Prostatakrebs: Alles über Risikofaktoren, Screening und Behandlungsmöglichkeiten

Der Prostatakrebs (Prostatakarzinom) gilt als häufigster bösartiger Tumor bei Männern. Die Erkrankung steht als Todesursache unter allen Krebsformen auf Platz 3. Vorsorgeuntersuchungen sollen die Früherkennung ermöglichen und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöhen. Unumstritten ist das generelle Screening allerdings nicht.

Die Prostata (Vorsteherdrüse) dient vor allem der Sekretbildung für den Samenerguss. Sie liegt unterhalb der Harnblase, ist ca. kastaniengroß und umschließt den oberen Bereich der Harnröhre.

Das Prostatakarzinom entwickelt sich meist nach dem 40. Lebensjahr, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter ansteigt. Jährlich kommt es in Deutschland zu nahezu 65.000 Neuerkrankungen. Je früher das Geschwür entdeckt wird, desto besser sollen nach allgemeiner Ansicht die Heilungschancen sein.

Ab dem 45. Lebensjahr wird daher eine jährliche Vorsorgeuntersuchung angeboten. Über die  Wirksamkeit des Krebs-Screening sind sich jedoch nicht alle Mediziner einig. Gerade Fachleute für Risikowahrscheinlichkeiten halten statistische Angaben hierzu für Augenwischerei.

Die Ursachen für die Entstehung des Prostatakarzinoms sind noch nicht vollständig geklärt. Es lässt sich jedoch ein stimulierender Einfluss männlicher Geschlechtshormone (Androgene, speziell Testosteron) nachweisen.

Risikofaktoren sind daneben:

  1. Genetische Disposition (Das Risiko verdoppelt sich bei Erkrankung eines Familienmitglieds ersten Grades)
  2. Alter (Der Erkrankungsschwerpunkt liegt zwischen dem 50. und dem 85. Lebensjahr)
  3. Ernährung (Fett- und ballaststoffarme Nahrung fördern die Entstehung, Getreide und Gemüse reduzieren es)
  4. Lebensgewohnheiten (Übergewicht, wenig Bewegung)
  5. Umweltfaktoren (z.B. Arbeiten mit Schwermetallen)
  6. Ethnische Einflüsse (vermehrtes Tumorwachstum bei dunkelhäutigen Menschen)

Bildnachweis: 123rf.com – Yuiy Klochan

Symptome

Die Klinik zeigt meist erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome, die unter anderem auch einer gutartigen Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie) zugeordnet werden können.

Durch Vergrößerung des Tumors kommt es zu einer Einengung der Harnröhre, wodurch sich vor allem folgende Anzeichen zeigen: Das Wasserlassen ist erschwert (Dysurie), führt zu Schmerzen (Algurie) und einem verminderten Strahl.

Es kommt zu andauerndem Harndrang, häufigem Wasserlassen, jedoch mit geringer Urinmenge (Pollakisurie). Zusätzlich führen die verminderte Sekretproduktion und der Druck auf die Harnröhre zu Erektionsproblemen.

Weitere Symptome sind FieberNachtschweiß, Leistungsabfall,   MüdigkeitGewichtverlustRückenschmerzen und Knochenschmerzen (unter anderem kann es zu einem Knochenbruch durch Bagatellverletzung kommen = pathologische Fraktur), ein ziehender Schmerz in den Beckenbereich, Ödeme in Beinen und Hodensack sowie unter Umständen die Ausbildung einer Anämie (Blutarmut).

Dies können Hinweise auf Metastasen sein, die Symptome zeigen sich aber auch bei anderen Erkrankungen.

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Diagnose

Die Diagnostik wählt zuerst die digital-rektale Untersuchung, bei der die Prostata abgetastet wird. Im Blutbild interessiert besonders das PSA (prostataspezifisches Antigen). Der Grenzwert (2,5 ng/l bis 6,5 ng/ml) ist altersabhängig und darf mit zunehmendem Alter höher ausfallen.

Aber auch die PSA-Werte sind etwas in Verruf geraten, vor allem in der “Vorsorgeuntersuchung”, wie ich kurz im Beitrag: PSA Test – Fehlalarm, zeige.

Daneben werden transrektale Sonographie, CT und MRT sowie eine Gewebeentnahme (Biopsie) genutzt. Die Szintigraphie dient der Darstellung von Metastasen im Knochen. Auch Gewebeproben sind möglich. Bei positivem Befund erfolgt die Einteilung des Tumors nach der TNM-Klassifikation (Tumor-Knoten/Nodus-Metastase), nach der die anschließende Therapie, abhängig vom Alter des Betroffenen sowie der Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors, ausgerichtet wird.

