Hörsturz: Symptome – Therapie – Prognose

Bei einem Hörsturz kommt es zu einer (in der Regel einseitigen) plötzlichen Störung der Schallempfindung. Typischerweise tritt diese von einem Moment auf den nächsten auf, eine direkte Ursache ist per definitionem nicht zu erkennen.

Ursachen

Es wird vermutet, dass eine gestörte Durchblutung der Blutgefäße des Innenohres zu Grunde liegt, z.B. im Rahmen eines kleinen Innohrinfarktes durch ein Blutgerinnsel. Dieses führt dann zu einer Minderversorgung der Sinneszellen (der so genannten Haarzellen), welche dann in ihrer Funktion eingeschränkt sind.

Alternativ werden Virusinfektionen oder Autoimmunprozesse diskutiert, da bis dato noch keine These bewiesen werden konnte.

Entsprechend des vermuteten Auslösers „Durchblutungsstörung“ werden bestimmte Risikofaktoren postuliert, welche jedoch nicht mit abschließender Sicherheit belegt werden konnten.

Darunter fallen Blutdruckschwankungen (Hypotonie aber auch Hypertonie), Diabetes mellitusÜbergewicht, Rauchen und Stress.

Auch Fehlstellung der Halswirbelsäule (und dadurch eine veränderte Durchblutung der Gefäße, welche den Halsbereich passieren), Medikamentenwirkungen, bzw. -nebenwirkungen und gestörte Fließeigenschaften des Blutes (z.B. Hyperviskosität („zu dickes Blut“), Gerinnungsstörungen oder Veränderungen der Gefäßwand z.B. bei Arteriosklerose) scheinen begünstigend für das Auftreten eines Hörsturzes zu sein.

Die Erkrankung tritt in unserer Bevölkerung sehr häufig auf und hat einen Altersgipfel zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Allerdings steigen die Erkrankungsfälle vor dem 40. Lebensjahr kontinuierlich an. Ein Geschlecht ist nicht bevorzugt betroffen. Spontanheilungen sind nicht selten, allerdings ist die Prognose nicht vorhersehbar.

Orientierend gilt jedoch, dass je geringer der Gehörverlust ist, desto besser scheint die Prognose zu sein.

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Die Symptome können in ihrem Schweregrad variieren. So sind von leichten Einschränkungen im Gehör bis zu einem vollständigen Hörverlust alle Abstufungen möglich. Auch kann der Gehörverlust auf einige Frequenzen (entspricht im Prinzip der Tonhöhe) beschränkt bleiben oder allen Frequenzen betreffen. Viele Betroffene beschreiben eine Art Aura vor dem Hörsturz.

Dabei sind ein Druckgefühl auf dem Ohr und sehr häufig Ohrgeräusche (Tinnitus) typisch, welche dann auch bis nach dem Hörverlust weiter persistieren. Während des bereits eingetretenen Hörsturzes können Schwindel, Doppeltonhören (durch die Frequenzänderungen werden auf dem betroffenen Ohr die Töne höher oder tiefer gehört als auf dem gesunden Ohr.

Dies wird dann im Gehirn als zwei verschiedene Töne interpretiert) und subjektive Missempfindungen im Bereich der Ohrmuschel auftreten (welche durch die ungewohnte fehlende Geräuschwahrnehmung durch die Berührung entstehen).

Organische bzw. objektive Sensibilitätsstörungen sind dagegen nicht nachzuweisen. Auch Schmerzen des Ohres (Otalgie) – Ohrenschmerzen treten nicht auf und sollten als Hinweis für eine organische Ursache des Hörverlustes gewertet werden.

Diagnose

Diagnostisch ist vor allem die Anamnese wegweisend. So stellen ein einseitiger Hörverlust innerhalb von wenigen Stunden und ein Fehlen von gravierenden Schmerzen, einem Trauma in der Vorgeschichte oder von neurologischen Begleiterscheinungen entscheidende Hinweise dar.

Auch sollte für die Diagnosestellung mindestens ein Hörverlust von über 30 Dezibel vorliegen, welcher über ein so genanntes Tonaudiogramm festgestellt werden kann. Das Tonaudiogramm sollte auch im Verlauf engmaschig wiederholt werden, um den Verlauf bzw. eine Verbesserung des Befundes zu dokumentieren.

