Kinesiotape – Anwendung und Schmerztherapie
Das Kinesiotape ist ein Band, bestehend aus elastischer Baumwolle, das mit einem hautverträglichen Acryl-Klebstoff versehen ist. Es wird eingesetzt, um Verletzungen und eine Reihe von physischen Beschwerden zu behandeln.
Es hat sich seit Neuestem bei den professionellen Sportlern durchgesetzt in der Behandlung und zur Vorbeugung von Sportverletzungen. Bei der Sommerolympiade von 2008 benutzten eine Reihe von Athleten dieses Band, was diesem zum Durchbruch in der westlichen Welt verhalf. Sportgrößen wie Tiger Woods, Lance Armstrong, Serena Williams und andere trugen die Kinesiotapes.
Das Band wird auf die Haut um schmerzende Gelenk- oder Muskelpartien in verschiedenen spezifischen Formen (I, Y oder X Form) aufgetragen.
Geschichte
Sportler hatten schon seit langem Bänder und Bandagen benutzt, um Muskeln und Gelenke zu schonen und behandeln und Schmerzen zu reduzieren. Diese Bänder waren jedoch unelastisch. In den siebziger Jahren war es der japanische Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase, der ein elastisches Band entwickelte, das Kinesiotape, welches aus dehnbarem Baumwollmaterial bestand.
Die Kinesiotapes der neuen Generation bestehen aus Nylon. Diese haben den Vorteil, dass sie auch nach häufigem Gebrauch nicht in ihrer Elastizität nachlassen, im Gegensatz zu Baumwolle. Das aufgetragene Band unterstützt dann Muskeln und Gelenke, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Das Band kann über mehrere Tage auf diese Art und Weise getragen werden.
Funktionen
Der Einsatz des Kinesiotapes ist gedacht, um schwache, verletzte und überdehnte Muskeln (Muskelverletzungen) zu stützen und die damit verbundenen Schmerzen zu lindern. Als prophylaktische Maßnahme soll das Band eine Überkontraktion der Muskulatur verhindern. Das Band kann dann mit und ohne Spannung aufgetragen werden, je nach therapeutischem Ziel.
Laut Kinesiotheorie erzeugt ein mit Spannung aufgetragenes Band einen Bereich unter der Haut, der besser durchblutet wird und wo eine verbesserte Lymphdrainage erfolgt. Dies lindert Schmerzen und hilft dem Heilprozess von entzündeten Muskelpartien. Die Kinesiotheorie empfiehlt, das Band über den ganzen zu behandelnden Muskel anzubringen, also vom Ursprung des Muskels bis zu seinem Ansatz.
Dies hilft, einen überbeanspruchten Muskel zu entlasten. Diese Vorgehensweise bei schwachen und unterbeanspruchten Muskeln anzuwenden, kann als begleitende Therapie in der Rehabilitation erfolgen. Die bevorzugten Areal des Körpers, auf die die Bänder aufgetragen werden, sind die Beine, Arme, Schultern und der Rücken.
Wirkung oder Nicht-Wirkung
Um effektiv wirken zu können, muss das Band genau platziert werden, so die Aussagen der Kinesiotherapie. Der richtige Umgang und die fachgerechte Platzierung der Kinesiotapes wird in Seminaren unterrichtet. Inzwischen gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Studien, die der Frage der Wirksamkeit, bzw. der therapeutischen Relevanz der Kinesiotapes nachgegangen sind. Hier sind die Ergebnisse allerdings noch recht ambivalent:
Eine randomisierte Doppelblindstudie mit dem Band zeigte keine Mittel- oder Langzeiteffekte. Sie zeigte aber einen statistisch signifikanten Effekt unmittelbar nach der Anwendung. Die Autoren schlossen daraus, dass der Gebrauch des Kinesiotapes zur Schmerzbehandlung bei jungen Patienten mit möglicher Tendinitis im Schulterbereich nicht empfohlen werden kann (Mark D. Thelen, Paul D. Stoneman, James A. Dauber – “The Clinical Efficacy of Kinesio Tape for Shoulder Pain: A Randomized, Double-Blinded, Clinical Trial”. JOSPT Julie 2008 Band 38, Nr. 7).