Schulmedizin Therapie

Liegt der Tumor isoliert vor und sind keine Nachbarbereiche in Mitleidenschaft gezogen, bietet sich das operative Verfahren an, bei dem die gesamte Prostata entfernt wird. Das Verfahren bringt für die betroffenen Männer große Einschränkungen in der Lebensqualität mit sich. Etwa 70 % der Patienten leiden über längere Zeit (oder auch dauerhaft) unter Erektionsstörungen und/oder Harninkontinenz.

Auch Darmverletzungen und Blutungen sind mögliche Nebenwirkungen. Deshalb sollte eine Operation nie voreilig geschehen, sondern immer gut überlegt sein. Oft können die Patienten auch ohne Therapie mit dem Prostatakrebs alt werden. Wichtig ist dann allerdings eine dauerhafte Beobachtung des Karzinoms.

Hat das Prostatakarzinom jedoch die Gewebehülle bereits durchbrochen, und ist in Nachbarregionen eingewachsen, erfolgen kombinierte Methoden mit Operation, Chemo- und Strahlentherapie. Zusätzlich wird eine Androgendeprivation durchgeführt.

Auch die alleinige Strahlentherapie kann bei besonders kleinen Geschwüren erfolgversprechend eingesetzt werden, hier wird unter Umständen der Krebs auch nur beobachtet. Einige Ärzte meinen, dass eine regelmäßige Kontrolle des Krankheitsverlaufes in den meisten Fällen von Prostatakrebs insgesamt günstiger für den Patienten ist als eine weitreichende Intervention. Das Sterberisiko durch den Krebs beeinflusst dieses Vorgehen im Vergleich zu den rigiden Behandlungen offensichtlich nicht (Long-term follow-up of a large active surveillance cohort of patients with prostate cancer).

Die Hormontherapie zielt auf den Entzug von Androgenen wie Testosteron ab, das das Wachstum der Tumorzellen fördert. Allerdings sind die gefährlichsten Zellen des Karzinoms ohnehin gar nicht empfänglich für das Signal der Hormone und auch praktisch resistent gegen die Strahlentherapie (Neuroendokrine Differenzierung im Prostatakarzinom).

Diese neuroendokrinen Zellen entstehen offenbar aus krebsartigen Bindegewebszellen durch eine gesteigerte Synthese der Aminosäure Glutamin. Die Androgendeprivation ist demnach nur dann sinnvoll, wenn gleichzeitig die Glutamin-Aufnahme der Bindegewebszellen medikamentös unterdrückt wird. Ohne diese zusätzliche Maßnahme kann die Hormontherapie zu Rezidiven und stärker bösartigem Prostatakrebs führen (Stromal epigenetic alterations drive metabolic and neuroendocrine prostate cancer reprogramming).

Ist das Screening auf Prostatakrebs sinnvoll?

Der Tumor lässt sich im Stadium der Hüllendurchbrechung meist nicht mehr vollständig entfernen, eine Heilung ist nur bedingt möglich. Liegt eine Streuung (Metastasen) vor, kann die Therapie nur noch einen palliativen Charakter besitzen (Linderung von Schmerzen).

Je früher Prostatakrebs diagnostiziert wird und je kleiner und begrenzter der Tumor ist, umso besser sollen die Heilungschancen sein. Diese an sich naheliegende Annahme kann bei genauem Hinsehen jedoch nicht betätigt werden.

Durch das Krebs-Screening, das der Früherkennung dient, erhöht zwar die 5-Jahres-Überlebensrate, die allerdings nur ein rein statistischer Wert ist. So betrug die absolute 5-Jahres-Überlebensrate bei Prostatakrebs 2007 in Großbritannien 44 % und in den Vereinigten Staaten 82 %.

Diese Zahlen täuschen jedoch darüber hinweg, dass die Sterblichkeit durch Prostatakrebs in beiden Ländern gleich war. Denn in Wirklichkeit sagt die 5-Jahres-Überlebensrate nur etwas darüber aus, wie lang der Zeitraum zwischen Diagnose und Tod ist.

Das Screening produziert zudem falsch positive Ergebnisse und erhöht die Zahl der Erkrankten, weil auch harmloser Prostatakrebs in die Statistik eingeht. Diese nicht invasiven Tumore führen nicht zum Tod.

Bei diesen Tumoren ist die Radikal-Therapie aus der Sicht einiger Ärzte gar nicht erforderlich. Allerdings erhöht sich durch die Miteinbeziehung solcher leichten Fälle die  5-Jahres-Überlebensrate, wodurch die Statistik geschönt wird. Die falsch positiven Ergebnisse haben zudem unnütze Behandlungen zur Folge.

