Virushepatitis wird in die Unterformen Hepatitis A bis E unterteilt.
Daneben finden sich weitere Klassifizierungen (z.B. Hepatitis G), die jedoch den klassischen Formen zugeordnet werden können.
Hepatitis A
Die Hepatitis A gilt als typische Reisekrankheit (südliche Länder), zeigt sich daneben auch vermehrt im eigenen Land und ist die häufigste viral verursachte Hepatitisform weltweit. Das Hepatitis-A-Virus findet sich vor allem in verunreinigten Lebensmitteln und im Trinkwasser (Fäkalienbestandteile) und wird durch Schmierinfektionen übertragen.
Das Virus führt nach einer Inkubationszeit von ein bis fünf Wochen zu allgemeinen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Fieber, Durchfall sowie Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Auch die klassischen Beschwerden sind feststellbar.
Die Krankheit verläuft immer akut und führt nur in den seltensten Fällen zu ernsthafteren Störungen. Die Therapie zielt auf eine Linderung der Symptome ab, eine medikamentöse Behandlung greift hierbei nicht. In nahezu einhundert Prozent kommt es zur vollständigen Ausheilung.
Hepatitis B
Hepatitis B wird über Körperflüssigkeiten (z.B. Blut, Sperma, Tränenflüssigkeit) übertragen. Das Virus (Doppelstrang-RNA-Virus, HBV) gelangt vor allem durch ungeschützten Sexualkontakt in den Organismus und zeigt sich vermehrt bei Drogenabhängigen, HIV-Erkrankten sowie im Prostitutionsgewerbe.
Bei infizierten Müttern besteht besonders für das Neugeborene eine große Gefahr, hier kann der Erreger durch die Muttermilch übertragen werden. Die Hepatitis B weist neben dem akuten Verlauf auch eine Chronifizierung auf (bei ca. zehn Prozent).
Die Inkubationszeit kann zwischen einer Woche und sechs Monaten liegen und führt neben den klassischen Symptomen zu den gleichen Beschwerden wie bei einer Hepatitis A. Bei ca. einem Drittel aller Hepatitis-B-Erkrankungen ist der Verlauf stumm, hierbei zeigen sich trotz Infektion keinerlei Beschwerden.
Der Verlauf und die Heilung hängen maßgeblich vom Alter und der Konstitution des Erkrankten ab. Das Virus verbleibt lebenslang im Organismus. Durch symptomlindernde Maßnahmen kommt es in vielen Fällen zu einer völligen Ausheilung ohne bleibenden Schaden.
In einigen Fällen kehrt die Erkrankung später zurück, in einigen Fällen entwickelt sich eine aggressive chronische Form, die Leberzellen irreparabel zerstört (unter anderem in Form einer Leberzirrhose) und auch Entartungen (Krebszellen) fördert. Der fulminante Verlauf ist meist durch ein frühzeitiges Lebensende gekennzeichnet (bei ca. einem Prozent der Erkrankungen).
Hepatitis C
Das Hepatitis-C-Virus (Einzelstrang-RNA-Virus, HCV) wird vornehmlich durch Blutprodukte übertragen, weshalb sich die Erkrankung vor allem bei Menschen mit Bluttransfusionen oder bei bestehender Dialysepflicht zeigt. Die Inkubationszeit kann mehrere Monate betragen und führt im Anschluss meist nach einem akuten Einsetzen der typischen Symptome (mit Ausnahme des Ikterus) zu einer chronischen Ausprägung.
Hierbei kommt es zu Leberveränderungen in Form einer Zirrhose oder auch eines Leberzelltumors. Die Erkrankung wird meist erst spät diagnostiziert, wodurch die Therapiemöglichkeiten eingeschränkt werden.
Im frühen Stadium kann durch Interferon-Gabe eine Chronifizierung verhindert werden. Im späteren Verlauf werden starke Virustatika in Kombination mit Interferon-Analoga verabreicht, die die Ausprägung eindämmen sollen. Die Medikamente besitzen starke Nebenwirkungen, können aber in mehr als der Hälfte aller Erkrankungen eine Ausheilung bewirken.
Hepatitis D
Hepatitis D wird hauptsächlich durch kontaminierte Blutprodukte, unsterile Injektionen oder Körperflüssigkeiten übertragen. Es handelt sich hier nicht um ein intaktes Virus, sondern um hüllenlose Virus-RNA (Delta-Agens).
Zur Aktivität sind die Partikel auf das HB-Virus angewiesen, weswegen sich die Erkrankung nur bei HBV-Patienten ausprägen kann. Die Risikogruppen ähneln denen einer Hepatitis-B– oder Hepatitis C- Erkrankung. Die Inkubationszeit beträgt einen bis sechs Monate.
Der Verlauf bei alleiniger Infektion mit dem HD-Virus ist immer symptomlos, bei Ko-Infektion mit Hepatitis B kommt es zu Beschwerden, ein Übergang ins chronische Stadium ist meist gegeben. Hierbei zeigt sich auch das Bild einer Superinfektion, die in nahezu 80 Prozent der Fälle zu lebensbedrohlichen Symptomen (z.B. Zirrhose, Leberkrebs) führt.
Wie in den meisten Fällen wird die Hepatitis D rein symptomatisch behandelt und führt nur bedingt zur Abheilung. In vielen Fällen bleiben Schäden im Bereich der Leber sowie in angrenzenden Organen zurück.
Hepatitis E
Hepatitis E: Das Hepatitis-E-Virus (HEV) wird, wie das HAV, vor allem bei Auslandsreisen (z.B. nach Indien, Afrika) übertragen, jedoch scheint das Virus mittlerweile auch in Mittel-Europa bodenständig zu werden. Die Infektion erfolgt über mit Fäkalienpartikeln verunreinigte Lebensmittel und Getränke sowie Rohfleisch-Produkte (Mett).
Ein anderer Ansteckungsweg sind kontaminierte Blutkonserven. Oft verläuft die Infektion unbemerkt und subakut, kann aber auch nach zwei bis fünf Wochen zu einer hochakuten Hepatitis mit sämtlichen klassischen Symptomen führen.
Die Beschwerden klingen nach ein bis zwei Monaten meist selbständig ab und können dabei zusätzlich durch geeignete Medikamente und die Lebensweise (fettarme Ernährung, Alkohol-Abstinenz) gelindert werden. In zehn bis 20 Prozent der Fälle ist der Verlauf fulminant, hierbei kann es zum akuten Versagen der Leberfunktion mit letalem Ausgang kommen. Betroffen sind hier geschwächte Patienten, bei denen meistens das Immun-System eingeschränkt ist.
Für die weltweit am häufigsten in Erscheinung tretenden Hepatitiden der Formen A und B stehen Impflösungen zur Prävention zur Verfügung, die das Ausmaß der Erkrankungsrate eindämmen helfen. Nach einer Infektion können diese Präparate das Virus nicht mehr bekämpfen, es bleibt lebenslang im Organismus.
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Beitragsbild: pixabay.com – Hopestar21
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 21.09.2016 aktualisiert.