Entscheidend ist, dass es sich beim Hörsturz um eine Ausschluss-diagnose handelt. Das heißt, diese darf erst gestellt werden, wenn organische Ursachen mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden konnten. Daher sind bei entsprechender Unsicherheit bzw. bei dem kleinsten Verdacht auf eine andere Erkrankung weitere diagnostische Maßnahmen notwendig.

Differentialdiagnostisch sollten Entzündungen des Gehörgangs, des Mittel- oder des Innenohres in Erwägung gezogen werden. Diese gehen aber meist mit Schmerzen einher, was die Differenzierung erleichtert.

Bei der Ohrspiegelung (Otoskopie) kann eine Infektion des Gehörgangs und des Mittelohrs durch Rötung, Schwellung und ggf. Ergussbildung (was zu einer Schallleitungsstörung und entsprechend einer Hörminderung führt) mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

siehe auch: Ohrenentzündung

Über den gleichen Mechanismus führt auch der (in der Otoskopie gut sichtbare) massive Ohrenschmalz zu einer Hörminderung. Bei dem gefürchteten und sehr schmerzhaften Zoster oticus (das ist eine Viruserkrankung, ausgelöst durch das Herpes-Zoster-Virus) sind im Gehörgang viele kleine Bläschen sichtbar, welche nach dem Aufplatzen kleine Krusten hinterlassen. Ein Überschreiten auf das Innenohr ist möglich, es besteht die Gefahr der Ertaubung.

Die Otoskopie ist im Rahmen eines Hörsturzes in der Regel unauffällig. Sinnvoll ist auch eine Blutdruckmessung, da ein stark erhöhter oder erniedrigter Blutdruck ganz ähnlich imponieren kann.

Bei entsprechendem Verdacht sollte auch ein EKG geschrieben und eine Echokardiographie durchgeführt werden, um eine Herzerkrankung als Ursache auszuschließen. Ist das Blut sehr dickflüssig und viskös (z.B. bei einem Flüssigkeitsmangel) oder liegt eine Blutarmut vor (Anämie), kann es ebenfalls zu einer Hörminderung und zu Hörstörungen (z.B. Ohrensausen) kommen.

Diese Blutveränderungen lassen sich ganz einfach durch eine Blutentnahme im normalen Blutbild (kleines Blutbild oder großes Blutbild) feststellen. Ebenfalls sollte im Blut auf Hinweise für eine Thrombose -neigung (um z.B. einen zu Grunde liegende Innenohrarterien-Verschluss zu eruieren), für eine Fett- Stoffwechselstörung (unter anderem als Risikofaktor für Arterienverkalkung) oder für eine Entzündung geachtet werden.

Auch der so genannte Morbus Menière geht mit Hörverlusten einher. Typischerweise verläuft die Erkrankung in Schüben und besteht aus der Trias: Hörverlust bestimmter Frequenzen, Tinnitus und massivem Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Letzteres erlaubt in der Regel die Abgrenzung zum Hörsturz.

In einigen Fällen gehen jedoch der ersten klassischen Attacke wiederkehrende Hörverschlechterungen voraus. In diesen Fällen ist eine Differenzierung zum Hörsturz schwierig. Ursächliche Traumata (z.B. Knall-, Baro- oder Schädelhirntrauma) lassen sich meist durch die Anamnese ausschließen. Auch wären in der Regel weitere Verletzungen (z.B. Trommelfellzerreißung und neurologische Ausfälle bei einem Schädelhirntrauma) zu erwarten.

Erkrankungen im Bereich des zentralen Nervensystems oder des Hör- und Gleichgewichtsnervs (N. vestibulocochlearis) lassen sich durch die so genannten otoakustischen Emissionen abgrenzen. Die OAE sind eine objektive Messmethode für die Hörfähigkeit und entsprechend unabhängig von der Mitarbeit des Patienten.