Eine Meta-Studie schätzt den Anteil der Überdiagnosen mit ihren negativen Folgen auf rund 60 % aller Fälle, in denen die Tumore entdeckt und überflüssigerweise behandelt werden (Overdiagnosis in Cancer). Die Autoren einer anderen Literatursichtung scheinen sich ihrer Sache nicht ganz sicher zu sein. Darin schätzen die Wissenschaftler die Überdiagnoserate bei Prostatakrebs auf 1,7 % bis 67 %. Trotzdem weisen die Forscher auf die Gefahren der unnützen Therapien hin, wenn der Krebs keine lebensbedrohlichen Ausmaße annehmen würde (Overdiagnosis and overtreatment of prostate cancer).

Die Auswertung von 5 Studien, die Daten von über 300.000 Teilnehmern umfassen, zeigt ein ähnliches Bild. In ihrer Arbeit kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass das Screening auf Proststa-Krebs die Mortalität der Patienten nicht nachweisbar senken kann (Screening for prostate cancer: an updated Cochrane systematic review).

In einer europäischen Langzeit-Studie mit 20.000 Teilnehmern haben Forscher eine geringere Mortalität durch das Screening bei Männern, die im Alter zwischen 55 und 59 Jahren damit begannen, herausgearbeitet (Eighteen-year follow-up of the Göteborg Randomized Population-based Prostate Cancer Screening Trial: effect of sociodemographic variables on participation, prostate cancer incidence and mortality).

Dem widersprechen die Resultate einer anderen Langzeituntersuchung. Dabei konnte keine Lebensverlängerung belegt werden, die das Screening bei Prostatakrebs eigentlich bewirken soll (Extended mortality results for prostate cancer screening in the PLCO trial with median follow-up of 15 years).

Dass die Therapien nach Diagnosen eines Prostatatumors die Lebenserwartung nur in geringem Maße erhöhen, belegt eine andere Studie (10-Year Outcomes after Monitoring, Surgery, or Radiotherapy for Localized Prostate Cancer). Demzufolge würden viele Patienten unnötigerweise den schweren Nebenwirkungen der Chemotherapie und Bestrahlung ausgesetzt.

Wodurch könnte das Screening verbessert werden?

Die Bestimmung des PSA-Wertes ist offensichtlich unzureichend, um aggressiven Prostatakrebs zu diagnostizieren. Um besser unterscheiden zu können, welcher Tumor lebensbedrohlich ist und welcher relativ „harmlos“, empfehlen Wissenschaftler einen erweiterten Test. Dabei soll beispielsweise der KLK2-Wert (Kallikrein-2) auch bestimmt werden. Dadurch könnten unnötige und riskante Biopsien vermieden werden (Reducing unnecessary biopsy during prostate cancer screening using a four-kallikrein panel: an independent replication).

Andere Forscher schlagen vor, die Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) verstärkt einzusetzen, um Tumore an der Prostata zu erkennen und deren Risiko besser zu beurteilen (MRI-Targeted or Standard Biopsy for Prostate-Cancer Diagnosis). Wahrscheinlich wird die effektivere Methode aus Kostengründen zu wenig angewendet.

Erstaunliche Alternativen zur schulmedizinischen Therapie

Erstaunliche Erfolge haben Wissenschaftler hier mit phytomedizinischen Präparaten melden können. Der Wirkstoff Nimbolid aus dem Niembaum (Mahagonigewächs) konnte die Größe der Tumore um 70 % reduzieren.

Extrakte der ayurvedischen Heilpflanze verminderten auch die Wahrscheinlichkeit einer Metastasierung des Prostatakrebses. Die Wissenschaftler zeigten, dass Nimbolid ein Enzym im genetischen Stoffwechsel der Zellregulation beeinflusst (National University of Singapur).

Vorbeugung aus naturheilkundlicher Sicht

Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass die Ernährung einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung von Prostatakrebs hat. Deshalb spielt sie auch bei der Vorsorge eine zentrale Rolle. Alleine durch den Verzehr von größeren Mengen pflanzlicher Lebensmittel kann das Erkrankungsrisiko um mindestens 25 % reduziert werden.

Wirksam sind die Flavonoide, die den Ausbruch von bösartigen Tumoren verhindern können. Auch Antioxidantien sind ein hilfreicher Schutz vor Prostatakrebs. Sie sind zum Beispiel in kernreichen Trauben, Sanddorn, Kohl, Zitrusfrüchten, Blaubeeren, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und grünem Tee enthalten.

Besonders wirksam ist eine abwechslungsreiche Ernährung, bei der viele verschiedene Antioxidantien verzehrt werden. Insgesamt ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig für die Krebsvorbeugung.

Wichtig zu wissen: Krebszellen ernähren sich überwiegen von Zucker. Zuckerkonsum kann deshalb zu einer rasanten Vermehrung der Zellen führen.

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Beitragsbild: 123rf.com – Kateryna Kon

Dieser Beitrag wurde im Oktober 2020 erstellt und letztmalig am 08.07.2024 aktualisiert und ergänzt.