Hypoparathyreoidismus – Die Nebenschilddrüsen-Unterfunktion: Ursachen, Verlauf, Diagnose und Therapie

Die Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae, Epithelkörperchen) liegen jeweils paarig links und rechts der Rückseite der Schilddrüse (Glandula thyreoidea) an. Sie sind linsengroß und dienen der lebenswichtigen Produktion des Hormons Parathyrin (Parathormon, PTH), welches für den Calcium- und Phosphatspiegel im Blut verantwortlich ist. Das gebildete Hormon wird direkt in die Blutbahn sezerniert und gelangt so zum Bestimmungsort. Die Drüsen reagieren unter physiologischen Bedingungen auf einen Mangel an Calcium und Phosphat mit Sekretion, auf einen Überfluss mit Produktionsverhalt.

Der Hypoparathyreoidismus beschreibt eine Unterfunktion der kleinen Drüsen, welche zu lebensbedrohlichen Komplikationen im Organismus führen kann. Man unterteilt diese Störung in idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) und akquiriert. Besonders bei der idiopathischen Form zeigt sich eine familiäre Disposition. Ein Fehlen der Drüsen von Geburt an wird als Aplasie oder Di-George-Syndrom bezeichnet. Daneben kann die Unterfunktion auch als Folge einer Immunerkrankung entstehen. Eher selten ist eine tumoröse Entartung aller vier Körperchen. Weitere Ursachen für einen Hypoparathyreoidismus können Verletzungen (bei Operationen) oder eine Entfernung im Rahmen einer Schilddrüsenexzision sein.

Durch die Unterfunktion der Drüsen kommt es zu einem Mangel an Parathormon. Der Calcium- und Phosphathaushalt kann nicht mehr ausreichend reguliert werden, Folgen sind eine Hypokalzämie und eine Hyperphosphatämie.

Nahezu zwei Drittel aller Betroffenen leiden durch den Mangel an tetanischen Krämpfen. Diese sind besonders gut im Gesicht zu beobachten (Zuckungen um den Mund herum). Daneben entwickelt sich die Tetanie auch an Armen und Beinen, es zeigen sich eine Spitzfußstellung und ungewöhnlich angewinkelten Hände. Durch eine verkrampfte Darmmuskulatur (viszerale Tetanie) kommt es zu Defäkationsproblemen (z.B. Verstopfungen). Daneben entwickeln sich auch Parästhesien im Bereich der Extremitäten.

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Es kommt zu Gefühlen wie Ameisenlaufen oder pelzigem Belag auf der Haut. Durch die auftretenden Krampfphasen zeigen sich bei den Erkrankten häufig psychologische Auffälligkeiten wie Angstgefühl, Unruhe, Nervosität und leichte Gereiztheit. Auch kann es zu einer Erhöhung der Atemfrequenz währen der Phasen kommen, hier droht eine Hyperventilation.

Bei längerem Verlauf entstehen zusätzlich paradoxe Verkalkungen der Augenlinsen (Katarakt) sowie im Bereich der Basalganglien des Gehirns (Morbus Fahr). Bei bestehendem Immundefekt zeigen sich zudem vermehrt ein Haarausfall sowie Pilzerkrankungen von Nägeln am Fuß oder an der Hand (Candidiasis).

Bei Kleinkindern kann es durch das Fehlen der Drüsen zu Entwicklungsstörungen kommen. Nicht selten werden ein verzögertes Wachstum, Minderwuchs oder auch Zahnbildungsstörungen beobachtet.

Die zum Teil gut sichtbaren Krämpfe geben erste Hinweise auf die bestehende Erkrankung. Dabei muss nicht immer ein Mangel an Kalzium vorliegen, vielmehr entstehen die Tetanien auch durch Hyperventilation. Die Untersuchung des Blutbildes zeigt eine Hypokalzämie, Hyperphosphatämie und ein gesenktes PTH. Differentialdiagnostisch erfolgt der Ausschluss von Erkrankungen mit ähnlich klinischem Bild (z.B. Rachitis, Osteomalazie, Pseudohypoparathyreoidismus). Die Blutgase weisen eine Erhöhung von CO2 auf. Das Elektromyogramm dient der Reflexprüfung (Chvostek-Reflexe, Trousseau-Zeichen).

Bei einem Anfall (Tetanie) wird sofort hochdosiertes Kalzium injiziert, zum Teil erfolgt auch die Gabe von Infusionen. Die Langzeittherapie nutzt orale Vitamin-D-Präparate, die die Kalziumabsorption steigern, sowie kalziumhaltige Mittel. Dabei muss die Dosierung genau beachtet werden(zwischen 500 und 1500 mg pro Tag), um ein Überangebot zu vermeiden, welches zu Durchfällen führt (= umgekehrte Wirkung, zugeführtes Kalzium wird rasch wieder ausgeschieden). Bei gleichzeitiger Hyperventilation sind Vitamin-D-Präparate kontraindiziert.

Auch sollte der Genuss milchhaltiger Getränke und Speisen reduziert werden, sie enthalten zwar Kalzium, fördern aber gleichzeitig auch das Angebot an Phosphat. Eine Schulung in der richtigen Atemtechnik (siehe auch Atemtherapie) hilft Hyperventilationen zu vermeiden.

Insgesamt ist die Unterfunktion der Nebenschilddrüse schulmedizinisch gut behandelbar, die Symptome werden gemildert und gehen zum Teil vollständig.

Nach erfolgter Einstellung sind Betroffene jedoch lebenslang auf die Einnahme der Präparate sowie eine regelmäßige Überprüfung der Laborwerte angewiesen.

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Beitragsbild: pixabay.com – naturalherbsclinic