Bekannt ist dieses diagnostische Mittel von dem Hörscreening für Säuglinge. Auch andere Verfahren werden bei dieser Fragestellung eingesetzt, z.B. die BERA. Dabei wird im Prinzip die Nervenleitgeschwindigkeit der Bahnen im und hinter dem Innenohr ausgemessen.

Eine typische Erkrankung des Hör- und Gleichgewichtsnervs ist das Akustikusneurinom. Dabei handelt es sich um einen gutartigen Tumor, welcher von der Nervenummantelung (genauer von den Schwann-Zellen, daher auch die gängige Bezeichnung „Schwannom“) des N. vestibulocochlearis ausgeht. Besteht entsprechender Verdacht, sollte auch eine Bildgebung (z.B. MRT) ergänzend durchgeführt werden.

Andere neurologische Erkrankungen können ebenfalls einen Hörsturz imitieren, Ausschluss erfolgt mittels Labor (Suche nach z.B. Entzündungszeichen oder speziellen Antikörpern), Bildgebung (z.B. MRT oder CT bei Verdacht auf TumoreInfektionen oder Blutungen) oder Nervenwasseruntersuchung (über eine Liquorpunktion, z.B. bei Verdacht auf multiple Sklerose).

Auch kann eine Angiographie sinnvoll sein, unter anderem bei einem Verdacht auf Gefäßmissbildungen (z.B. ein Aneurysma oder eine Arterio-Venöse-Malformation AVM), Dissektionen (dabei bildet sich durch Gefäßwandeinrisse ein falsches zweites Lumen aus) oder auf einen Gefäßverschluss.

Therapie

Eine Hörsturz-Therapie sollte so schnell wir möglich nach dem Ereignis begonnen werden, da einige Mediziner irreversible Innenohrschäden befürchten. Allerdings muss verdeutlicht werden, dass keine der Therapien unangreifbar ist und daher auch von den Kostenträgern (also den Krankenkassen) kritisch gesehen werden.

Die Unsicherheit spiegelt sich ebenfalls in unterschiedlichen Standards in den verschiedenen Ländern wider. An erster Stelle des deutschen Therapieschemas steht (mit der Annahme einer Durchblutungs-störung als Auslöser) die Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes, die so genannte rheologische Therapie mit Infusionsbehandlungen. Der Infusion sind durchblutungsfördernde Substanzen zugesetzt, unter anderem Hydroxyethylstärke (HES) und Pentoxifyllin.

Zu beachten sind die hohen Kosten und das Gros an (allergischen) Nebenwirkungen. Neben intravenösen Behandlungen können durchblutungsfördernde Mittel auch als Tablette eingenommen werden, z.B. das Pentoxifyllin oder Nifedipin mit seiner gefäßerweiternden Wirkung. Cortison wird ebenfalls in der Therapie eingesetzt, vor allem auf Grund seiner abschwellenden, immunsuppressiven und entzündungshemmenden Effekte.

Auch Ginko scheint eine gute Wirkung zu erzielen. So wird Ginko als Infusion, Injektion oder als Tablette angeboten. Ergänzend kann eine hyperbare Sauerstofftherapie in einer Druckkammer durchgeführt werden. Diese wird aber (genau wie viele der anderen umstrittenen Therapien) nicht von den Kassen übernommen.

Weitere Therapieansätze wie Lidocain-Infusionen (mit der Gefahr von massiven Herzrhythmusstörungen), die Tympanoskopie (eine operative Darstellung des Mittelohr-Innenohr-Übergangs mit der Möglichkeit der Intervention bei ursächlichen Verletzungen) oder die Fibrinogen-Apharese (Reduktion von dem Gerinnungsfaktor Fibrinogen durch „Serumwäsche“) sind auf Grund des hohen Aufwands, der immensen Kosten und des Risikos für bedrohlichen Nebenwirkungen in der täglichen Praxis nicht relevant.

Viele Studien konnten zeigen, dass es auch häufig (in bis zu 65 Prozent der Fälle) zu Spontanheilungen ohne weitere Therapie kommt, so dass die Behandlungsbemühungen nicht selten kritisch gesehen werden.

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Beitragsbild: pixabay.com – bohed

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 12.06.2012 aktualisiert.