Eine randomisierte klinische Studie an Patienten mit Schleudertrauma zeigte einen statistisch signifikanten Effekt, aber eine Verbesserung der Schmerzen und der Beweglichkeit des Halses fiel nur geringfügig aus, was als klinisch kaum relevant anzusehen war (González-Iglesias J, Fernández-de-Las-Peñas C, Cleland JA, Huijbregts P, Del Rosario Gutiérrez-Vega M (July 2009). “Short-term effects of cervical kinesio taping on pain and cervical range of motion in patients with acute whiplash injury: a randomized clinical trial”. The Journal of Orthopaedic and Sports Physical Therapy 39 (7): 515–21).
Eine andere Studie, die die Muskelkraft untersuchte, fand heraus, dass Kinesiotapes, die auf der Vorderseite des Oberschenkels angebracht worden waren, keine Zu- oder Abnahme der Muskelkraft in gesunden, unverletzten jungen Athleten bewirkten (Fu TC, Wong AM, Pei YC, Wu KP, Chou SW, Lin YC (April 2008). “Effect of Kinesio taping on muscle strength in athletes-a pilot study”. Journal of Science and Medicine in Sport / Sports Medicine Australia 11 (2): 198–201).
Eine Studie mit Baseball Spielern, die an einer Schulterprellung litten, bestätigte eine positive Veränderung der Beweglichkeit des Schulterblatts und der Muskelaktivitäten nach Einsatz des Kinesiotapes (Hsu YH, Chen WY, Lin HC, Wang WT, Shih YF (December 2009). “The effects of taping on scapular kinematics and muscle performance in baseball players with shoulder impingement syndrome”. Journal of Electromyography and Kinesiology 19 (6): 1092–9).
Eine weitere Studie untersuchte den Einfluss von Kinesiotapes auf den Tonus des Musculus vastus medialis während isometrischer Kontraktionen. Die Wissenschaftler beobachteten eine Erhöhung des Tonus 24 Stunden nach Anlegen der Bänder. Der Tonus reduzierte sich jedoch nach Ablauf von vier Tagen auf den Ausgangswert. Die Autoren schlossen daraus, dass, wenn Kinesiotapes kurz vor körperlichen Aktivitäten aufgetragen werden, sie ihre eigentliche Funktion verfehlen (Słupik A, Dwornik M, Białoszewski D, Zych E (2007). “Effect of Kinesio Taping on bioelectrical activity of vastus medialis muscle. Preliminary report”. Ortopedia, Traumatologia, Rehabilitacja 9 (6): 644–51).
Eine weitere Studie untersuchte den Einsatz von Kinesiotapes auf die Beweglichkeit des Unterkörpers. Sie konnte eine erhöhte Beweglichkeit beobachten, die gepaart war mit einer verbesserten Beugung. Keine signifikanten Veränderungen konnten beobachtet werden bezüglich Streckung und seitlicher Rumpfbeugung (Yoshida A, Kahanov L (2007). “The effect of kinesio taping on lower trunk range of motions”. Research in Sports Medicine 15 (2): 103–12).
Ergo
Wie bei vielen alternativen Konzepten, so ist auch das Kinesiotape noch in der Schusslinie der klassischen Schulmedizin. Dass die Studienlage zur Wirksamkeitsfrage widersprüchlich ist, liegt zum großen Teil darin begründet, dass, wie so oft in der medizinischen Wissenschaft, mit zu wenig Probanden bzw. Patienten gearbeitet wird.
Damit sind dem Zufall Tür und Tor geöffnet, und positive und negative Ergebnisse gleichermaßen sind das Resultat solcher Studienpraktiken. Und solche statistisch unzureichend ausgearbeiteten Studien sorgen dann auch nachhaltig dafür, dass die konträre Debatte über Sinn und Unsinn des untersuchten Gegenstandes fortdauert.
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